Kapitel 14: oh, okay


Heute präsentiere ich zwei Gedichte von Fritz Widhalm. Ob ich einen Kommentar dazu schreibe? Ich werde sehen.

nehmen, nehmen, nehmenoh! o.k.!
nehmen, nehmen, nehmendas leben

mag es auch
banal und
im anfang war das geradeso
im anfang war das überhand
nehmen, nehmen, nehmen

nebenbei vertrete ich theorien!

in der tat, in der tat, in der tat
mit einer wie zufälligen bewegung
sucht die luft nach einem stein



nehmen, nehmen, nehmenoh! o.k.!
nehmen, nehmen, nehmendie kunst

dies ist ganz leicht
da ja ein gut
ein gut und gerne
eben, eben, eben

so ungefähr stelle ich mir das manchmal vor

zu hilfe, zu hilfe, zu hilfe
ich glaube sie tat mir etwas
nichts glücklicherweise nichts
aber nichts wirklich ist

Ja, und wie kommentiert man eigentlich ein Gedicht? Ich denke, es ist meistens am besten, sich zu fragen, wie es wirkt. Und damit tut man zugleich jedem Gedicht ein bisschen unrecht, reduziert es auf die Wirkung, also auf die Wirkung auf eine, nämlich die eigene Person, die ja selbstverständlich nicht für alle Wirkungen auf alle Personen stehen kann. Macht nichts. Es ist natürlich auch möglich, ein Gedicht einfach stehen zu lassen oder ihm ein anderes Gedicht an die Seite zu stellen. Ja, ich könnte ein korrespondierendes Gedicht schreiben oder aber auch suchen und finden, das diesen beiden Gedichten von Fritz Widhalm gewissermaßen das Geleit gibt. Genau genommen haben Gedichte kein Geleit nötig, sie können auch einfach so in die Welt treten, schwupp schwupp. Andererseits ist es natürlich auch so, dass jedes Geleit eine gewisse Wahrnehmungsrichtung vorgibt und daher dem Leser, der Leserin ein Stück Wahrnehmungsmöglichkeit stiehlt. Oder eines hinzufügt.

Ich nehme einen kleinen Ausschnitt eines Gedichtes von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen, es heißt "Lob des Einsiedels". Ich habe es aus einem Buch von Undine Gruenter mit dem Titel: "Das Versteck des Minotaurus".
Der gewählte Ausschnitt lässt viele Wirkungen zu. Wer das ganze Gedicht lesen will, kann es leicht im Internet finden unter lyrikwelt.de

Obschon ist hin der Sonnenschein
und wir im Finstern müssen seyn
so können wir doch singen.

Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen lebte von 1622 bis 1676.
Undine Gruenter wurde 1952 geboren und starb 2002.