Roky Erickson: "You're Gonna Miss Me" (1984) |
Roky Erickson hatten wir bereits mit der Band The 13th Floor Elevators und ebenfalls mit dem Song "You’re Gonna Miss Me". Diese Version stammt vom Album "Demon Angel - A Day And Night With Roky Erickson", das 1994 bei German Records erschienen ist. A rare glimpse into the mind and music of Roky Erickson, one of American rock's most influential and inspirational singer-songwriters. "Demon Angel" contains live performances recorded on Halloween night, 1984, in an unterground creek in Austin, Texas. Roky performs his songs solo on electric and acoustic guitar and in duet with guitarist and producer Mike Alvarez. Der Song "You’re Gonna Miss Me" wurde von Roky Erickson geschrieben und von ihm erstmals mit der Band The Spades aufgenommen. Diese Version erschien 1965 bei Zero Records als Single mit dem Song "We Sell Soul" auf der B-Side. Im Jahr 1966 gründete Roky Erickson (Vocals, Guitar, Harmonica) mit Stacy Sutherland (Guitar), Tommy Hall (Amplified Jug), Ronnie Leatherman (Bass) und John Ike Walton (Drums, Percussion) die Psychedelic Band The 13th Floor Elevators, die mit der Single "You’re Gonna Miss Me / Tried To Hide" auf Platz 55 der US Billboard Charts gelangten. Es war der größte kommerzielle Erfolg der Band. The 13th Floor Elevators gingen 1969 auseinander und Roky Erickson wegen Drogenbesitz ins Gefängnis. Und bald darauf wurde er in eine Psychiatrische Anstalt eingewiesen. Es dauerte bis Mitte der 70er Jahre bis Roky Erickson in die Popwelt zurückkehrte. Im Jahr 1975 erschien bei Mars Records die Single "Red Temple Prayer (Two Headed Dog) / Starry Eyes" unter dem Namen R. Ericson & Bleibalien. Bei Sponge Records erschien 1977 die EP "Mine, Mine, Mind" und bei Virgin Records 1977 die Single "Bermuda / The Interpreter". Diesmal hieß Roky wieder Erickson und nicht fälschlicherweise Ericson. In den 80er Jahren war Roky Erickson mit den Bands Roky Erickson & The Aliens, Roky Erickson & Evil Hook Wildlife E.T., Roky Erickson & The Resurrectionists und Roky Erickson & The Explosives in der Popwelt unterwegs. Mit den Resurrectionists und den Explosives veröffentlichte er ebenfalls Versionen des Songs "You're Gonna Miss Me". Yeah! Ja, Roky Erickson liebte seinen Song und ich liebe ihn auch. Hört euch auch die Funkversion von Ann Sexton aus dem Jahr 1974, die Punkversion von DMZ 1977, die Gothicversion von Jad Wio 1986 und die Psychedelicversion von Ronnie Urini 1987 bei youtube an. In den 90er Jahren erschienen von Roky Erickson die Alben "Reverend Of Karmic Youth" 1990 und "All That May Do My Rhyme" 1995. Zuletzt erschien von ihm 2010 beim Label Chemikal Underground das Album "True Love Cast Out All Evil", auf dem er von der Band Okkervil River begleitet wird. Roky Erickson starb 2019 im Alter von 71 Jahren. Roky Erickson: I've gone through three changes - I thought I was a Christian then I was the devil then the third one, where I know who I am you know I feel like I'm an alien. Okay. Ich war nie a Christian, nie the devil und auch nie an alien, aber ich liebe die Musik von Roky Erickson. So, und jetzt will ich euch noch das Buch "Königin der Nacht - Oper, Homosexualität und Begehren" von Wayne Koestenbaum empfehlen, die deutsche Ausgabe ist 1996 beim Verlag Klett-Cotta erschienen. Ich kenn mich bei Oper nicht aus, hab vielleicht mal da und dort ein bisschen reingehört, zum Beispiel bei Maria Callas alias Maria Kalogeropoulou um den Callaskult irgendwie zu verstehen, was mir aber nie wirklich geglückt ist. Egal. Das Buch ist trotzdem ein Knüller. Ich habs zufällig in einem Antiquariat entdeckt, reingelesen und war sofort begeistert. Wayne Koestenbaum: Eine Liebe zur Oper - besonders zur Opernmusik auf Platten - ist eine nostalgische Empfindung, und die Schwulen stellt man sich als eine einzigartig und tragisch nostalgische Gruppe vor - regressiv, dem Staub verschrieben und den Souvenirs. Eine Platte, ein Andenken, die Spur einer Abwesenheit, das gefällt der idealen schwulen Seele, deren Geschmack retro ist und deren Sexualität eine unablässige Erinnerungsarbeit verlangt: weil Schwule in der Regel keine schwulen Eltern haben, müssen Schwule für ihren Geschmack Präzedenzfälle und Ursprünge erfinden, und psychoanalytische Erklärungsmodelle ermuntern sie dazu, in der Homosexualität etwas zu sehen, hinter dem ein Trauma und die Reaktion auf dieses Trauma stehen. So wird mein Hang zu den Schallplatten einfach ein weiterer Fall von schwulen Fetischismus. Ich bin ein Schwuler, der sich mit dem identifiziert, was keine Dauer hat, ein Schwuler, der der Zeugung im Wege steht, dem generativen Prinzip. Die Bewegung der Nadel in der Rille nutzt die Platte ab, ein Instrument der Degeneration, und trotzdem gibt sie dem Ton - einer toten Serie von Schwingungen - ein neues Leben. Das vierte Kapitel des Buches ist dem Callaskult gewidmet. Meine Liebe kann der toten Callas nicht schaden. Und doch will die homophobe Gesellschaft, dass ich meine Phantasien aufgebe. Die Forderung, ich solle meiner Verehrung entsagen, läuft darauf hinaus, dass es wünschenswert wäre, das auszulöschen, was mich schwul macht. Die Schwulen werden als verzichtbare Bevölkerungsgruppe betrachtet. Wenn wir der Callas lauschen, werden wir weniger verzichtbar; wir entdecken eine Funktion, ein Spiegelbild, eine Erhebung. Meine Callas im Alter von sechzehn Jahren hieß Marc Bolan. Die Sängerin und der Homosexuelle scheinen jeweils ein geschlossenes Triebkabinett zu sein. Aber der singende Körper und jener, der sich homosexuell nennt, sind nicht so hermetisch versiegelt, wie wir meinen. Und nicht so frei. Es sind Sammelalben, angefüllt mit Fetzen ererbter Verbote; Seite um Seite voller Schmerz. Yeah, ich habe dieses Buch verschlungen. Ich hör mir jetzt gleich eine meiner zahlreichen Bolan-Platten an. Meine Liebe kann dem toten Bolan nicht schaden. Good night! 10.09.2021 |