Uncle Jamm's Army: "Dial-A-Freak" (1984)


West-Coast-HipHop, yeah. Uncle Jamm's Army ging aus der Electro-Dance-Crew Clayton & The Martins hervor. Clayton war Roger Clayton, der sich auch DJ Roger oder Mr. Prinze nannte. Der Bandname ist dem 1979 erschienen Album "Uncle Jam Wants You" von Funkadelic entlehnt. Uncle Jamm's Army veröffentlichten in den 80er Jahren drei 12”-Singles, die erste davon war "Dial-A-Freak / Yes, Yes, Yes" 1984 bei Freak Beat Records. Vom Song "Dial-A-Freak" erschien 1988 auch ein 10 Minuten Remix, da steht als Band Uncle Jam's Army feat. The Egyptian Lover am Cover. Die Originalversion des Songs dauerte 6 Minuten und 35 Sekunden, yeah. The Egyptian Lover ist der stage name von Greg Broussard, der aber bereits seit der Gründung 1983 zur Army gehörte. Im Jahr 1985 erschienen bei Freak Beat die beiden 12”-Singles "Naughty Boy / What’s Your Sign (Of The Zodiac Baby Doll)" und "The Roach Is On The Wall / Roach Motel (Fast Version)", erstere unter Uncle Jamm's Army featuring Mr. Prince & Miss. NYSA und zweitere unter Uncle Jamm’s Army & The California Cat Crew. Mit Mr. Prince ist Mr. Prinze gemeint, also Roger Clayton, der ja auch Gründungsmitglied der Army war. Wer sich hinter Miss. NYSA und der California Cat Crew verbirgt, konnte ich nicht rausfinden. Egal. Es gibt noch eine zweite 12“-Single mit der California Cat Crew, "California Catt Crew / The Bobcatt Song" 1986 von Bobcatt & The California Catt Crew. Bobcatt bzw. DJ Bobcat, wie er sich meist nannte, ist Bobby Ervin, ebenfalls ein Gründungsmitglied der Army. Weitere Mitglieder der Army waren DJ Pooh alias Mark Jordan, Ice-T alias Tracy Marrow, DJ KittKatt alias Dennis Booker, DJ Glove alias Chris Taylor und Rich Cason. Uncle Jamm's Army lösten sich 1988 auf, als der Old-School-HipHop vom Gangsta-Rap abgelöst wurde. Naja, Gangsta-Rap verkaufte sich beim zunehmend weißen Publikum besser und die music industry verlor das Interesse am Old-School-HipHop. Der Song "Dial-A-Freak" ist auf der 1992 bei Rhino Records erschienenen Compilation "West Coast Rap - The First Dynasty, Vol.1" zu finden. Außer Uncle Jamm's Army sind auf dieser hörenswerten Compilation noch Disco Daddy & Captain Rapp, Rappers Rapp Group, MC Fosty & Lovin' C, Ice-T, The Egyptian Lover, King MC & DJ Flash, Bobby Jimmy & The Critters, L.A. Dream Team, World Class Wreckin' Crew, The 2 Live Crew und Timex Social Club mit je einem Song vertreten. Bei Rhino Records erschienen 1992 auch noch "West Coast Rap - The First Dynasty, Vol.2" und "West Coast Rap - The First Dynasty, Vol.3". DJ Bobcat und DJ Pooh gründeten nach dem Ende von Uncle Jamm's Army mit Muffla alias Dwayne Simon und Big Dad alias Darryl Pierce das record production team L.A. Posse, die schließlich von Los Angeles nach New York umzog und dort für Def Jam Records tätig wurde. The Egyptian Lover war zuletzt mit den electro projects Egypt Ear Work und The Clone Machine in der Popwelt unterwegs. Ice-T wurde Gangsta-Rapper und hatte mit den Songs "High Rollers" 1988, "Lethal Weapon" 1989 und "O.G. Original Gangster" 1991 mehrere Hits. Female-hiphop-MCs der ersten Stunde waren z.B. MC Sha-Rock alias Sharon Green oder Queen Lisa Lee alias Lisa Counts. MC Sha-Rock war member von Funky Four Plus One More, die 1979 bei Enjoy Records mit der Single "Rappin And Rockin The House" starteten. Die anderen 4 waren Jazzy Jeff alias Jeff Miree, K.K. Rockwell alias Kevin Smith, Rodney Cee alias Rodney Stone und DJ Breakout alias Keith Caesar. MC Sha-Rock verwendete auch manchmal den stage name Lil Sha-Rap. MC Sha-Rock und Queen Lisa Lee waren auch members der von Afrika Bambaataa alias Lance Taylor gegründeten Zulu Nation, die 1980 bei Paul Winley Records ihre erste Single "Zulu Nation Throw Down" veröffentlichte. Bei Rock The Discotek Records erschien 2018 eine Split-Single auf deren A-Side sich der Track "Recorded Live At Stevenson High School, Bronx, N.Y., 1981" von Sha-Rock, Lisa Lee und DJ Jazzy Jay alias John Byas befindet und auf der B-Side "3 Extra Minutes Of Funk" von Jorun Bombay. Little Richard alias Richard Penniman: People called rock & roll 'African music'. They called it 'voodoo music'. They said that it would drive the kids insane. They said that it was just a flash in the pan - the same thing that they always used to say about hip-hop. HipHop fiel natürlich nicht plötzlich vom Himmel, sondern baute auf Funk und Disco auf. Der aus Jamaika stammende und in New York lebende Kool DJ Herc alias Clive Campbell begann 1973 als erster DJ, nur den Beat eines Funk- oder Discosongs zu wiederholen, anstatt das ganze Stück zu spielen und zwei verschiedene Beats zu montieren. Dazu benutzte er einfach zwei Plattenspieler. Auch das Toasting, brachte er aus Jamaika mit, eine Art Sprechgesang und Wegbereiter des Rap. Okay, jetzt noch 2 Anhörtipps: "Step By Step" 1960 von The Crests und "Kenimania" 1973 von Monomono. Beide Songs findet ihr bei youtube und sicherlich auch an anderer Stelle im Netz. The Crests waren eine Doo-Wop-Group aus New York und Monomono eine Psychedelic-Funk-Band aus Nigeria. Und weil ich schon beim Empfehlen bin, lest auch das schöne Buch "Eine Frau" von Annie Ernaux, es ist 2021 in deutscher Übersetzung bei Suhrkamp erschienen. Das französische Original erschien 1987 bei Gallimard. Es ist ein Buch über die verstorbene Mutter. Annie Ernaux: Es ist ein schwieriges Unterfangen. Für mich hat meine Mutter keine Geschichte. Sie war schon immer da. (…) Was ich zu schreiben hoffe, um ihr gerecht zu werden, liegt vermutlich an der Nahtstelle von Familie und Gesellschaft, Mythos und Geschichte. Mein Vorhaben ist literarischer Art, denn es geht darum, nach einer Wahrheit über meine Mutter zu suchen, die nur durch Worte gefunden werden kann. Dieses Buch ist ebenfalls Popmusik, yeah!

24.07.2021