Lifers Group: "Living Proof" (1993)


Die HipHop-Band Lifers Group wurde im Staatsgefängnis von New Jersey gegründet und hat Anfang der 90er Jahre mehrere Singles, EPs und die beiden Alben "66064" 1991 und "Living Proof" 1993 beim Label Hollywood Basic veröffentlicht. Die Band bestand aus den Rappern Maxwell Melvins 66064, Crazy Chris Deluise 62098, Goldie Boone 59119, Big Al 55886, Tariq Commander 59189 und Muhammad 51727 sowie den MCs Aleem 207015, Knowledge Born Allah 210748, Tarell 'Amazing G' Baker 212238, Basil 'B-Wise' Al-Kudair 200662, Original 219625, Rocky D 200394, Chuck X 215476, Nathan 'Merciful' Moore 212834 und Almighty L 209021. Die Nummern hinter den Namen sind die Gefangenennummern der Groupmitglieder, die als sogenannte 'Schwerverbrecher' 25 Jahre oder mehr absitzen müssen. Die Lifers Group gründete sich mit dem Ansatz, den schwarzen Jugendlichen auf der Strasse zu zeigen, dass es absolut nicht cool ist ein Gangsta zu sein. Das versuchten sie primär durch den Inhalt ihrer Songs zu vermitteln, die vom Alltag im Gefängnis und den Schicksalen der Groupmitglieder erzählen. Der Song "Living Proof" ist auf dem Album "Living Proof" zu finden und auf der 12"-Single "Jack U. Back (So You Wanna Be A Gangsta)" 1993, auf deren B-Side der Song in der Album Version und in einer etwas längeren Remix Version enthalten ist. In meiner Sammlung befindet sich der Song auf der 2006 bei Trikont Records erschienenen Compilation "In Prison - Afroamerican Prison Music From Blues To HipHop". Im Buch "Die Trikont-Story - Musik, Krawall & andere Schöne Künste" von Christof Meueler und Franz Dobler steht über diese Compilation: Der aufrechte Gang aber war ziemlich gefährlich. Huey Newton war schon 1967 angeschossen und eingesperrt worden, und auch die anderen Funktionäre der Black Panthers wurden verfolgt, verhaftet oder umgebracht, wenn sie nicht wie Eldridge Cleaver oder Assata Shakur, die Tante des späteren Rapper Tupac, außer Landes flohen. Das FBI, dem seit 1924 der Paranoiker Edgar J. Hoover vorstand, zersetzte die Black Panthers, bis von ihnen Anfang der Siebzigerjahre nichts mehr übrig war. Von dieser traurigen Geschichte erzählt auch Jonathan Fischers Sampler "In Prison - Afroamerican Prison Music From Blues To HipHop", der als Ergänzung zu den Black-Power-Compilations 2006 herauskam. Bei den Soul- und HipHop-Tracks von Bobby Womack, Nina Simone, Brand Nubian, Last Poets oder Lifers Group geht es um die USA als größte Gefängnisgesellschaft der Welt. 'Wir halten China für ein unterdrückerisches Land, aber wir haben proportional zu unserer Bevölkerungsanzahl fünfmal mehr Gefangene. Wir sperren unsere Armen, unsere Ungebildeten, unsere Ungehorsamen, unsere Labilen und Süchtigen einfach ein', wird Reverend Jesse Jackson im Booklet zitiert. Bei Trikont erschienen auch die beiden tollen Compilations "Black & Proud Vol.1 - The Soul Of The Black Panther Era" 2002 und "Black & Proud Vol.2 - The Soul Of The Black Panther Era" 2005. Yeah! Und die tollen Trikont-Compilations "Dirty Laundry - The Soul Of Black Country" 2004 und "More Dirty Laundry - The Soul Of Black Country" 2008 seien euch hiermit auch wärmstens ans Herz gelegt. Es gibt natürlich noch viel mehr bei Trikont zu entdecken, also kauft euch das Buch und geht auf Entdeckungsreise.

22.05.2023