Kapitel 67: Von der Arbeit des Weinens und den sich drehenden Winden  | 
    
Ich beginne mit einem Gedicht von Adrienne 
          Rich, diesmal auf Englisch. Eine Übersetzung habe ich nicht gefunden. 
          Vermutlich könnte ich es übersetzen, aber ich denke, das können 
          viele Leserinnen und Leser dieses kleinen Blogs auch. (Wenn jemand es 
          übersetzt und mir die Übersetzung zusendet, werde ich sie 
          dieser englischen Originalfassung an die Seite stellen, versprochen, 
          die erste Übersetzung, die eintrifft, werde ich diesem Gedicht 
          an die Seite stellen!) Only to have a grief There's not a sob in my chest. I pare away, no hero, Crying was labour, once These old tears in the chopping-bowl. (Das Gedicht "Peeling Onions" wurde erstmals publiziert in dem Gedichtband "Snapshots of a Daughter-in-Law", New York 1963.) Und weil es den Kummer gibt, mit und ohne Zwiebeln, ist das zweite Gedicht eines, das das Leben leichter machen will, ein "Verschenkter Rat" gewissermaßen. Dieser verschenkte Rat stammt von Mira Mann. Ihr Buch heißt "Gedichte der Angst" und ist in der Parasitenpresse erschienen. Mira Mann: Eigentlich gar nicht so schlimm Gar nicht schlimm, möchte man sagen, Zwiebeln 
          schälen, weinen, Nüsschen essen. Und doch: Die Klarheit, dass 
          das alles gar nicht schlimm ist, ist jene, dass es eben nicht "gar 
          nicht schlimm" ist, was Schlimmes bedeutet. Bei Mira Mann ist das 
          Schlimme die Feststellung einer Krankheit, die daran erinnert, dass 
          eben nichts einfach bleibt, wie es ist, und zwar auch dann nicht, wenn 
          das, was ist, eigentlich zufriedenstellend ist, zum Beispiel die Gesundheit. 
          Auch sie bleibt nicht. Sie bleibt bei niemanden, aber vielleicht kann 
          man sie ein bisschen zum Bleiben überreden, mit Nüsschen und 
          Sport, und, ganz wichtig: Vitamin D. Das kleine Wörtchen "eigentlich" 
          gehört zu meinen Lieblingsworten, versieht es doch jede Aussage 
          mit einem kleinen Fragezeichen, einem relativierenden Augenzwinkern. 
          Mein zweites und drittes Lieblingswort in dieser Hinsicht sind "quasi" 
          und "sozusagen". Ich habe meinen Lieblingsworten einmal ein 
          eigenes Gedicht gewidmet, aber heute will ich dieses Kapitel mit einem 
          Gedicht von Adelheid Dahimène abschließen, es ist das Gedicht 
          von den drehenden Winden, das aus ihrem Gedichtband "Blitzrosa 
          Glamour", Klever Verlag 2009, stammt. Nichts bleibt, wie es ist. 
          Wir nicht und auch sonst nichts. Und, nein, auch das Kapitalozän 
          und das Anthropozän bleiben nicht, was sie sind. Auch davon soll 
          noch ein Lied gesungen werden. Das Lied zum Beispiel, das Dana Lyons 
          singt und das man sich hier anhören und ansehen kann. Es heißt 
          "Cows with 
          Guns". Schwer mich auf deiner Seite 
          dass Werde die Goldmarie sein am 
          Grund Grab mich ins Fell weiß 
          wie Schaf  |