Borghesia: "Divlja horda" (1983)


New Wave Electro Pop aus Jugoslawien, yeah, damals war Slowenien noch ein Teil von Jugoslawien. Borghesia wurde 1982 von Dario Seraval (Vocals, Programming) und Aldo Ivancic (Drums, Programming) in Ljubljana gegründet. Bis Ende der 80er Jahre gehörten auch noch die Videokünstler*innen Zemira Alajbegovic, Goran Devide und Neven Korda fix zur Band. Borghesia ging aus der Theatergruppe Theatre FV-112/15 hervor, die sich u.a. für die Rechte homosexueller Menschen einsetzte. In Jugoslawien erschienen beim Label Galerija Škuc Izdaja die beiden Kassetten "Borghesia" 1983 und "Clones" 1984 sowie beim Label FV Založba die LP "Ljubav je hladnija od smrti" 1985 und die EP „Njihovi zakoni, naša življena“ 1986. Danach unterschrieb die Band beim belgischen Label Play It Again Sam und erlangte auch außerhalb von Jugoslawien einige Bekanntheit. Bei Play It Again Sam erschienen die Alben "No Hope No Fear" 1987, "Escorts And Models" 1988, "Resistance" 1989 und "Dreamers In Colour" 1991. Nach "Dreamers In Colour" verließ dann Dario Seraval die Band, aber bevor sich Borghesia 1995 auflöste, spielte Aldo Ivancic mit den Musiker*innen Andrija Pušic (Organ, Synthesizer), Ali Džafic (Turntables), Boris Romih (Guitar), Zvone Kukec (Guitar), Ico Vidmar (Guitar), Bratko Bibic (Accordion, Guitar), Nikola Sekulovic (Bass), Bogo Pecnikar (Saxophone), Lado Jakša (Saxophone) und Primož Simoncic (Saxophone) noch das Album "Pro Choice" ein, das 1995 beim Label FV Music veröffentlicht wurde. Auch bei den früheren Alben waren oft Gäste an Gitarre, Bass, Saxophone etcetera mit dabei, also das Album klingt durchaus nach Borghesia. Nach dem Ende von Borghesia gründete Aldo Ivancic mit Bojan Krhlanko, Primož Oberžan und Uroš Srpcic die Industrial Band The Stroj, die beim eigenen Label Stroj Music die beiden Alben "Ventilator" 1999 und "Gremo!" 2002 veröffentlichte. Im Jahr 2009 taten sich Dario Seraval und Aldo Ivancic wieder zusammen und Borghesia kehrte in die Popwelt zurück. Bei Metropolis Records erschien 2015 das neue Album "And Man Created God". Zuletzt erschien 2018 bei Moonlee Records das Album "Proti kapitulaciji" auf dem Dario Seraval und Aldo Ivancic von den Musiker*innen Irena Tomažin (Vocals), Jelena Rusjan (Vocals), Ivo Poderžaj (Vocals), Andraž Mazi (Guitar) und Sašo Benko (Guitar) unterstützt werden. Der Song "Divlja horda" ist auf der CD zum Buch "Go Ost! Klang Zeit Raum - Reisen in die Subkulturzonen Osteuropas" von Alexander Pehlemann zu finden. Das Buch ist 2014 im Ventil Verlag erschienen und die beigelegte CD bei ZickZack Records. Im Buch werden Borghesia als jugoslawische Sound-, Videokunst-, Klubkultur- und Gay-Rights-Pioniere vorgestellt. Dario Several: Today we live in a smart world where every kid has studio in his smart phone. Alexander Pehlemann ist seit 1993 Herausgeber von Zonic - Magazin für Kulturelle Randstandsblicke & Involvierungsmomente. Die andauernde Suche von Zonic enthüllt, dass der Underground Osteuropas nicht gestorben ist, als der Kommunismus zusammenbrach, sondern im Gegenteil den Nährboden für OutsiderkünstlerInnen, -gruppen, -organisationen bereitete, um in den ausgeklügelteren und potentiell noch restriktiveren kapitalistischen Wirtschaften, die folgten, nicht nur zu überleben, sondern sogar zu gedeihen. Hört euch vor dem Schlafengehen noch den Song "Sunny" bei youtube an, er war 1966 ein Hit für Bobby Hebb, der den Song auch geschrieben hat. Cher alias Cherilyn Sarkisian hatte 1966 ebenfalls einen Hit mit ihrer Version von "Sunny" und 1976 wurde der Song nochmals zum Hit in der Version der deutschen Discogroup Boney M. Meine Lieblingsversion des Songs ist aber die 1969 bei Mercury Records erschienene Version von Moms Mabley alias Loretta Mary Aiken. Moms Mabley: Never lose your head, not even for a minute. You need your head. Your brain's in it.

14.05.2021