Lydia Lunch & Rowland S. Howard: "Some Velvet Morning" (1982)


"Some Velvet Morning" wurde von Lee Hazlewood geschrieben und war 1967 ein Hit für Nancy Sinatra & Lee Hazlewood. Some velvet mornin' when I'm straight / I'm gonna open up your gate / And maybe tell you 'bout Phaedra / And how she gave me life / And how she made it end / Some velvet mornin' when I'm straight. Lydia Lunch wurde 1959 als Lydia Anne Koch in Rochester, New York geboren. Mit 17 Jahren zog sie dann nach New York City, wo sie sich mit Musikern wie Willy DeVille, der ihr auch den Namen Lunch verlieh, Alan Vega und Martin Rev von Suicide oder Stiv Bators, Cheetah Chrome und Johnny Blitz von den Dead Boys befreundete und schließlich 1976 mit James Chance die No-Wave-Band Teenage Jesus & The Jerks gründete. Simon Reynolds schreibt in seinem Buch "Rip It Up And Start Again - Postpunk 1978-1984": Teenage Jesus and the Jerks and their comrade bands Mars, Contortions and DNA, defined radicalism not as a return to roots but as deracination. Curiously, the no wave groups staged their revolt against rock tradition by using the standard rock format of guitars, bass and drums. It was as if they felt the easy electronic route to making post-rock noise was too easy. Instead, they used rock's tools against itself. Which is why no wave music irresistibly invites metaphors of dismemberment, desecration, defiling rock's corpse. Teenage Jesus & The Jerks lösten sich 1979 auf und Lydia Lunch machte mit der Band 8 Eyed Spy weiter, die aber nur ein knappes Jahr zusammenblieb. Im Jahr 1980 erschien dann ihr erstes Soloalbum "Queen Of Siam" bei ZE Records. Auf diesem Album befinden sich auch 2 tolle Coverversions, erstens) vom Song "Spooky", der 1967 ein Hit für die Band Classics IV mit Sänger Dennis Yost war, und zweitens) vom Song "Gloomy Sunday", der 1941 in der Version von Billie Holiday berühmt wurde. Der Song "Gloomy Sunday" erschien auch des öfteren unter dem Titel "Hungarian Suicide Song", er wurde 1933 vom ungarischen Komponisten Rezso Seress geschrieben und hieß im Original "Vége a világnak", was auf Deutsch "Ende der Welt" bedeutet. Neben ihren Soloalben wie "Honeymoon In Red" 1987 bei Widowspeak Records oder "Matrikamantra" 1997 beim Label Crippled Dick Hot Wax! nahm Lydia Lunch eine Menge Alben und EPs mit Musiker*innen wie Rowland S. Howard, Lucy Hamilton, Thurston Moore, Clint Ruin, Exene Cervenka oder Cypress Grove sowie mit Bands wie No Trend, Anubian Lights oder Big Sexy Noise auf. Zuletzt erschien von ihr das Album "Marchesa" 2018 bei Rustblade Records. Flowers growing on a hill, dragonflies and daffodils / Learn from us very much, look at us but do not touch / Phaedra is my name. Rowland S. Howard wurde 1959 in Melbourne, Australien geboren und begann seine musikalische Laufbahn mit 16 Jahren bei der Band The Young Charlatans. Im Jahr 1978 gründete er mit Nick Cave, Mick Harvey, Tracy Pew und Phill Calvert die Band The Boys Next Door, die nach London übersiedelte und sich in The Birthday Party umbenannte. Danach war er noch Mitglied in den Bands Crime & The City Solution, These Immortal Souls und Nikki Sudden & The Jacobites. Rowland S. Howard verwirklichte in seiner langen Musikerlaufbahn nur 2 Soloalben, "Teenage Snuff Film" 1999 bei Shock Records und "Pop Crimes" 2009 bei Liberation Records. Er starb 2009 im Alter von 50 Jahren an Leberkrebs. Nick Cave: This is very sad news. Rowland was Australia’s most unique, gifted and uncompromising guitarist. He was also a good friend. He will be missed by many. Der Song "Some Velvet Morning" erschien zuerst 1982 als Single bei 4AD Records, mit dem Song "I Fell In Love With A Ghost" als B-Side, er ist aber auch auf der 1990 bei Torso Records erschienenen CD-Neuauflage vom Album "Honeymoon In Red" als Bonustrack drauf. Lydia Lunch: If someone says 'grunge' or 'punk', you know what the sound is, but if you say 'No Wave', it’s kind of mysterious. That was the most interesting part and should have been the most inspirational thing about it... here's this collective sonic insanity, and none of it sounds anything alike. Lest das Buch "Angry Women - Die weibliche Seite der Avantgarde" von Andrea Juno, die deutsche Ausgabe ist 1997 beim Hannibal Verlag erschienen. Darin gibts Beiträge und Interviews von und mit Kathy Acker, Valerie Agnew, Valie Export, Diamanda Galás, Kathleen Hanna, Chrissie Hynde, Jarboe, Joan Jett, Lois Maffeo, Linda Montano, Lydia Lunch, Annie Sprinkle und Tribe 8. In diesem Buch erzählt Lydia Lunch unter anderem über ihre Jugend: Ich bin immer mal nach New York gefahren, seit ich 14 war, ich bin ein paarmal von zu Hause abgehauen, um zu sehen, was auf der CBGB-Szene läuft - das war damals 'Happening'. Das Gemeinschaftsgefühl war sehr stark, die Leute hatten viel Spaß und fühlten sich gut - das war, bevor die große Welle der Selbstzerstörung Punk zu Tod, Zerstörung und Drogen hinführte. Es war viel positiver. Als ich anfing, nach New York zu fahren, gingen alle Leute in diese wilden Discos - fünf Stockwerke mit unglaublichen 'Happenings': einfach Leute, die irgendetwas aufführten - Schwule, Lesben, Transvestiten, Glamrocker, alles mögliche. Ganz verschiedene Leute - die sexuellen Minderheiten - trafen sich in diesen riesigen Discos, die noch aus den Sechzigern stammten. So, und jetzt noch 2 Songentdeckungen aus den 60er Jahren, die man sich unbedingt auch anhören sollte: "Perfidia" 1967 von Phyllis Dillon und "The Tide Is High" 1967 von den Paragons. Rocksteady aus Jamaica, yeah. Die Paragons waren die Sänger Garth Evans, John Holt und Howard Barrett, sie wurden beim Song "The Tide Is High" von der Band Tommy McCook & The Supersonics begleitet, die auch bei Phyllis Dillons "Perfidia" mit dabei sind. Tommy McCook & The Supersonics waren von 1965 bis 1969 die Hausband von Treasure Isle Records. Der Saxofonist Tommy McCook war davor Mitglied der berühmten Band The Skatalites, aus der 1965 die beiden Bands Tommy McCook & The Supersonics und Rolando Alphonso & The Studio One Orchestra hervorgingen. Traurige Berühmheit erlangte der Skatalites-Posaunist Don Drummond, der 1965 seine Freundin Anita Mahfood ermordete. Anita Mahfood hatte unter dem Pseudonym Margarita 1964 mit dem Song "Woman Come" einen Hit in Jamaika. Don Drummond verübte 1969 im Alter von 39 Jahren im Bellevue Hospital, einer Psychiatrie, Selbstmord, er schrieb den Skatalites-Hit "Man In The Street" 1964. Don't have to answer, I'll find another dancer / I'm a man in the street. Schluss für heute, jetzt schauen Ilse und ich und eine Folge der Fernsehserie "Ausgerechnet Alaska" an, die ist nett.

01.01.2021