Snakefinger:
"The Ballad Of Sawney Bean / Sawney's Death Dance" (1987)


Sawney Bean's got the munchies / A craving for flesh and blood / 48 gaping mouths to tame / A cave full of starving weans / He'll chew the fat with anyone / He'll chew anyone's fat / And make no bones about it / He'll be lurking in the dark / Oh they're gonna hang us / Oh we're gonna die / But we'll be looking for you / In the sweet by and by. Snakefinger alias Philip Charles Lithman hatten wir bereits in meiner Sweetheart-Liste. Philip Charles Lithman war Anfang der 70er Jahre mit der Band Chilli Willi & The Red Hot Peppers in der Popwelt unterwegs, mit der er die beiden Alben "Kings Of The Robot Rhythm" 1972 und "Bongos Over Balham" 1974 veröffentlichte, aber das habe ich wahrscheinlich bereits erzählt. Bekannt wurde Philip Charles Lithman dann unter dem Pseudonym Snakefinger und wegen seiner Mitwirkung bei den Residents, nein, er war keiner der 4 maskierten Residents, sondern gern gesehener musikalischer Gast. Thunder roars, a roch wind blows / Darkness cloaks the day / There's a foul storm brewing and a / Howling gale is dragging its teeth this way / Wont you guide us Lord, wont you guide us home / To our castles yonder on the brae / For our beasts are weary and the Devil he roams / Down in Galloway / Oh they're gonna hang us / Oh we're gonna die / But we'll be looking for you / In the sweet by and by. Vor den Residents spielte Philip Charles Lithman auch bereits bei den Delta Nudes, einer Vorgängerband der Residents, die aus den Musiker*innen Bob Tangney, Charles Bobuck alias Hardy Fox, James Whitacker, Philip Charles Lithman und Randy Rose, The Singing Resident bestand. Der 1949 in London geborene Philip Charles Lithman ging 1971 in die USA, kehrte 1972 nach London zurück und übersiedelte 1976 endgültig in die USA, zuerst nach Los Angeles und dann nach San Francisco. Von den Delta Nudes erschien 2013 beim Label Cryptic Corporation das Album "Greatest Hiss" mit Aufnahmen von Anfang der 70er Jahre. Darauf gibts auch zwei Coverversionen zu hören, erstens) "King Kong" von Frank Zappa und zweitens) "Maggie’s Farm" von Bob Dylan. Then came King James and all his men / Seeking out their kill / Through forest thick in grave pursuit / O'er river, gorge and hill / They breached Bean's cave and there they saw / The fruits of Satan's chore / Charred remains, masticated brains / And entrails by the score / Oh they're gonna hang us / Oh we're gonna die / But we'll be looking for you / In the sweet by and by. Eine Zeit lang war Snakefinger auch Mitglied des Club Foot Orchestra und zuletzt war er mit der Band Snakefinger’s Vestal Virgins unterwegs. Snakefinger starb 1987 nach einem Konzert im Posthof in Linz. Der Song "The Ballad Of Sawney Bean / Sawney’s Death Dance" ist auf der 1987 bei Ralph Records erschienenen Compilation "Potatoes - A Collection Of Folk Songs From Ralph Records, Volume 1" zu finden. Hmm, bei der CD-Ausgabe in meiner Sammlung steht als Artist nur Snakefinger drauf, bei der LP-Ausgabe aber Snakefinger's Midi-Evil Vestal Virgins, egal, hört euch den tollen Song an. Yeah! Habe gerade das Buch "Ich bin der neue Hilmar und trauriger als Townes" von Martin Wimmer gelesen. Es ist 2016 beim Verlag weissbooks erschienen und handelt von Texas, Bayern, Townes Van Zandt, Martin Wimmer und vielen mehr. Wirklich empfehlen kann ich das Buch nicht, es hat viel Witz, fast zu viel Witz, viel Kabarett, fast zu viel Kabarett, aber zwischendurch gibt es auch viele wirklich gute Sätze. Mein kulturpolitisches Programm ist, dass jeder Mensch imstande ist, ein Buch wie dieses hier zu verfassen. Dass jeder Mensch die Bildung dazu erhält, die freie Zeit, die finanziellen Mittel, die technische Ausrüstung, das Netzwerk an FreundInnen, die ästhetischen Erfahrungen in allen Bereichen der Kunst, die Freiheit, in Raum und Zeit zu reisen, dass die allgemeine Anarchie es zulässt, im öffentlichen Diskurs private Leidenschaft zu pflegen. Jeder Mensch, Kultur von allen, darunter mache ich es nicht. Bummeln, träumen, lernen, leben, lieben. Ja, bei Martin Wimmer kann man durchaus des öfteren zustimmend nicken und schmunzeln. Wer das Kommunistische Manifest vertont und sich zudem als Dadaist versteht, der hat bei mir eh einen Stein im Brett, bei mir, aufgewachsen mit dem gitarrenorientierten Indiesound der 80er, über den Rock der 70er und Country der 60er und Rock'n'Roll und Swing der 50er bis tief in den Folk der 40er und früher abgestiegen, um von dort beginnend mit dem Blues der 20er entlang der schwarzen Linien Soul und Funk und Jazz bis in die elektronische und Neue Musik der Gegenwart wieder aufzusteigen. Der Dadaist, der das Kommunistische Manifest vertonte, war der Prager Komponist Erwin Schulhoff, der 1942 von den Nazis im KZ Wülzburg interniert wurde und dort im Alter von 48 Jahren an Lungentuberkulose starb. Das Buch von Martin Wimmer hat so seine Nervigkeiten, aber ich habs trotzdem mit viel Vergnügen und Interesse gelesen. Okay, hört euch auch noch die 86er-Songs "The Hole To Heaven" von Randy Greif und "Tarantula" von This Mortal Coil an, hab sie leider 1986 vergessen obwohl sie toll sind, aber zum Anhören ist es ja nie zu spät.

17.02.2022