The 39 Clocks: "Shake The Hippie" (1981)


Psychedelic Punk, yeah. Mit den 39 Clocks ging es 1976 in Hannover los, als sich Jürgen Gleue (Guitar, Bass, Vocals) und Christian Henjes (Guitar, Organ, Vocals) über den Weg liefen und die Band Killing Rats gründeten. Der Bandname wurde bald darauf in The 39 Clocks geändert. Jürgen Gleue nannte sich nun J.G.39 und Christian Henjes C.H.39, perfekt. Im Jahr 1980 erschien die Single "DNS / Twisted & Shouts" und 1981 das Debütalbum "Pain It Dark" bei No Fun Records. Hans Keller schrieb 1980 in der Zeitschrift Sounds über die Single: Melancholisch-stimmungsvoll, eine durchtuckernde Rhythmusmaschine hat oft etwas Depressives an sich. Einfache, ständig wiederholte Figuren auf verzerrter Gitarre ("DNS"). Fast noch besser eine sinistere Fassung von "Twist & Shout", genannt "Twisted & Shouts", die elegische Melodie wechselt langsam zu einem spitzen Kreischgeräusch. Überzeugend. Leider in englisch. Im Jahr 1982 gabs dann die Single "Aspetando Godo / New Crime Appeal" und das Album "Subnarcotic" beim Label Psychotic Promotion, yeah, und 1983 lösten sich die 39 Clocks auf. Jürgen Gleue gründete mit Jörg Worat (Piano, Organ, Bass) und Rüdiger Klose (Drums) die Band Exit Out und Christian Henjes machte mit der Band The Beauty Contest weiter. Okay, im Jahr 1987 taten sich die beiden Musiker nochmals zusammen und veröffentlichten bei What’s So Funny About Records das Album "13 More Protest Songs". Bei diesem Album wurden sie von den Musiker*innen Matthias Arfmann (Piano), Claudius Wassermann (Zither), Stefan Gross (Bass), Alice Dee (Drums), Rüdiger Schmidt (Drums) und Mathias Schneeberger (Drums) unterstützt. Es befindet sich darauf eine hörenswerte Version des Songs "Eve Of Destruction" von P.S. Sloan. Der Song war 1965 ein Hit für Barry McGuire gewesen. Auf dem Cover steht zu lesen: This record is dedicated to Rolf-Ulrich Kaiser, Reg Presley, Chet Baker, Jack Grunsky, Ilona Staller. Rolf-Ulrich Kaiser war der Gründer der Labels Ohr, Pilz und Die Kosmischen Kuriere, also spielte eine tragende Rolle in der Geschichte des Krautrock. Reg Presley war der Sänger der britischen Band The Troggs, er starb 2013 im Alter von 71 Jahren. Chat Baker war ein us-amerikanischer Jazztrompeter und Sänger, er starb 1988 im Alter von 58 Jahren. Jack Grunsky ist ein kanadisch-österreichischer Folkmusiker und war Gründer der Band Jack's Angels, die von 1966 bis 1968 in Österreich Popgeschichte schrieb. Und Ilona Staller ist eine in Ungarn geborener Pornodarstellerin, die in Italien unter dem Pseudonym Cicciolina berühmt wurde. Sie wurde 1987 für die Partei Partito Radicale ins italienische Parlament gewählt und 1991 heiratete sie den us-amerikanischen Künstler Jeff Koons. Ilona Staller hat mehrere Platten veröffentlicht. Ihr erstes Album "Ilona Staller" erschien 1978 beim Label RCA Italiana, yeah, und dann gabs noch mehrere Alben unter ihrem Pseudonym Cicciolina. Disco Music, darunter auch Versionen der Songs "I Feel Love" und "Love To Love You Baby" von Donna Sommer sowie "Je T'aime Moi Non Plus" von Serge Gainsborg & Jane Birkin. Zurück zu Jürgen Gleue und Christian Henjes. Das letzte mir bekannte Album von Jürgen Gleue ist "More Phantom Than Ever" 1998 beim Label TOAStER iM TeSt mit der Band Phantom Payns, das sind Jürgen Gleue (Guitar, Vocals), Joe Bloeck (Guitar, Vocals), Andreas Brüning (Bass) und Rüdiger Klose (Drums, Percussion). Psychedelic-Jazz-Rock, yeah. Christian Henjes hat nach dem Nachzügler-Album von den 39 Clocks anscheinend keine Tonträger mehr veröffentlicht, vielleicht hat er die Musik auch überhaupt an den berühmten Nagel gehängt. Keine Ahnung. Der Song "Shake The Hippie" stammt vom Album "Pain It Dark", das 2009 beim Label Bureau B als CD wiederveröffentlicht wurde. Dieses Album haben die 39 Clocks u.a. Tiny Tim, Karl-Heinz Stockhausen und den Bee Gees gewidmet, ja, sie hatten Geschmack und Witz. Jetzt ein kleiner Ausflug ins Jahr 1939, zu den Surrealisten und Sigmund Freud: Bislang habe ich dazu geneigt, die Surrealisten, die mich scheinbar zum Schutzpatron gewählt haben, für absolute - sagen wir zu fünfundneunzig Prozent wie beim Alkohol - Narren zu halten. Der junge Spanier mit seinen treuherzig-fanatischen Augen und seiner unleugbaren technischen Meisterschaft hat mir eine andere Einschätzung nahegelegt. Mit dem jungen Spanier meinte Sigmund Freud natürlich Salvador Dali. In seinem Buch "Objektwahl (All You Need Is Love...) - Über Paarbildungsstrategien & Bruchstück einer Freudbiographie" 1990 hat Klaus Theweleit die Popmusik und Sigmund Freud zusammengedacht, sehr lesenswert. Darin zitiert er auch Heinrich Heine mit seinem Gedicht "Leise zieht durch mein Gemüt" 1830: Leise zieht durch mein Gemüt / liebliches Geläute. / Klinge, kleines Frühlingslied, / kling hinaus ins Weite. / Kling hinaus, bis an das Haus / wo die Blumen sprießen. / Wenn du eine Rose schaust, / sag, ich laß sie grüßen. Ja, all you need is LOVE.

16.12.2020