Television Personalities: "Seasons In The Sun" (1996)


Nochmals die Television Personalities, diesmal mit einer tollen Version des Songs "Seasons In The Sun". Der Song wurde von Jacques Brel geschrieben und 1961 auf seinem Album "Marieke" bei Philips Records veröffentlicht. Im französischen Original trägt er den Titel "Le Moribond". Die Übertragung des Textes ins Englische besorgte Rod McKuen und 1973 hatte Terry Jacks einen Hit mit dem Song. Es blieb sein einziger Hit. Die Version der Television Personalities erschien 1996 bei Twist Records als Single, auf der A-Side befinden sich die Songs "Bike" und "No One's Little Girl" und auf der B-Side "Seasons In The Sun". Auch die anderen beiden Songs der A-Side sind Coverversionen, "Bike" von Pink Floyd und "No One's Little Girl" von den Raincoats. Alle 3 Songs sind auch auf der 2002 bei Little Teddy Recordings erschienenen Compilation "Fashion Conscious" zu finden. Die Television Personalities waren 1996 in der Besetzung Daniel Treacy (Vocals, Guitar), Jowe Head (Bass) und Lenny Helsing (Drums) in der Popwelt unterwegs. Daniel Treacy war immer allein für das Songwriting oder die Auswahl der Songs zuständig. Beim kanadischen Label The Beautiful Music erschienen die 4 Tributealben, "If I Could Write A Poetry (A Tribute To Television Personalities)" 2005, "I Would Write A Thousand Words (A Tribute To Television Personalities Volume 2)" 2007, "All Those Times We Spent Together (A Tribute To Television Personalities Volume 3)" 2010 und "Holding Hands Under A Cloudless Sky (A Tribute To Television Personalities Volume 4)" 2017. Steve Hann: In a sane world Dan Treacy would be named with Brian Wilson and Ray Davies as a songwriter. He hits a certain part of the heart, with great accuracy. Der Song "14th Floor", die A-Side der ersten selbstverlegten Single von Television Personalities, wird auf diesen Tributealben von den Bands Armitage Shanks, Swell Maps, Out Of Nowhere und Metcalfe's Spit interpretiert. Armitage Shanks waren eine britische Garage-Punk-Band, auf deren erster Single "Dutch Courage / Dutch Cap" 1993 Billy Childish alias Steven Hamper an der Gitarre mit dabei ist. Featuring Billy Childish steht am Cover, yeah. Die Swell Maps sind euch hoffentlich allen bekannt, das war die Band der beiden Brüder Nikki Sudden alias Adrian Godfrey und Epic Soundtracks alias Kevin Godfrey, die leider beide bereits verstorben sind. Nikki Sudden starb 2006 im Alter von 50 Jahren und Epic Soundtracks 1997 im Alter von 38 Jahren. Out Of Nowhere scheint irgendwie ein Projekt des Bassisten Phil Parker zu sein, der früher bei der britischen Punkband Subculture mit dabei war und Metcalfe's Spit sind mir vollkommen unbekannt. Egal. Das letzte Television-Personalities-Album "A Memory Is Better Than Nothing" erschien 2010 beim Label Rocket Girl. Nach einer Operation im Herbst 2011, bei der ein Blutgerinnsel aus seinem Gehirn entfernt wurde, befand sich Daniel Treacy in einem kritischen Gesundheitszustand. Seither lebt er in einem Pflegeheim, ohne, Jowe Head zufolge, die Hoffnung aufgegeben zu haben, wieder Musik zu machen. Im Ventil Verlag erschien 2021 das tolle Buch "Dreamworld. Oder vom fabelhaften Leben des Dan Treacy und seiner Band Television Personalities" von Benjamin Berton. Yeah! Pop kann man auch lesen, deshalb gleich noch eine Buchempfehlung: "Jean-Pierre Brisset, Fürst der Denker. Eine Dokumentation". Das Buch ist 2014 bei zero sharp in Berlin erschienen. Mittels eines komplexen Systems von Homophonien und Wortspielen errichtete Brisset eine amphibische Kosmogonie aus dem Geist der Linguistik. Ein anderer Sinn ist unter den Worten des Alltags verborgen, den ihre systematische Zerlegung offenbart: Die ersten Laute erklangen in den Sümpfen der Vorzeit. Der Mensch ist aus dem Frosch hervorgegangen, die Analyse der Sprache beweist es. Jean-Pierre Brisset starb 1919 im Alter von 82 Jahren in La Ferté-Macé, Frankreich, die meiste Zeit seines Lebens arbeitete er als Aufsichtskommisar der staatlichen Eisenbahn in Angers. Jean-Pierre Brisset: Der Klang der Stimme und die Modulation des Gesangs des Frosches haben bereits etwas Menschliches. Seine Augen, sein Blick ähneln den unseren; und kein Tier besitzt eine körperliche Anmut von der Ferse bis zum Hals, die es so sehr dem menschlichen Körper annähern würde; wenige Menschen, selbst die jungen, sind so elegant. Im Jahr 1913 wurde Jean-Pierre Brisset von Jules Romains und seinen Freunden, unter ihnen Max Jacob, Guillaume Apollinaire und Stefan Zweig, vor dem Panthéon in Paris zum Fürsten der Denker gekrönt. Jean-Pierre Brisset: In der Tat scheint es so, dass die Naturforscher niemals verblüfft gewesen sind von der fast menschlichen Gestalt, die der Frosch bereits besitzt, von seinem Gesang, der der menschlichen Rede so sehr ähnelt. Kaum sprechen sie davon in ihren so umfangreichen Dissertationen. Sie stehen vor dem Frosch wie der Linguist vor dem Kalauer: versteinert und blind. Jean-Pierre Brisset ist einer der Heiligen des 'pataphysischen Kalenders. Yeah! Marcel Duchamp: Aber Brisset war einer der wahren Leute, die gelebt haben und die vergessen werden. Jean-Pierre Brisset war aber nicht der einzige Bewunderer von Fröschen. Auch der französische Schriftsteller und Journalist Georges de la Fouchardière dachte viel über den Frosch nach: Der Frosch verfügt zugleich über eine kontemplative Seele und einen wissbegierigen Geist. Er lässt sich zu langen poetischen Träumereien hinreißen. Lauschen Sie der großen Frage, die er verzweifelt an den Himmel richtet, der großen Frage der Philosophen und Suchenden: Quoi? Quoi? Quoi? Hört euch im Universum von Daniel Treacy bzw. Television Personalities um, es lohnt sich, quack quack quack.

26.03.2024