Cybotron: "Clear" (1983) |
Detroit Techno, yeah. Cybotron wurde 1981 in Detroit, Michigan von Juan Atkins und 3070 alias Richard Davis gegründet. Die ersten Veröffentlichungen waren die beiden Singles "Alleys Of Your Mind / Cosmic Raindance" 1981 und "Cosmic Cars / The Line" 1982 bei Deep Space Records. Das Debütalbum "Enter" erschien 1983 bei Fantasy Records, Jon-5 alias John Housely war neu dazugekommen. Bei Fantasy Records erschienen in den 80er Jahren noch die Singles "Techno City" 1984, "R-9" 1985 und "Eden" 1986. Dann fiel Cybertron auseinander, es erschienen in den 90er Jahren zwar noch die beiden Alben "Empathy" 1993 und "Cyber Ghetto" 1995 bei Fantasy Records, doch da war Cybertron bereits ein Soloprojekt von Richard Davies. Was John Housely nach Cybertron so trieb, weiß ich nicht, aber Juan Atkins war weiterhin sehr aktiv. Mit Kevin Saunderson bildete er das House-Duo Kreem, mit Mike Banks, DJ Skurge alias Milton Baldwin und Mark Taylor die Band Model 500, mit Rona Johnson das Duo One On One, mit Eddie Fowlkes das Duo Peaches & Cream, mit Dianne Lynn das Duo Visions und mit Derrick May das Duo X-Ray. Außerdem nahm er noch Tonträger unter den Pseudonymen Channel One, Triple XXX, Audio Tech, Red Parrot, Infinity, Frequency, Output und Model 600 auf. Seine erste Veröffentlichung als Juan Atkins war 1987 die 12"-Single "Beat Track", yeah, zuletzt erschien von ihm 2019 bei Partout Records die EP "Martians At Work". Mit Moritz von Oswald, der manchen von euch vielleicht durch die Band Palais Schaumburg bekannt ist, veröffentlichte Juan Atkins beim Label Tresor die beiden Alben "Borderland" 2013 und "Transport" 2016. Juan Atkins, Kevin Saunderson, Derrick May, Eddie Fowlkes, Richard Davis und Blake Baxter gelten als Begründer des Detroit Techno. Derrick May: Die Philosophie, die seit Beginn hinter dem Begriff Techno aus Detroit steht, meint Individualität, Innovation, und befindet sich in erklärtem Gegensatz zu dem, was wir schon immer unter bürgerlichem Konformismus verstanden haben, unter Industriedienlichkeit und Kommerzialisierung. Techno sollte den Menschen eine Alternative sein. Detroit war vor Techno hauptsächlich wegen Motown Records in der Popwelt bekannt - naja, stimmt nicht ganz, die Bands MC5, The Stooges, Mitch Ryder & The Detroit Wheels oder The Frost schrieben ebenfalls Popgeschichte. Derrick May: Techno ist unzweifelhaft die Musik Detroits, aber es hat nichts von dem Optimismus des Motown-Labels. Die Stadt wird in der Musik in einer beunruhigenden Art reflektiert. Fabriken machen dicht und die Menschen driften ab. Das alte industrielle Detroit fällt auseinander, die Strukturen zerfallen. Es ist die Mordhauptstadt Amerikas. Sechsjährige tragen Waffen mit sich und tausenden Schwarzen ist es egal, ob sie jemals wieder Arbeit finden. Wenn man in solcher Umgebung Musik macht, kann sie nicht fröhlich sein. In Großbritannien gibt es New Order - bei uns gibt es New Disorder. Als großer Einfluss wird oft Kraftwerk genannt, obwohl Detroit Techno eigentlich nicht wirklich nach Kraftwerk klingt, sondern überraschend viel Funk und auch Motown in sich birgt. Juan Atkins: Mojo verwendete solche Sachen ziemlich oft und trotzdem fiel mir bei "The Robots" echt die Kinnlade runter. Es klang so neu und frisch wie nichts zuvor. Mit Mojo meint Juan Atkins den Radio-DJ The Electrifying Mojo alias Charles Johnson. In Chicago war relativ gleichzeitig Chicago House sehr populär, auch davon versuchte sich Detroit Techno abzugrenzen. Derrick May: Es ist ein Unterschied des Respekts. House hat sein Herz immer noch im Disco der 70er Jahre. Wir machen Zukunftsmusik und haben eine stärkere Neigung zum Experiment. Okay, mag sein, obwohl auch diese Abgrenzung für mich etwas zu Strenges hat. Chicago House hatte durchaus seine experimentelle Seite und gebärtete sich ebenfalls als Zukunftsmusik. Egal. Beide Strömungen brachten viel Neues und Hörenswertes in die Popmusik. Hugh! 30.05.2021 |