Linton Kwesi Johnson: "Reggae Fi Dada" (1984)


Galang dada / galang gwwaan yaw sah / yu nevvah ad noh life fi live / jus di wan life fi give / yu did yu time pan ert / yu nevvah get yu jus dizert / galang goh smile inna di sun / galang goh satta inna di palace af peace / o di waatah / it soh deep / di waatah / it soh daak / an it full a hawbah shaak. Nochmals Reggae, Dub Reggae, diesmal aus England. Linton Kwesi Johnson wurde 1952 in Chapeltown, Jamaika geboren und von seiner bereits vorher nach London, England gezogenen Mutter 1963 nachgeholt. Mit 18 Jahren schloss er sich dem englischen Black Panthers Movement an, organisierte eine Literaturwerkstatt und wurde Mitglied der Reggaeband Rasta Love. Im Jahr 1973 begann er ein Soziologiestudium am Londoner Goldsmiths College und 1974 erschien sein erster Gedichtband "Voices of the Living and the Dead", der 1984 ins Deutsche übersetzt wurde. Linton Kwesi Johnson: Was heißt es, schwarz zu sein in Großbritannien? Es heißt, dass du eigentlich einen unglaublich aufwendigen Kampf um Dinge führen musst, die für den größten Teil der Gesellschaft selbstverständlich sind: Wohnungssuche, Bildung, gewerkschaftliche Rechte usw. Es bedeutet, dass du, obwohl du in England geboren bist, für immer als Immigrant giltst. Es bedeutet, dass du in dieser Gesellschaft ganz unten bist und immerzu versuchst, mit den kolonialen Regeln zu brechen. Sein Debütalbum "Dread Beat An’ Blood" erschien unter dem Namen Poet & The Roots 1978 bei Front Line Records, der Reggaeabteilung von Virgin Records. Die Songs dieses Albums wurden alle von Linton Kwesi Johnson geschrieben. Yeah! Die Band Poet & The Roots bestand aus Linton Kwesi Johnson (Vocals, Percussion), Vivian Weathers (Guitar, Bass, Vocals), Floyd Lawson (Bass), Loyd 'Jah Bunny' Donaldson (Drums, Percussion), Winston 'Crab' Curniffe (Drums, Percussion) und Everald Forrest (Percussion). Bei manchen Songs halfen noch Desmond Craig (Keyboards), Dennis Bovell (Guitar), John Varnom (Guitar) und Lila Weathers (Vocals) mit. Bei Island Records erschienen dann unter dem Namen Linton Kwesi Johnson die Alben "Forces Of Victory" 1979, "Bass Culture" und "LKJ In Dub" 1980 sowie "Making History" 1983. Produziert wurden diese Alben von Linton Kwesi Johnson und Dennis Bovell. Nach diesen durchaus kommerziell erfolgreichen Alben entschloss sich Linton Kwesi Johnson für eine Weile zu pausieren, da die Anforderungen eines großen Labels, etwa Tourneen um die Alben zu promoten, unverhältnismäßig viel Zeit beanspruchten, was auf Kosten seiner politischen, sozialen und literarischen Arbeit ging. Erst 1991 kehrte er mit dem Album "Tings An’ Times" auf dem eigenen Label LKJ Records in die Popwelt zurück. Bei LKJ Records erschienen bisher noch die Alben "LKJ In Dub Volume Two" 1992, "More Time" 1998 und "LKJ In Dub Volume Three" 2002. Seither ist Linton Kwesi Johnson wenig in der Welt des Pop in Erscheinung getreten, 2011 erschien die Single "Insurrection" von Hiatus alias Cyrud Sharhad featuring Linton Kwesi Johnson beim Label Hiatus Music. Linton Kwesi Johnson: Writing was a political act and poetry was a cultural weapon. (...) I am often asked why I started to write poetry. The answer is that my motivation sprang from a visceral need to creatively articulate the experiences of the black youth of my generation, coming of age in a racist society. Hmm, Linton Kwesi Johnson ist inzwischen auch bereits 71 Jahre alt und seine Gesundheit nicht mehr ungetrübt. Once you have a disease like cancer, you look at life a bit differently. Some things that were important no longer seem as important as they were. (...) I don’t go to see bands any more because I’ve got tinnitus, so I have to avoid loud music. You get used to it, but when it’s quiet you hear a constant ringing. Linton Kwesi Johnson erhielt 2020 den PEN Pinter Prize, benannt nach dem Schriftsteller Harold Pinter, der 2005 den Literaturnobelpreis bekam. Der Song "Reggae Fi Dada" ist auf der 1998 bei Virgin Records erschienenen DoppelCD "Independant Intavenshan: The Island Anthology" zu finden. Eigentlich eine Must-Have-CD! Yeah! So, jetzt will ich euch noch das 2020 beim Martin Schmitz Verlag erschienene Buch "Wundervolle Rückkopplungen" von Frieder Butzmann empfehlen. Frieder Butzmann: Allgemein wahrgenommen wurde eine 'pure' Rückkopplung wahrscheinlich durch die Beatles. Du wendest zwar ein, dass Johnny Guitar Watson beim Song "Space Guitar" 1954 der erste gewesen sei, der seinen Verstärker so laut aufgedreht hat, dass die Töne bedeutend länger und vor allem ganz anders geklungen haben. Doch ich behaupte, dass eine Rückkopplung in einem Hitparadensong zum ersten Mal bei "I Feel Fine" 1964 von den Beatles und einige Jahre später noch einmal als hoher Pfeifton am Ende von "Penny Lane" 1967 zu hören ist. Frieder Butzmann im Gespräch mit dem Komponisten und Klangkünstler Thomas Gerwin. Der Musiker Frieder Butzmann gehörte Anfang der 80er Jahre zum Umkreis der Genialen Dilletanten in Berlin und bezeichnet sich selbst als Krachmacheur. Frieder Butzmann: Ich wurde oft als Krachmacher bezeichnet, und habe das immer durchaus als Auszeichnung genommen. Durch Selbstbeobachtung habe ich aber festgestellt, dass ich ja nicht einfach nur ohrenbetäubenden Lärm mache, sondern dass es bisweilen sehr filigran ist, was ich mache. Und die Französisierung auch in der Schreibweise ist sozusagen das Bild, das man von einem barocken Menschen hat, der zwar üppig ist, aber die Dinge nur mit Seidenhandschuhen anfasst, und ein bisschen bin ich ja auch so. Okay, Linton Kwesi Johnson hören und Frieder Butzmann lesen, oder andersrum, Frieder Butzmann hören und Linton Kwesi Johnson lesen, beides ist jedenfalls gut fürs Denken, Fühlen und was es sonst noch so alles gibt. Badabumm, badabumm!

26.06.2021