Devo: "Satisfaction" (1977)


Ein zweites Mal Devo, diesmal mit ihrer tollen Version des Rolling Stones-Klassikers "(I Can’t Get No) Satisfaction". Die Rolling Stones hörte ich 1977 kaum mehr, die letzte Platte, die ich mir von den Stones anschaffte, war die Single "Angie / Silver Train" 1973. Ja, den Song "Angie" liebe ich sehr. Devo war eine tolle und witzige Band, die leider irgendwann vom eigenen Witz fast totgeschlagen wurde. Sie lösten sich 1991 auf, sind aber seit 1996 wieder in der Popwelt unterwegs, die Besetzung 2019 lautet Gerald Casale (Bass, Vocals, Synthesizer), Mark Motherbaugh (Vocals, Keyboards, Guitar), Bob Motherbaugh (Guitar, Vocals), Josh Hager (Guitar, Keyboards) und Josh Freese (Drums). Zuletzt erschien von Devo bei Warner Brothers das Album "Something For Everybody". Habe gerade das Buch "Das Zickzack Prinzip. Alfred Hilsberg - Ein Leben für den Underground" von Christof Meueler gelesen. Yeah. Alfred Hilsberg war eine wichtige Figur für Punk in Germany und für die Neue Deutsche Welle. Er gründete 1979 Zickzack Records, wo so illustre Band wie Abwärts, Freiwillige Selbstkontrolle, Die Krupps, The Wirtschaftswunder, Palais Schaumburg, Einstürzende Neubauten, Die Tödliche Doris, Mekanik Destrüktiw Komandöh, Die Zimmermänner, Familie Hesselbach und viele viele mehr Bands Tonträger veröffentlichten. Die Platte mit der Nummer ZZ001 war 1980 die EP "Klagemauer" von der Band Geisterfahrer, da waren die Songs "Geisterfahrer", "Unschuld" und "Öl" drauf. Seine Labelpolitik bei Zickzack Records beschrieb Alfred Hilsberg damals mit dem Satz: Lieber zuviel als zuwenig. In einem Interview 2002 mit dem Ox-Fanzine sagt er darüber: Lieber zu viel als zu wenig veröffentlichen. Es gab einfach so unglaublich viele interessante Sachen. Da konnte ich nicht sagen: Das eine ist wichtig - das andere ist unwichtig. Ich wollte das lieber in der Öffentlichkeit diskutieren lassen. Und deswegen habe ich fast jeden Tag eine Platte rausgebracht. Was kommerziell gar nicht geht. Noch dazu habe ich dieses Label wirklich desorganisiert betrieben. (...) Ich habe immer noch Schulden aus dieser Zeit. Eine sechsstellige Summe. Und davon werde ich auch nie runterkommen. Im Jahr 1992 gründete Alfred Hilsberg dann auch noch das Label What’s So Funny About, auf dem er Bands wie Cpt. Kirk &, Die Haut, 39 Clocks, Mutter, Parole Trixi oder Saalschutz veröffentlichte. Im Jahr 1979 schrieb Alfred Hilsberg in der Zeitschrift Sounds: In Westdeutschland und Westberlin findet eine neue Musik statt. Sie wird gemacht und wird gehört. Einige nennen es immer noch Punk und wollen es sein. Andere wissen mit diesem Begriff nichts mehr anzufangen. Dutzende von Gruppen arbeiten in Wohnzimmern, Übungsräumen, Studios. Manche spielen, um sich und ihren Fans Spaß zu bringen. Andere haben ernstere Ansprüche, entwickeln Konzepte, neue Töne. Und arbeiten mit deutschen Texten. Sie spielen in wenigen Clubs, organisieren bereits erste Tourneen. treten auf Lastwagen auf. Keiner lebt von der neuen Musik, Sie gehen arbeiten, zur Schule, studieren, nehmen Kredite auf, wohnen zuhause oder in einer Kommune. Manche sind erst 15, andere bald 30. Beide Labels sind noch immer aktiv, bei Zickzack Records erschien 2014 die CompilationCD "Science Fiction Park Deutschland - German Home Recording Tape Music Of The 1980s". Frank A-Punkt Schneider schreibt darüber: Felix Kubin, Klangfuturist und früher selbst Kassettentäter, präsentiert den deutschen Kassettenuntergrund der frühen 1980er: 25 obskure, zum Teil unveröffentlichte Tracks von Holger Hiller, Kleines Schwingvergnügen, Plastiktanz, Neros Tanzende Elektropäpste, Co-Mix, Pyrolator, Grüne Rosen sowie diverse One-Hit-Wonders des berüchtigten Labels Pissende Kuh Kassetten. Um 1980 waren Kassetten das Medium für den explodierenden deutschen (Post-)Punk-Untergrund. Schnell, unkompliziert, preiswert und in Heimarbeit entstanden ungezählte Produktionen, die zuhause oder in Kopierwerken vervielfältigt wurden. Die Auflagen waren klein, manchmal einstellig. Jedes Dorf bekam seinen Dorfsampler. Zwei Leute waren im Schnitt zehn Gruppen, so lange ihnen genügend Namen einfielen: Defekte Parkuhren, Hirsche nicht aufs Sofa, Chemische Ameisenscheiße, Muselmanisches Türkmenen Batallion der SS bei Gebetsübung usw. Entsprechend fantasievoll die Label-Namen: Klar! 80, Cassetten Combinat, Datenverarbeitung, Graf Haufen Tapes, Wahrnehmungen, Intoleranz! ... um nur einige zu nennen! Einen kurzen Moment lang waren Platten 'langweilig' geworden. Wenig später war der Spuk wieder vorbei. Die meisten Gruppen, Labels und Kassetten sind heute vergessen - manchmal sogar von ihren UrheberInnen. Was im kurzen Sommer der kreativen Barrierefreiheit alles möglich war, lässt sich mit "Science Fiction Park Bundesrepublik" mindestens erahnen. Prima für den Schulunterricht geeignet! Uups, was hat das jetzt mit Devo zu tun? Nichts! Aber viel mit Punk! So, weiter gehts mit einem ganz besonderen Punk, es lebe Art Brut, yeah!