Merzbow: "Ecobondage (Ending)" (1987)


Noise Pop aus Japan, yeah. Merzbow wurde 1956 als Masami Akita in Tokyo, Japan geboren. Ich wurde ebenfalls 1956 geboren, Merzbow am 2.12 und ich am 15.7., also bin ich fast ein halbes Jahr älter als Merzbow. Anfang der 70er Jahre spielte Masami Akita Gitarre in verschiedenen japanischen Progrock-Bands, später wechselte er dann ans Schlagzeug. Er studierte Kunst an der Tamagawa Universität, beschäftigte sich intensiv mit Dada, Surrealismus, Free Jazz und Elektroakustischer Musik und schrieb für mehrere Zeitschriften über Musik, Sexualität und Postmoderne. Im Jahr 1979 startete er mit seinem Noiseprojekt Merzbow, das nach Kurt Schwitters Merzbau benannt ist. Seine ersten Veröffentlichungen waren die Kassetten "Collection 001" bis "Collection 010", die alle 1981 auf seinem eigenen Label Lowest Music & Arts erschienen. Die ersten Tonträger, die nicht auf seinem eigenen Label erschienen, waren 1983 die Kassetten "Kibbutz", beim italienischen Label ADN, "Musick From Simulation World", beim englischen Label Produktion, "Material Action 2" beim japanischen Label Chaos und "Dying Mapa III" beim amerikanischen Label Aeon. Die ersten Vinylalben von Merzbow erschienen 1986, "Antimonument" bei ZSF Produkt und "Batztoutai With Material Gadgets" bei RRRecords. Keine Ahnung wieviele Kassetten, LPs, EPs, Singles, CDs etcetera bisher von Merzbow erschienen sind, um sie alle anhören zu können, müsste man sich sicherlich einige Jahre nur Merzbow und seiner Musik widmen. Yeah! Merzbow veröffentlichte aber nicht nur Soloalben, sondern auch Gemeinschaftsarbeiten mit Künstler*innen und Bands wie Null alias Kazuyuki Kishino, L'Éponge Synthétique, S.B.O.T.H.I. (Swimming Behaviour Of The Human Infant), Due Process, Runzelstirn & Gurgelstøck, Kapotte Muziek, The Haters, Xiu Xiu etcetera. Merzbow ist eben fleißig, sehr sehr fleißig, im Jahr 2022 sind bereits 4 Alben von ihm erschienen. Merzbow: If by noise you mean uncomfortable sound, then pop music is noise to me. Chad Hensley: What first attracted you to Noise? Merzbow: I was influenced by aggressive Blues Rock guitar sounds like Jimi Hendrix, Lou Reed, Robert Fripp and fuzz organ sounds such as Mike Ratledge of Soft Machine. But the most structured Noise influence would have to be Free Jazz such as Albert Ayler, Cecil Taylor, and Frank Wright. I saw the Cecil Taylor Unit in 1973 and it was very influential. I was a drummer for a free form Rock band in the late '70s and I became very interested in the pulse beat of the drums within Free Jazz. I thought it was more aggressive than Rock drums. I also became interested in electronic kinds of sounds. I started listening to more electro-acoustic music like Pierre Henry, Stockhausen, Fancois Bayle, Gordon Mumma and Xenakis. Then I found the forum for mixing these influences into pure electronic noise. I was trying to create an extreme form of free music. Das ist ein kurzer Ausschnitt aus einem Interview, das Merzbow 1999 mit Chad Hensley für die Zeitschrift EsoTerra führte. Merzbow hat auch mehrere Bücher veröffentlicht, die aber bisher nicht ins Deutsche oder Englische übersetzt wurden. Es gibt Bücher von ihm über Noise, über seinen vegetarischen Lebensstil, über Pornografie, Architektur und Animal Rights. Merzbow: I started writing articles about S/M and fetishism. I've been very fascinated by surrealistic erotic literature as well as psychoanalysis. People like George Bataille, André Breton, Sigmund Freud and Krafft-Ebing. I'm also interested in Nudism culture and nude photography from the 1920s. "Ecobondage" erschien 1987 auf Vinyl beim Label ZSF Produkt und wurde 1995 bei Distemper Records als CD wiederveröffentlicht. Auf dem Vinylalbum ist der Song "Ecobondage" noch nicht in "Ecobondage" und "Ecobondage (Ending)" unterteilt. Neben Merzbow war an den Aufnahmen von "Ecobondage" noch der Musiker Kiyoshi Mizutani (Keyboards, Computer) beteiligt. Kiyoshi Mizutani war auch Mitglied des japanischen Noiseprojekts S.C.U.M. (Society for Cutting Up Merzbow), das aus Kiyoshi Mizutani und Masami Akita bestand. S.C.U.M. weist natürlich auf das S.C.U.M. Manifesto von Valerie Solanas hin, S.C.U.M. wie Society for Cutting Up Men. Das Manifest erschien 1969 beim März Verlag in deutscher Übersetzung mit dem Titel "Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer, SCUM". Okay. Zum Abschluss will ich euch noch die Songs "Leather And Lace" und "Hey Cowboy" ans Ohr legen, die Lee Hazlewood im Duett mit der schwedischen Sängerin Nina Lizell singt. Beide sind auf dem Album "Cowboy In Sweden" zu finden, das 1970 bei LHI Records erschien. LHI steht für Lee Hazlewood Industries. Nina Lizell versuchte auch des öfteren als Schlagersängerin am deutschsprachigen Markt Fuß zu fassen, erstmals bereits 1966 mit der Single "Du gehst vorbei / Leer sind die Straßen" und 1971 erfreute sie die Schlagerwelt mit dem Album "Tanzparty mit Nina Lizell". Im Jahr 2003 erschien von ihr beim Label Funny Artists die Single "Bel Ami / Damals, als der Regen kam", die B-Side ist eine Schlagerversion des von Carol King und Howard Greenfield geschriebenen Popsongs "Crying In The Rain", der 1962 ein großer Hit für die Everly Brothers und 1990 ein großer Hit für die norwegische Band a-ha war. Die Duette mit Lee Hazlewood sind trotzallem irgendwie witzig, also hört sie euch an.

24.03.2022