Der Demokratische Konsum: "Die Kuh" (1984)


Punk aus Berlin Ost, yeah. Die Band Der Demokratische Konsum war von 1983 bis 1986 aktiv, die Auflösung erfolgte, als Heiko Röder (Vocals) und Wolfram Ehrhardt (Drums) zum Wehrdienst eingezogen wurden. Weitere Musiker, die in diesen 3 Jahren bei der Band mitspielten, waren Thomas Bautzer (Vocals), Jan Bayer-Tiska (Vocals), Detlef Buschkowski (Guitar), Stefan Schröter (Bass), Ralf Haubert (Keyboards) und Ralf Scherff (Percussion). Eigentlich wurden von der Band nur die beiden Songs "Sturm im Gepäck" und "Die Kuh" auf Tonträger verewigt. "Sturm im Gepäck" erschien zum ersten Mal 1985 auf der Compilation "Live im Paradise", die beim Label Good Noise in Berlin West erschien. Darauf sind noch die DDR-Bands Happy Straps, Aufruhr zur Liebe und Ornament & Verbrechen zu hören. "Die Kuh" erschien zum ersten Mal auf dem 1990 beim Label Heimat Kassetten veröffentlichten Kassettensampler "Meine Heimat der Osten Vol.3". Zuletzt erschien "Sturm im Gepäck" auf der 2016 bei Play Loud! Records veröffentlichten CompilationCD "Ende vom Lied - East German Underground Sound 1979-1990". "Die Kuh" war zuletzt auf der 2006 bei ZickZack Records erschienenen CompilationCD "Spannung. Leistung. Widerstand. - Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990" zu hören, die dem gleichnamigen von Alexander Pehlemann und Roland Galenza herausgegebenen Buch beigelegt war. Die CD zum Buch wurde von Bernd Jestram, Bo Kondren, Ronald Lippok und Bert Papenfuß zusammengestellt. Ralf Haubert spielte Anfang der 80er Jahre auch in der Band Weiterverarbeitung, die aus Ralf Haubert (Guitar, Vocals), Jörg Romahn (Vocals, Bass, Saxophone, Keyboards, Effects), Frank Nietsch (Bass, Vocals) und Lothar Greiss (Drums) bestand. Weiterverarbeitung sind auf dem Kassettensampler "Meine Heimat der Osten Vol.3" mit den Songs "Deutscher Städter" und "Brest" vertreten. Detlef Buschkowski war nach dem Ende des Demokratischen Konsums noch mit der Band Elektro Artist aktiv. Diese Band bestand aus Ousseynou Siemsen (Vocals), Detlef Buschkowski (Guitar) sowie Norbert Jackschenties (Bass) und Martin Leeder (Drums), die beide davor in der Band Aufruhr zur Liebe spielten. Elektro Artist veröffentlichten 1987 beim Label Assorted Nuts die beiden Tapes "Closed Seasons" und "Funktion und Chaos". Angeblich spielte Der Demokratische Konsum ohne Heiko Röder im Jahr 1986 auch unter dem Namen Die Libellen einige Konzerte. Wolfram Ehrhardt: Der Klang- oder Krachteppich, der so ein bißchen unser Markenzeichen war, entstand bedingt durch unsere Charaktere. Jeder wollte der Lauteste sein! Das waren in den meisten Fällen Stefan und ich. Wie kleine Kinder. Da unsere Lieder keinen Anfang und kein Ende hatten, mußten wir immer auf ein kleines Fähnchen gucken, das der Heiko in der Hand hielt. Wenn er die Fahne, ein kleines russisches Fähnchen mit Stern drauf, hoch hielt, hieß das: Krach beginnt. Und wenn er die Fahne wieder runtergerissen hat, hieß es: Lied Ende. Wenn er die Fahne hob, war die Frage, wer schneller mit irgendeinem Rhythmus beginnt, ich oder Stefan. Nehmen wir an, ich startete mit dem Rhythmus, dann setzte Stefan irgendwann darauf ein und dann kam Detlef mit seiner Gitarre und machte ein paar Effekte. Und wenn das alles laut genug war, wenn der Brei also richtig breiig war, sprang Heiko von der Seite rein und schrie: Mann, hau die Maus! Leider konnte man uns nur sehr schwer verstehen, denn die Lautsprechertechnik war sehr schlecht und Heiko hielt das Mikrofon auch immer so nah, daß alles überschrien war. Deswegen haben wir später die Konsumfibel rausgebracht, wo die Texte abgedruckt waren. Der Song "Die Kuh" wurde in der Besetzung Heiko Röder, Detlef Buschkowski, Stefan Schröter, Ralf Haubert, Wolfram Ehrhardt und Ralf Scherff live in Motzen aufgenommen. Wolfram Ehrhardt: Wir hatten eine Freundin in Motzen, hinter Königswusterhausen. Motzen, wo die Hunde kotzen, sagte man immer. Die hatte dort ein kleines Landhaus mit Grundstück. Da haben wir uns verabredet, es war ein schöner Sommer, mit mehreren Bands aus Ostberlin. Klick & Aus spielten auf jeden Fall noch, Ornament & Verbrechen waren vielleicht als Gäste da. Wir spielten auch und Stefan trug halt ein rotes Kleid, mit ’nem Fuchs, hatte wieder einmal eine feminine Phase. Wahnsinnig viel Publikum war nicht da, eher ein kleiner Rahmen, aber es war sehr spaßig. Besonders danach. Erinnert irgendwie an die eigene musikalische Laufbahn, haha. Und hört euch auch die tolle Version des Songs "St. James Infirmary" von John Cephas & Phil Wigging im Netz an, er erschien 1983 auf ihrem Album "Sweet Bitter Blues". John Cephas (Guitar, Vocals) starb 2009 im Alter von 78 Jahren. Der 1954 geborene Phil Wigging (Harmonica, Vocals) ist noch immer in der Popwelt unterwegs, zuletzt erschien von ihm das Album "A Black & Tan Ball" 2017, das er gemeinsam mit Ben Hunter (Violin) und Joe Seamons (Banjo) aufgenommen hat. Ich liebe den Song "St. James Infirmary", yeah, der Blues kehrt immer wieder zu mir zurück.

26.06.2021