Die Zimmermänner: "Zwei mutige Wunder" (1984)


New Wave oder Neue Deutsche Welle, yeah. Die Zimmermänner wurden 1979 von Timo Blunck (Vocals, Guitar, Bass, Keyboards) und Detlef Diederichsen (Vocals, Guitar, Keyboards) in Hamburg als Ede & Die Zimmermänner gegründet, frei nach Eduard Zimmermann, der damals die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" moderierte. Unter dem Namen Ede & Die Zimmermänner erschien 1980 bei ZickZack Records die EP "Ede + Die Zimmermänner (a.k.a. Skafighter)". Außer Timo Blunck und Detlef Diederichsen waren noch Rica Blunck (Vocals), die Schwester von Timo Blunck, Tomi Piel (Bass), Hansi Bley (Drums, Percussion) und Christian Kellersmann (Saxophone) mit dabei. Im Jahr 1981 kürzte die Band den Namen auf Die Zimmermänner und es erschien die Single "Ein halbes Jahr / Kultur". Bei ZickZack Records erschienen noch die EPs "Erwin, das tanzende Messer" 1982 und "Zurück in der Zirkulation" 1983 sowie das Debütalbum "1001 Wege Sex zu machen ohne daran Spaß zu haben" 1982. Das zweite Album "Goethe" erschien dann 1984 bei Ata Tak Records. Im Jahr 1985 lösten sich die Zimmermänner auf. Detlef Diederichsen veröffentlichte 1982 sein einziges Soloalbum "Volkskunst aus dem Knabengebirge" bei Phonogram Records, auf dem er u.a. auch von Timo und Rica Blunck sowie Hansi Bley musikalisch unterstützt wird. Ebenfalls 1982 erschien bei Line Records die EP "The Flying Klassenfeind" von der kurzlebigen Band The Flying Klassenfeind, die aus den Brüdern Detlef und Diedrich Diederichsen sowie Markus Oehlen, Jörg Gülden, Michael Ruff und Christian Ingle bestand. Timo Blunck spielte in den 80er Jahren noch bei den Bands Palais Schaumburg und Grace Kairos. Ende der 90er Jahre trafen sich die Zimmermänner Timo Blunck und Detlef Diederichsen wieder und begannen an dem neuen Album "Fortpflanzungssupermarkt" zu arbeiten, das dann 2007 bei ZickZack Records erschien. Bei diesen Album sind auch bereits Elliot und Nicolas, die Söhne von Timo Blunck, und Victor, der Sohn von Detlef Diederichsen, als Musiker mit dabei. Ja, die Zeit vergeht wie im Fluge. Bei Tapete Records gabs 2014 noch das Album "Ein Hund namens Arbeit". Ob die Zimmermänner jetzt, also 2021, noch arbeiten, weiß ich nicht so genau, Timo Blunck veröffentlichte jedenfalls 2018 bei Tapete Records das Soloalbum "Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern". Der Song "Zwei mutige Wunder" stammt vom Album "Goethe", das 2012 beim Label Suezan Studio als CD wiederveröffentlicht wurde. Wer Lust auf mehr Musik von den Zimmermännern hat, bei Tapete Records erschien 2014 die 5-CD-Box "Die Wäscheleinen waren lang", da sind die ersten beiden Alben, alle EPs und Singles, zahlreiche Demos sowie ein Auftritt der Zimmermänner in Onkel Pö’s Carnegie Hall von 1984 drin enthalten. Hm, ich hab mir die Box nicht geleistet, vielleicht hätte ichs getan, wenn sie nur aus 4 CDs bestehen würde, den Auftritt im Onkel Pö’s hätte man sich getrost sparen können. Okay, lasst es euch soweit wie möglich gut gehen, ich hab genug für heute. Die Axt im Haus erspart den Zimmermann, hihi, Die Zimmermänner natürlich nicht, also öffnet eure Ohren. Eine Buchempfehlung schaff ich trotz Affenhitze noch, besorgt euch das Buch "Lazy Confessions" von Martin Büsser, es enthält Artikel, Interviews und Bekenntnisse aus zwei Jahrzehnten und ist 2020 im Ventil Verlag erschienen. Ich mag die Schriften von Martin Büsser, leider ist er 2010 im Alter von 42 Jahren an Krebs gestorben. Martin Büsser: Wirkungsgeschichtlich waren die großen Außenseiter*innen der 1960er alles andere als nur kuriose Fußnote. Ihr Einfluss auf kommende Generationen war weitaus größer als der von konventionellen Künstler*innen wie The Mamas & The Papas oder wie auch immer jene Stars von damals heißen, deren formatierter Sound die eigene Zeit lediglich in Form von nostalgisch wiederkehrenden Oldies überdauert hat. Die Outlaws von einst stellten dagegen Weichen, die den weiteren Verlauf der Popgeschichte bis in unsere Tage hinein entscheidend prägen sollten: Sie standen am Beginn einer 'Subgeschichte des Pop', die sich nicht über Charts-Platzierungen definiert, die nur selten im Radio oder Musikfernsehen stattfindet, sondern die Mittel propagiert. Über The Velvet Underground wurde einmal gesagt, dass sie zu Lebzeiten zwar kaum Platten verkauft haben, dass aber fast jede*r, der oder die eine Platte von ihnen kaufte, daraufhin selbst eine Band gründete. Also in diesem Sinne, bleibt Outlaws, gründet Bands oder sonstwas und pfeift auf den Kapitalismus, so gut es eben geht. Okay, ich brauch jetzt ein Bier, oder zwei, drei, vier.

26.08.2021