808 State: "Pacific 202" (1989)


Acid House Pop, yeah. 808 State wurde 1987 von Graham Massey, Martin Price und Gerald Simpson in Manchester, England gegründet. Der Name wurde von der Roland TR-808 Drum Machine abgeleitet. Martin Price war Betreiber eines Plattenladens und des Labels Creed Records. Eigentlich hatten die 3 vor eine HipHop-Crew mit dem Namen Hit Squad Manchester zu gründen, doch irgendwie wurde dann die Acid-House-Group 808 State daraus. Im Jahr 1988 erschien bei Creed Records das Debütalbum "Newbuild", danach unterschrieb die Band bei ZTT Records, dem Label von Trevor Horn. Bei ZTT Records erschienen die Alben "90" 1989, "ex:el" 1991, "Gorgeous" 1993 und "Don Solaris" 1996. Den größten kommerziellen Erfolg hatte 808 State mit Songs wie "Pacific State" 1989, "Cubik" 1990 oder "In Yer Face" 1991, die alle auch als Single erschienen sind. Gerald Simpson verließ 808 State bereits 1989 und erlangte unter dem Pseudonym A Guy Called Gerald einige Berühmtheit in der Techno- und House-Szene. Im Jahr 1989 waren 808 State dann kurz zu viert in der Popwelt unterwegs, Graham Massey und Martin Price sowie die beiden neu hinzugekommenen Musiker Darren Partington und Andy Barker. Martin Price verabschiedete sich dann 1991, er gründete mit Neale Johnson und Steve Caton die kurzlebige House-Group Switzerland und wurde danach angeblich Manager der HipHop-Crew Kaliphz. Graham Massey machte mit Andy Barker und Darren Partington weiter. Darren Paddington wurde 2015 wegen Drogendealerei verhaftet und zu 18 Monaten Haft verurteilt. Andy Barker starb 2021 im Alter von 53 Jahren. 808 State ist zurzeit also ein Soloprojekt von Graham Massey. Zuletzt erschien 2019 das Album "Transmission Suite" als Self-Release. Der Song "Pacific 202" ist auf dem 89er-Album "90" zu finden. Graham Massey hat 2006 unter dem Pseudonym Massonix das Soloalbum "Subtracks" bei Skam Records veröffentlicht. Unter dem Pseudonym Prof Vernon World wirkte er bei der Band Sisters Of Transistors mit und seit 2013 ist er Mitglied der Band Part Time Heliocentric Cosmo Drama After School Club, einer Sun-Ra-Tribute-Band. Graham Massey: I think you can play that first album "Newbuild" next to a record by the band called Prime Time, which was Ornette Coleman's 80s band, there's a very similar kind of tension and poly-tonality to the two things. Felix Klopotek: Nicht mehr an harmonisch-melodisch fixiertes Material gebunden und rhythmisch den 4/4 Takt in ein multidirektionales Pulsieren auflösend, gewannen die Free-Jazzer ihren eigenen Zugang zum Geräusch als integriertem Teil des Spielens. Dessen Erzeugung wurde dezidiert als Gruppenprozess gedacht und praktiziert - Musik-Machen als sozialer Akt war hier bereits verwirklicht. Von Felix Klopotek erschien 2002 beim Ventil Verlag das äußerst lesenswerte Buch "How They Do It - Free Jazz, Improvisation und Niemandsmusik". Felix Klopotek: Na ja, sozialisiert wird man doch ab dem Moment, in dem man auf die Welt kommt. Meine Eltern, weiß Gott keine avancierten Pophörer, hatten ein paar Platten zu Hause, die für kleine Kinder echt heavy waren: "Deep Purple In Rock", "Are You Experienced?" und so was. Mich hat am Musikhören immer der Soundaspekt interessiert, Style, Texte, Kontexte etc. blieben zweitrangig. Free Jazz war ab 1994 der Kulminationspunkt. Davor habe ich Metal und Punk gehört. Mittlerweile hat sich die emphathische Begeisterung für Free Jazz abgeschliffen. Der Umgang mit dieser Musik ist - nicht zuletzt durch die Labelarbeit - professionalisiert worden. Man wird gelassener, entdeckt anderes - allein schon, weil man durch Free Jazz gelernt hat, anders zu hören! - und glaubt nicht mehr daran, dass Improvisation auf 'genialer Intuition' beruht. "How They Do It" ist auch ein Abschiedsbuch. Felix Klopotek hat von 1998 bis 2010 mit Hans Grob, Simon Goertz und Joseph Suchy das Label GROB betrieben. Eine der ersten Veröffentlichungen von GROB war das Album "Queue" 1998 von MIMEO (Music In Movement Electronic Orchestra), da waren auch die beiden Wiener Peter Rehberg und Christian Fennesz mit dabei, außerdem die britische Elektronikerin Kaffe Matthews, die ich ebenfalls sehr schätze.

06.07.2022