Als ich noch eine junge Schriftstellerin
war, teilte ich mein Schreiben mit.
Ich teilte mein Schreiben unter anderem mit meiner Schriftstellerinkollegin
und Freundin Christine Huber. Dieses Mit-Teilen umfasste nicht nur Gespräche
über die eigenen Vorstellungen des Lebens als Schriftstellerin,
sondern auch unsere Ideen zum Sprechen, Schreiben selbst. Wir liebten
unsere Ideen zum Sprechen und Schreiben, wir waren hingerissen, wir
konnten nicht genug von unseren Ideen bekommen, von den eigenen nicht
und von denen der jeweils anderen auch nicht. Tolle Sache, die Versuche,
einander zu bedeuten, einander zu deuten.
Es entstanden gemeinsame Projekte und auch gemeinsame Texte, besser
gesagt, Texte, die ineinander verschränkt, verschoben, verzahnt
wurden, die gemeinsam gelesen wurden, bei denen die Frage, welcher Teil
von welcher Autorin stammt, an Bedeutung verlor.
Ich gebe an dieser Stelle ein Faksimile wieder, das aus der Arbeit an
unseren Doppellesungen im Jahr 1989 stammt.
Von wem der Text stammt, also von Christine
Huber oder Ilse Kilic, spielt keine Rolle.
25 Jahre sind seither vergangen.
Von Christine Huber zuletzt erschienen: "alles auf los", wohnzimmers
buntes lyrikheft, 2014.