Kapitel 37: Trost und Angst(hase)


Ja, es gibt den Trost, der sich beim Lesen von Gedichten einstellt, manchmal. Trost bedeutet einerseits Unterstützung im Aushalten von Kummer. Der Kummer wird dabei nicht kleiner, aber der kummerbeladene Mensch atmet ein bisschen leichter. Ganz klar ist nicht, wie das geht. Atmet es sich leichter, wenn man nicht alleine bedrückt ist? Kann man Kummer wirklich teilen, und wenn ja, wie verteilt er sich dabei auf die Teilenden?
Trostschriften gab es jedenfalls schon seit der Antike, sie verstanden sich unter anderem als Zuspruch. Nunja, dies wurde dann im christlichen Sinne ausgebaut, und, naja, man könnte etwas salopp sagen, dass damit das Finden von Trost in Richtung Gott verschoben wurde.
Trost kann sich aber andererseits auch als Ermutigung verstehen, also, Ermutigung darin, gegen die "Umstände" tätig zu werden. Oder nicht?

Ist also das folgende Gedicht von Günter Vallaster ein Trostgedicht? Irgendwie schon, weil es an die Existenz von gelben Rüben glaubt. Es müsste ja keine gelben Rüben geben in der Welt des Hasen. Das Gedicht gibt dem Hasenglück eine Chance. Und es liest sich gut, denn die gelbe Rübe erweckt das Gefühl glücklicher Geborgenheit mit gefülltem Magen. Jedenfalls bei mir. Ich mag gelbe Rüben und ich mag Hasen.
Allerdings gibt es in diesem Gedicht von Günter Vallaster zwar Rüben, der Hase aber hoppelt nicht, sondern liegt im Pfeffer. Und, naja, liest man die Buchstaben am Beginn der ersten fünf Zeilen nach unten, so ergeben sie ANGST.

Am liebsten
Nagt Hase an einer
Gelben Rübe.
Sie dient als Nahrung und spendet
Trost.

Doch wo Hase liegt, da wächst nur Pfeffer.

Kann der Hase Mut fassen und zu den Rüben hoppeln? Das Bild des Hasen ist eines, das einen weiten Sprung macht. Gezeichnet hat ihn Andrea Zámbori, die mit Günter Vallaster das FERIBORD Nr. 16 (herausgegeben von Gerhard Jaschke) gestaltet hat.



Vielleicht ist der Hase ein Angsthase und sagt uns, dass wir mit unserer Angst nicht alleine sind? Das wäre auch eine Art von Trost. Wir könnten dann alle zu den gelben Rüben springen.
Dazu jedenfalls passt das Angsthasengedicht von Konrad Berger. Auch hier ergeben die Anfangsbuchstaben einen eigenen kleinen Text:

angsthase

du zitterst
aber
springst hoch

beine sind lang
immer
nützlich

ich klopfe tröstlich
caramba auf
holz -

dann aber
alsob in
sicherheit

springst du
ideal
nachdrücklich
da capo!

da capo!
optimismus
charme im
herz

wagemutig
imaginierte
routine

auch
lust
lebt zitternd
erst recht

Das Gedicht von Konrad Berger erschien in der Edition Fußnoten zur Weltgeschichte als Fußnote 007 (derzeit vergriffen).