Dieses Kapitel wirkt möglicherweise
etwas wild, vielleicht sogar beinhaltet es Gedankensprünge, die
in der Auswahl der Gedichte deutlich werden. das macht nichts. In ihrer
Eigenschaft, absonderlich und süß zu sein, erlauben die Gedichte
mir, der aufmerksamen beziehungsweise unaufmerksamen Leserin, in ihnen
kreuz und queer herumzuhüpfen, wobei ich nicht oft genug erwähnen
kann, dass hüpfen etwas mit hoffen zu tun hat, weil es von hopen
aus dem mittelniederdeutschen stammt, das mit hüpfen zu tun hat.
Naja und wenn wir an die Weltlage denken, kann ein bisschen hoffen nicht
schaden und ein bisschen hüpfen wohl auch nicht.
Ich beginne gleich mit einem Songtext des Fröhlichen
Wohnzimmers. Der Song trug den Titel: "Kommentar zur Weltlage".
Die Sonne spielt darin keine Rolle, die Weltlage allerdings ist überaus
präsent.
Der Text (er stammte von Stefan Krist) lautete folgendermaßen:
UÄH uäh
uäh uäh uäh uäh uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh uäh uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh
uäh uäh uäh uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh
UÄH uäh uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh uäh uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh
uäh uäh uäh uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh uäh uäh uäh
uäh uäh uäh
Das fröhliche Wohnzimmer war sich der Tatsache
bewusst, dass dieser Text nicht behaupten konnte, eine fundierte Kritik
der kapitalistischen Verhältnisse zu sein, nein, das nicht. Andererseits
gab er einen guten Einblick in die Stimmungslage des Fröhlichen
Wohnzimmers als kollektiver kritischer Lebensform.
Das zweite Gedicht, das ich zu "Sonne und Weltlage"
präsentieren möchte, stammt von Ann Cotten.
Halbleiter lange Leitung
Die Sonne, noch immer in den Silikonminen
Gesang der Heuschrecken
Die Zeit des Fortschritts ist vorbei
Wer heute besser ist, bekommt einen Trost.
Erkannt geht die Sonne heute auf:
Was sie zu geben hatte, hat sie hergegeben.
(Das Gedicht befindet sich in Ann Cottons Buch "Jikiketsugaki")
Ja, diese Sonne, fragen die Heuschrecken besorgt. Was macht sie in den
Silikonminen? Und was hat oder hatte sie zu geben? Und wem? Und warum?
Zu diesem Gedicht passt die Frage, die im Teil 10 des so genannten Verwicklungsromans,
den ich, Ilse Kilic gemeinsam mit Fritz Widhalm schreibe, gestellt wird,
die Frage nämlich, ob es, wie der Literaturkritiker Frederic Jameson
schreibt, wirklich schon so weit ist, dass es uns leichter fällt,
uns die vollständige Zerstörung der Welt und der Natur vorzustellen
als den Zusammenbruch des Spätkapitalismus? Und können wir
uns etwas davon vorstellen, zum Beispiel, dass die Sonne das, was sie
zu geben hatte, bereits hergegeben hat? Halbleiter zu sein hat Vorteile,
vor allem in der Elektrotechnik. Ob es auch Vorteile hat, eine lange
Leitung zu haben, zum Beispiel, was die eigene Vorstellungskraft betrifft?
Sicherlich haben Heuschrecken keine lange Leitung und die Sonne ist
kein Halbleiter. Nicht uninteressant scheint mir, dass ich bei Silikonmine
zunächst daran gedacht habe, dass die Sonne in einem Bergwerk schuftet,
wobei mir schon klar war, dass es natürlich kein Bergwerk geben
kann, in dem Silikon gefördert wird. Erst etwas später kam
mir der Gedanke, sie könnte als Mine in einem Kugelschreiber oder
einem Bleistift verarbeitet worden sein. Das soll sich der Kapitalismus
aber nicht einfallen lassen, die Sonne vom Himmel zu holen!
Zur Weltlage stelle ich an den Schluss dieses Kapitels
ein kleines Gedicht von jopa jotakin:
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General Server at gesellschaft.com
(Das Gedicht stammt aus jopa jotakins Buntem Lyrikheft mit dem Titel
"tule jos on tullaksee"). Dieser Bestandsaufnahme ist wenig
hinzuzufügen, wobei ein kräftiges UÄH
nicht schaden kann. Weil aber das Thema "Die Sonne und die Weltlage"
sich gerade anschickt, etwas umfangreicher zu werden, wird es ein weiteres
Kapitel dazu geben, nämlich, das in Bälde vollendete Kapitel
53b: Die Sonne und die Weltlage 2.