Essential Logic: "The Order Form" (1979) |
Nach ihrem Ausstieg bei der Punkband X-Ray Spex gründete Lora Logic alias Susan Whitby (Vocals, Saxophone) 1978 ihre eigene Band Essential Logic. Mit dabei waren anfangs Stuart Action (Guitar), Tim Wright (Bass) und Rich Tea (Drums). Die erste Single "Aerosol Burns / World Friction" erschien 1978 bei Cells Records. It’s Punk, yeah! Bei Virgin Records erschien 1979 die EP "Wake Up", danach unterschrieben Essential Logic bei Rough Trade Records, wo sie noch im gleichen Jahr das Debütalbum "Beat Rhythm News - Waddle Ya Play?" und die Single "Popcorn Boy Waddle Ya Do? / Flora Force" veröffentlichten. Von der ursprünglichen Besetzung waren beim Debütalbum nur mehr Lora Logic und Rich Tea mit dabei, an der Gitarre war nun Ashley Buff zu hören, am Bass Mark Turner und Dave Wright spielte Saxophone und Cowbell. Im Jahr 1980 kamen bei Rough Trade die beiden Singles "Eugene / Tame The Neighbours" und "Music Is A Better Noise / Moontown" heraus und 1981 die Single "Fanfare In The Garden / The Captain", danach lösten sich Essential Logic auf. Lora Logic veröffentlichte bei Rough Trade 1982 ihr Solodebüt "Pedigree Charm", auf dem sie von den Musikern Phil Legg (Guitar), Ben Annesley (Bass) und Charles Hayward (Drums) musikalisch unterstützt wird. Phil Legg ist der bürgerliche Name von Ashley Buff, der auch noch das Pseudonym Phil Chill als Musiker benütze. Lora Logic war danach noch eine Weile als Gast in Bands wie The Red Krayola, Kolla Kestää, The Raincoats oder The Swell Maps musikalisch tätig, bevor sie sich aus der Popmusik zurückzog und sich der Hare Krishna-Bewegung anschloss. Erst 1995 kehrte sie mit X-Ray Spex und dem Album "Conscious Consumer" in die Popwelt zurück, doch das neue Kapitel X-Ray-Spex dauerte nur bis 1996, dann ging die Band wieder auseinander. Im Jahr 2001 versuchte es Lora Logic dann ein zweites Mal mit Essential Logic, die Musiker an ihrer Seite waren Gary Valentine (Guitar), Dave Jones (Bass) und Nick Pretzell (Drums). Bei Kill Rock Stars Records erschien 2003 das DoppelAlbum "Fanfare In The Garden - An Essential Logic Collection" mit alten und neuen Songs von Essential Logic, den Solosongs von Lora Logic und dem Song "Born In Flames" mit The Red Krayola. Wow! Dieses Album sollte eigentlich in keiner Popsammlung fehlen. Greil Marcus: Hearing things like "Wake Up" by Lora Logic, or the Raincoats' "In Love" - that was something I wasn't prepared for. I couldn't hear anything that came before it in the music, and I didn't want to. I was absolutely in love with its out-of-nowhereness. Im wunderschönen Buch "Lipstick Traces. Von Dada bis Punk - kulturelle Avantgarden und ihre Wege aus dem 20. Jahrhundert" schreibt Greil Marcus: Damals gab es in ganz England bestimmt nicht mehr als hundert echte Punks, sagte Lora Logic, Anfang 1977 Saxophonistin von X-Ray Spex, 1980 über den ersten Auftritt der Gruppe; das zentrale Wort war 'echte'. Es gab kein Zuhause mehr, also verließ Lora ihres... ließ die rosafarbene Uniform zurück, die sie auf ihrer guten Privatschule getragen hatte, was, wie sie zu spät merkte, ein Fehler war, weil sie auf der Bühne prima gewirkt hätte. Mit ihr zusammen veränderten die übrigen 'echten' Punks (…) die zwei oder drei, die es Anfang 1977 in jeder britischen Stadt gab, das Bild des gesellschaftlichen Lebens. Die deutsche Ausgabe des Buches erschien 1992 beim Verlag Zweitausendeins. Wahrscheinlich kann man keine Definition von Punk so weit fassen, dass sie Theodor W. Adorno mit einschließt. Als Musikfreund war ihm Jazz zuwider, als er zum erstenmal Elvis Presley hörte, mußte er sich bestimmt übergeben, und die Sex Pistols hätte er zweifellos als Rückkehr der Kristallnacht verstanden, wäre er nicht glücklicherweise 1969 gestorben. Doch in "Minima Moralia" taucht der Punk alle paar Zeilen auf: Seine ansteckende Abscheu vor dem, was die westliche Zivilisation gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus sich gemacht hatte, war 1977 Thema Hunderter von Songs und Parolen. Wird in den Platten der Sex Pistols jede Emotion auf die Lücke zwischen einem leeren Blick und einem sardonischen Grinsen reduziert, so wird in Adornos Buch jede Emotion auf den Raum zwischen Fluch und Bedauern komprimiert... und auf diesem Gebiet kann das kleinste Streben nach Mitgefühl oder Schöpfung zur absoluten Neuheit werden. Okay, hört "The Order Form" von Essential Logic und lest "Lipstick Traces. Von Dada bis Punk kulturelle Avantgarden und ihre Wege aus dem 20. Jahrhundert" von Greil Marcus, ja, und nicht nur "The Order Form" und nicht nur "Lipstick Traces", sondern mehr mehr mehr, yeah yeah yeah. Zum Abschluss nun das Gedicht "Karawane" von Hugo Ball. jolifanto bambla ô falli bambla / grossiga m'pfa habla horem / égiga goramen / higo bloiko russula buju / hollaka hollala / anlogo bung / blago bung / blago bung / bosso fataka / ü üü ü / schampa wulla wussa ôlobo / hej tatta gôrem / eschige zunbada / wulubu ssubudu uluw ssubudu / tumba ba- umf / kusagauma / ba - umf. Yeah, lasst uns mit der Karawane ins Land des Pop aufbrechen. |