Boards Of Canada: "Happy Cycling" (1998) |
"Happy Cycling" ist wunderschöne Electronic Music, nein, nichts Aufregendes, einfach nur wunderschön. Ambient, yeah. Boards Of Canada gibts seit 1986, besteht aus den Brüdern Michael und Marcus Eoin Sandison und ist in Edinburgh, Schottland zuhause. Von 1994 bis 1996 veröffentlichten sie auf ihrem eigenen Label Music 70 die EP "Play By Numbers" 1994 sowie die beiden Alben "Twoism" 1995 und "Boc Maxima" 1996. Weiter ging es dann bei Warp Records, wo bisher die 4 Alben "Music Has The Right To Children" 1998, "Geogaddi" 2002, "The Campfire Headphase" 2005 und "Tomorrow's Harvest" 2013 erschienen sind. Der Song "Happy Cycling" ist auf der 1998 ebenfalls bei Warp Records erschienenen EP "Peel Session" zu finden und wurde 2004 der Neuauflage von "Music Has The Right To Children" als Bonustrack beigefügt. Mike Sandison: Wir waren so etwa sechs oder sieben Jahre alt, als wir anfingen Instrumente zu lernen und zusammen zu musizieren. Mit zehn haben wir dann begonnen, unsere Musik aufzunehmen. Wenn deine Eltern einen Kassettenrekorder und ein Klavier herumstehen haben, fängst du halt irgendwann an, damit herumzuspielen. Natürlich hatten wir damals kein Mehrspuraufnahmegerät, aber wir hatten zwei Kassettenrekorder. Also nahmen wir mit dem einem Rekorder Musik auf, die wir zum Beispiel auf dem Klavier spielten. Dann steckten wir die Aufnahme in den anderen Rekorder, spielten sie ab und begleiteten sie auf einer Gitarre oder dem Schlagzeug, während wir alles zusammen erneut auf dem anderen Rekorder aufnahmen, der fünfzig Zentimeter entfernt stand. Diesen Prozess wiederholten wir solange, bis die Aufnahmen so verzerrt klangen, dass man kaum mehr die einzelnen Instrumente wahrnehmen konnte und das Band schon völlig zerschlissen war. Es war eine extrem einfache Art des Multitrack-Recordings, aber für uns war es eine gute Möglichkeit zu lernen unsere eigenen Sachen zu komponieren. Mike und Marcus Eoin Sandison verschwiegen längere Zeit, dass sie Brüder sind, Marcus Eoin Sandison nannte sich nur Marcus Eoin, also benutzte seinen zweiten Vornamen als Familiennamen. Mike Sandison: Das Problem mit uns ist, dass wir diese schizophrene Herangehensweise an Musik haben, die uns auch jetzt noch verfolgt. Als wir mit der Arbeit an der neuen Platte anfingen, hatten wir eine Art Kampf. Auf der einen Seite wollten wir eine sehr stark elektronische Platte machen, auf der anderen Seite eine sehr von Gitarren bestimmte Platte. Das Problem ist, wie wir diese beiden Extreme zusammenführen können. Wir waren nie große Freunde von Laptop-Musik und es war uns auf dieser Platte wichtiger als zuvor, Musik zu schaffen, die nicht ausschließlich aus elektronischen Kisten stammt. Die neue Platte ist wahrscheinlich die langsamste, die wir je gemacht haben. Wir haben die Gitarren bewusst benutzt, weil wir uns weiterbewegen mussten. Uns hat es gestört, dass man in die großen Plattenläden geht und unsere Musik in der Dance-Abteilung findet. Wir haben in unserer ganzen Karriere keine einzige Dance-Platte gemacht, aber unsere Platten werden trotzdem dort einsortiert. Mit dieser Platte wollen wir raus aus der Dance-Ecke und rein in die Hauptabteilung neben Bands wie Abba und A-ha. Wir sind einfach eine Band und zwar weder eine IDM-Band, noch eine Dance-Band. Mike Sandison redet hier vom Album "The Campfire Headphase", das nächste Album "Tomorrow's Harvest" kam erst nach diesem Interview raus. IDM ist die Abkürzung für Intelligent Dance Music. Roger Behrens: Mithin ist schon die Idee oder besser Ideologie eines authentischen Pop, einer authentischen Popmusik, authentischer Musiker*innen und popkulturellen Botschaften grundsätzlich unvereinbar, disparat, denn Pop wurde als kritischer Begriff eingeführt, gerade weil er nicht authentisch war, weil er sich der Authentizität verweigerte, die bürgerlich-ästhetische Kategorie des Echten und Ehrlichen verwarf. So, jetzt wird eine gute Suppe gekocht, ich hab Hunger. 10.02.2025 |