Arthea: "Pentatonic" (1986)


Arthéa war eine französische Experimental-Pop-Band, die in Eigenregie die beiden hörenswerten Kassetten "Passages" 1986 und "Masques" 1991 veröffentlichte und aus den Musikern François Bourlier, Goa alias Georges Alloro und Patrick Jauneaud bestand. François Bourlier und Goa spielten davor bereits gemeinsam in der 1967 in Nice, Frankreich gegründeten Band Horde Catalytique Pour La Fin, die 1971 bei Futura Records ein gleichnamiges Album mit Live-Improvisationen veröffentlichte. Das Album wurde 2001 bei Mellow Records unter dem Titel "Gestation Sonore" als CD neu aufgelegt. Goa war bei dem Konzert am 26. Februar 1971 im Théâtre de Nice, bei dem die 4 Songs des Albums mitgeschnitten wurden, aber nicht mit dabei. Horde Catalytique Pour La Fin spielte bei diesem Konzert in der Besetzung Jacques Fassola (Contrabass, Prepared Guitar, Banjo, Bombarde, Zen Mouth Organ), Gil Sterg (Drums, Balafon, Tumba, Ney, Percussion), François Bourlier (Glass Harp, Vibraphone, Panpipes, Mbira, Piano Strings) und Richard Accart (Tenor Saxophone, Flutes, Bird Calls, Souffles Divers). François Bourlier und Goa veröffentlichten dann 1974 beim Label Le Chant Du Monde das Album "Horizon". Wie es mit Jacques Fassola und Gil Sterg nach Horde Catalytique Pour La Fin weiterging, weiß ich nicht, Richard Accart war in den 90er Jahren mit der Psychedelic Band Fool Moon unterwegs, die 1994 beim Label Production KZL ein gleichnamiges Album veröffentlichte, auf der auch Didier Malherbe mit seinem Saxophone zu hören ist. Didier Malherbe war lange Zeit Mitglied der legendären Band Gong, wo er manchmal auch unter dem Künstlernamen Bloomdido Bad De Grass in Erscheinung trat. Das Album "Fool Moon" besteht hauptsächlich aus Coverversions von Songs wie "Little Sadie" von Bob Dylan, "Brown Eyed Girl" von Van Morrison oder "More Trouble Comin' Everyday" von Frank Zappa, nur der Song "Playing My Fantasy Beat" stammt aus der Feder von Eric Cougrand, den Drummer von Fool Moon. Über François Bourlier und Goa konnte ich nach der Zeit mit Arthéa nichts mehr finden, Patrick Jauneaud arbeitet anscheinend seither als sound engineer, zuletzt konnte ich ihn auf der 2018 beim Label Beating Drum erschienenen EP "Hear My Voice" von Tui Mamaki finden, recorded by und mixed by Patrick Jauneaud. Der Song "Pentatonic" ist auf der Kassette "Passages" zu finden, die 1987 bei Wergo Records in Germany sowohl als LP als auch CD neu aufgelegt wurde. Wie ein Eintauchen in die Stimmenvielfalt des tropischen Regenwaldes wirkt zunächst diese urtümliche, auf exotischen und zum Teil selbstentwickelten Instrumenten frei improvisierte Musik der Gruppe Arthéa. Die drei Multi-Instrumentalisten hatten sich vor 20 Jahren zusammengefunden, um das 'Geheimnis der Musik' zu ergründen, schreibt ein Anbieter über das Album, dessen Vinylversion er um 12,- Euro im Programm hat. Diese Beschreibung klingt etwas merkwürdig, aber keine Angst, die Musik von Arthéa ist sehr sehr hörenswert. Okay. Habe gerade das Buch "Die Zukunft war gestern" von Ingeborg Schober gelesen, es ist 2021 beim Verlag Andreas Reiffer erschienen. Ingeborg Schober ist 2010 im Alter von 62 Jahren verstorben, es handelt sich hier um Essays und Reportagen die Ingeborg Schober für Musikzeitschriften wie Sounds oder die Buchreihe "Rock Session" schrieb. Reportagen über Cockney Rebel, Sparks, Kevin Ayers, Gong, XTC, Kraftwerk, Patti Smith, Magazine, Marianne Faithfull, The Human League, Brian Eno, Can etcetera etcetera. Der Autor Ernst Hofacker schreibt über Ingeborg Schober: Sie war nicht nur die erste Frau im Land, die seriösen und faktensicheren Musikjournalismus betrieb, als Kind der Münchner Hippieszene blickte sie gleichzeitig souverän auch über den Tellerrand des sogenannten Progressive Rock hinaus. Sie sah die Zusammenhänge, betrachtete das Bild in Gänze, kannte jede Menge Protagonisten persönlich, war Fan und konnte doch, was die wenigsten ihrer männlichen Kollegen konnten: zwischen guter und schlechter Musik unterscheiden. Ich war in meiner Jugend SOUNDSleser und danach lange Zeit SPEXleser, leider werden die Musikzeitschriften inzwischen rar, zumindest die Print-Ausgaben. Schade.

23.01.2022