François Bayle: "Le Sommeil d'Euclide" (1983)


Angenehme, ruhige elektronische Musik mit zeitweiligen Störungen, toll. Der Song "Le sommeil d’Euclide" stammt aus dem Jahr 1983 und ist auf der 1997 bei Magison Records erschienenen DoppelCD "Son Vitesse-Lumière" zu finden. Auf dieser DoppelCD befinden sich noch die Songs "Grandeur nature", "Paysage, personnage, nuage", "Voyage au centre de la tête" und "Lumière ralentie". François Bayle wurde 1932 in Tamatave, Madagaskar geboren und wuchs auf Madagaskar und den benachbarten Komoreninseln auf. Mitte der 40er Jahre übersiedelte die Familie nach Bordeaux, Frankreich. Von 1958 bis 1959 studierte François Bayle Komposition bei Olivier Messiaen und von 1961 bis 1962 bei Karlheinz Stockhausen. Im Jahr 1966 wurde François Bayle Direktor der Groupe de Recherches Musicales kurz GRM, einem Institut zur Erforschung der elektroakustischen Musik in Paris, das 1958 von Pierre Schaeffer gegründet worden war. Für das Klangbild seiner Kompositionen greift François Bayle auf Kindheitserlebnisse im Dschungel zurück, die ihn, wie er in einem Interview sagt, sehr früh auf die Spur der natürlichen Gesetze brachten, die die Konflikte schlichten und die Myriaden von Geräuschen, von Insekten, von Vögeln, von Rhythmen organisieren. Ende der 60er Jahre erschienen bei Philips Records die beiden Alben "L'oiseau chanteur" und "Jeîta ou murmure des eaux". Mitte der 70er Jahre entwarf François Bayle das Lautsprecherorchester Acousmonium, welches akustisch ausdifferenzierte sowie klanglich und optisch unterschiedliche Typen von Lautsprechern zu einer räumlichen Aufstellung konzipiert. Seine nächsten Alben erschienen bei INA-GRM, dem Label der Groupe de Recherches Musicales. Anfang der 90er Jahre gründete François Bayle sein eigenes Studio und Label Magison, auf dem seither die meisten seiner Tonträger erscheinen. Zuletzt erschien von François Bayle 2018 beim Laber Transversales Disques das Album "Electrucs!". Bei INA-GRM erschien 2012 die 15-CD-Box "50 ans d’Acousmatique" mit Werken aus den Jahren 1963 bis 2012. Diese Box ist sicherlich sehr hörenswert, aber nicht für ein schmales Budget gemacht. Naja, ich empfehle die DoppelCD "Son Vitesse-Lumière" und das 1985 bei INA-GRM erschienene Album "Les Couleurs de la Nuit", das 2014 beim Label Sub Rosa neu aufgelegt wurde. Auch bei youtube und sonstwo im Netz ist einiges von François Bayle zu finden, also spitzt eure Ohren. Mit 65 Jahren, also 1997, verließ François Bayle die Groupe de Recherches Musicales um sich im Alter nur mehr seinem Studio und Label Magison widmen zu können. Manche Schlaumeier*innen werden jetzt behaupten, die Musik von François Bayle ist kein Pop, aber da irren sie. François Bayle: Was an einer Erfahrung interessant ist, ist zunächst die Abwesenheit des Vorurteils: man weiß nicht, was eine Erfahrung sein wird, man muss eben 'die Erfahrung machen'. Also gehe ich davon aus, dass eine Erfahrung eine Probe ist, ein Test der Empfindungen. Es ist nicht Arbeit des Denkens, es ist zuerst eine Arbeit des Empfindens. Elektronische Musik ist im Grunde genommen nichts anderes, als durch elektronische Klangerzeuger hergestellte Musik. Die Geschichte der elektronischen Musik ist eng an die Geschichte der elektronischen Klangerzeugung gekoppelt. Im Allgemeinen spricht man bis zirka 1940 von der elektrischen Musik und von elektrischen Musikinstrumenten. Ab Anfang der 50er Jahre wurde eine bestimmte, mit elektronischen Geräten realisierte Kompositionstechnik elektronische Musik genannt. Ende der 50er Jahre kam dann die so genannte Computermusik dazu, ja, bereits 1958 begann der us-amerikanische Komponist Lejaren Hiller mit dem ILLIAC-Rechner und später dem IBM 7090-Rechner zu experimentieren. Okay, die Neue Musik verwendet lieber den Begriff Elektroakustische Musik um sich von der sogenannten U-Musik abzugrenzen. Composition has almost always been solitary, wie die Komponistin Wendy Carlos so schön sagte. Habe gerade mit Interesse das Buch "Einmal sang die Liebe uns ein Lied - Deutscher Schlager der Zwischenkriegszeit in Wien und seine Protagonisten" von Monika Kornberger gelesen, es ist 2021 im Verlag Hollitzer erschienen. Beda alias Fritz Löhner: Als ich zehn Texte auf den amerikanischen Bananenschlager konzipiert hatte und der Verleger alle zurückwies, weil das Wort Bananen nicht vorkam, rief ich etwas verärgert: "Ausgerechnet Bananen verlangt er von mir!" und hatte damit die Schlagzeile des Weltliedes. Mit den amerikanischen Bananenschlager meint Fritz Löhner den Song "Yes! We Have No Bananas" 1923. Fritz Löhner, der eigentlich Friedrich Löwy hieß, schrieb den deutschen Text zu diesem Foxtrott. Fritz Löhner starb 1942 im Alter von 59 Jahren im KZ Auschwitz. Der Schlager "Ausgerechnet Bananen" wird auch im Film "One, Two, Three" 1961 von Billy Wilder zum Besten gegeben. Er wird von Friedrich Hollaender gesungen, der im Film das Hotel Orchester dirigiert. Der Komponist Friedrich Hollaender flüchtete 1933 vor den Nazis aus Berlin und lebte bis 1955 in Hollywood, in diesem Jahre kehrte er nach Deutschland zurück und starb 1976 im Alter von 71 Jahren in München. Er ist u.a. Komponist des politisch-satirischen Songs "An allem sind die Juden schuld" 1931. Ein bisserl Jazz schummelte sich in der Zwischenkriegszeit sogar ins Wienerlied, yeah.

30.05.2021