Rhys Chatham: "Drastic Classicism" (1982)


Der Musiker und Komponist Rhys Chatham wurde 1952 in New York geboren. Er nahm Unterricht beim Komponisten und Musiker Morton Subonik, einem Pionier der elektronischen Musik, sowie bei Tony Conrad, der in den 60er Jahren Mitglied des Theatre Of Eternal Music war, dem auch Komponisten*innen und Musiker*innen wie John Cage, La Monte Young, Terry Riley oder Marian Zazeela angehörten. Gleichzeitig arbeitete Rhys Chatham als Klavierstimmer, u.a. für La Monte Young. Anfang der 70er Jahre wurde Rhys Chatham Musikdirektor des alternativen Kulturzentrums The Kitchen in Manhatten. In dieser Zeit entstanden auch seine ersten Kompositionen, die sehr von der Minimal Music beeinflusst waren. Zum Wendepunkt in seiner musikalischen Arbeit kam es 1977, als er in die Punk- und No-Wave-Szene von New York eintauchte.Seit diesem Zeitpunkt konzentrierten sich die Kompositionen von Rhys Chatham auf Fusionen von Pop und Minimal Music. Bei seiner Komposition "Guitar Trio" 1978 für 3 E-Gitarren experimentiert er mit Feedbackklängen der Gitarren, die über die gesamte Länge des 30-minütigen Stücks einen einzigen Ton ständig wiederholen. Anfang der 80er Jahre begann Rhys Chatman mit E-Gitarren-Orchestern zu experimentieren und es erschienen die beiden Alben "Factor X" 1983 beim Label Moers Music und "Die Donnergötter" 1987 bei Homestead Records. Ab Mitte der 80er Jahre begann sich Rhys Chatham vermehrt auf die Trompete als Hauptinstrument seiner Kompositionen zu konzentrieren und in den 90er Jahren kamen Experimente mit Beats und elektronischer Tanzmusik hinzu, die er mit Feedbackeffekten elektronisch verfremdeter Trompetenklänge koppelte. Rhys Chatham arbeitete u.a. mit dem britischen electronic music composer Martin Wheeler, DJ Elated System alias Danny Hamilton, Drummer Jonathan Kane oder dem dänischen Saxophonisten Simon Spang-Hanssen zusammen, aber auch die E-Gitarre kehrte in seine Musik zurück und er tourte mit seiner Band Rhys Chatham & His Guitar Trio All-Stars, bei der auch zeitweise Thurston Moore, Kim Gordon und Lee Renaldo von Sonic Youth E-Gitarre spielten. Von dieser Band gibt es die 3-CD-Box "Guitar Trio Is My Life!", die 2008 bei Radium Records erschien. Sehr empfehlenswert ist auch die 3-CD-Box "An Angel Moves Too Fast To See - Selected Works 1971-1989", die 2002 beim Label Table Of The Elements erschien. Darauf befinden sich sowohl Gitarrensongs wie "Drastic Classicism" als auch Blechbläser dominierte Songs wie "Massacre On MacDougal Street". Beim Song "Two Gongs" sind eben zwei Gongs zu hören, die von Rhys Chatham und Yoshimasa Wada gespielt werden, wunderschön, yeah. Zuletzt erschienen von Rhys Chatham 2016 die Alben "Pythagorean Dream" bei Foom Records und "What’s Your Sign?" bei Northern Spy Records. "What’s Your Sign?" hat Rhys Chatham mit der Psychedelic-Noise-Band Oneida aufgenommen. Oneida gibts seit 1997, die Band besteht aus den Musiker*innen Barry London (Synthesizer, Organ, Effects), Bobby Matador (Organ, Guitar, Vocals), Hanoi Jane (Guitar, Bass), Showtime alias Shahin Motia (Guitar) und Kid Millions alias John Colpitts (Drums, Vocals). Rhys Chatham: By 1980 it became common practice for rock groups to incorporate noise into their sound palette, not as a mere effect, but as the whole piece! Groups such as Teenage Jesus & The Jerks, Contortions, DNA, and early Swans come to mind with regard to this. In New York the art world was embracing the new rock, it got to the point where it seemed that half the visual art world was going to the clubs, and the other half were actually in the groups! The breakdown of barriers separating the genres of art music, improvised music, and rock was complete. Composers such as Oliver Lake were playing in performance venues that had previously been reserved strictly for art music or rock; art music composers such as myself were playing at CBGB’s and the Mudd Club; we had rock composers such as Brian Eno making sound installations for art galleries. Okay. Ich lese gerade das schöne Buch "Gebrauchsanweisung fürs Schwimmen" von John von Düffel, das 2016 beim Piper Verlag erschienen ist. Nein, ich bin kein Schwimmer, ins Wasser zu steigen bereitet mir meist Unbehagen, obwohl ich mich an manch heißen Sommertagen durchaus dazu überreden kann. Was ich dann im Wasser treibe, kann man aber nicht wirklich als Schwimmen bezeichnen. Das Buch ist aber auch für Nichtschwimmer wie mich durchaus lesenswert. Sobald das Feste flüssig wird und der Boden nachgibt, wird auch die Grenze zwischen Oben und Unten durchlässig. Wir laufen Gefahr, in der Tiefe zu versinken, und was in der Tiefe versunken ist, kann wieder auftauchen. Mit anderen Worten: Der Tote in der Tiefe der Erde ruht, der Tote in der Tiefe des Wassers schwebt, steigt auf und kommt zurück. Yeah! Ich mag dieses Buch.

15.02.2021