Kapitel 40: Das Kamel, das Nadelöhr, das Paradies |
Nein, ich möchte das Kamel, das immer wieder versucht, sich durch das Nadelöhr zu zwängen, nicht vergessen. Es gibt vermutlich viele solcher Kamele, eines davon wohnt im folgenden Gedicht von Christian Morgenstern (enthalten in den "Galgenliedern"): Die Probe Zu einem seltsamen
Versuch Und zu dem Buch
ein altes zwar, Ein Reicher auch
daneben stand, Der Reiche ging
alsdann herfür Drauf Petrus
sprach: 'Geschrieben steht, Ich, glaubend
fest an Gottes Wort, Und in der Tat!
Das Vieh ging durch, Der Reiche aber
sah ganz stier Arm und Reich, ja ein schier unerschöpfliches Thema, bei dem die Sprache sich ziemlich bemühen muss, um nicht zu versagen, angesichts zum Beispiel der folgenden Tatsache: "Die 62 reichsten Menschen der Welt besitzen inzwischen genau so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung" (Quelle: ORF online, 18.01.2016). Ich zitiere dazu einen Satz einer Textmontage,
entstanden nach der Lektüre von Veza Canettis Erzählung "Geduld
bringt Rosen": Übrigens: DIEBSTAHL VON LEBENSMITTELN
KEIN VERBRECHEN - in Italien! Eine meiner Lieblingsautorinnen ist Christa Reinig. Das nun folgende Gedicht von ihr stammt aus dem Buch "Überall und neben dir" und ist ein Kommentar zur Präsenz von Reichtum und Arbeit, zu Zahlen und Zählen, zu Bezahlen und Abzählen. Wer übrigens Christa Reinigs Buch "Entmannung" nicht kennt, dem sei es hiermit ebenfalls ans Herz gelegt. Es ist 1978 bei Luchterhand erschienen. Hier aber das Gedicht von Christa Reinig. Ja, wer reich ist, könnte Angst haben müssen, wer arm ist muss Angst haben. Punktum. Das kleine Einmaleins 1 x 1 |