Mattie Hite: "St. Joe's Infirmary" (1930) |
Noch eine Version von "St. James Infirmary", interpretiert von Mattie Hite und mit dem leicht abgeänderten Titel "St. Joe's Infirmary". Warum plötzlich St. Joe's Infirmary? Der Titel St. James Infirmary geht möglicherweise auf das St. James Hospital in London zurück, eine religiöse Stiftung, in der Leprakranke behandelt wurden. Das Krankenhaus wurde 1532 geschlossen, als Henry VIII. das Land kaufte, um dort den St. James Palace zu bauen. Egal, die Bluessängerin Mattie Hite, auf manchen Platten auch Matie Hite oder Matthie Hite geschrieben, sang eben St. Joe's Infirmery. Mattie Hite wurde zirka 1890 in New York City geboren und war die Nichte des Saxophonisten Les Hite, der bei Sebastian's Cotton Club Orchestra in Los Angeles spielte. In diesem Orchester spielten unter anderem auch Lionel Hampton, Dizzy Gillespie und T-Bone Walker. 1915 zog Mattie Hite nach Chicago, wo sie zusammen mit Alberta Hunter und Florence Mills im Panama Club auftrat. 1919 kehrte sie nach New York City zurück, wo sie im Barron Wilkin's Astoria Cafe und Pod's and Jerry's auftrat. Das Pod's and Jerry's war ein Kabarett und Jazzclub in Harlem und existierte bis 1948. Zwischen 1921 und 1939 machte Mattie Hite Aufnahmen für die Labels Victor, Pathé, Bell und Columbia. 1928 bis 1932 sang sie in verschiedenen Revuen des Lafayette Theater in New York City. Mattie Hite war damals eine gefeierte Sängerin und fiel wegen ihrer gewagten Texte ebensosehr auf wie wegen ihres Gesangs. Der Autor Derrick Stewart-Baxter schrieb 1970: Mattie Hite was a long, tall woman, who flavored her act with some extremely risqué songs. Sie starb zirka 1935 in New York City, genaueres ist über ihren Tod nicht bekannt. 1923 erschienen zwei Platten beim Label Bell unter dem Namen Nellie Hite, manche ExpertInnen sagen, Nellie Hite ist ebenfalls Mattie Hite, andere ExpertInnen behaupten, Nellie Hite sei eine Schwester von Mattie Hite. Egal. Acht Songs von Mattie Hite findet man auf der 1997 bei Document Records erschienenen DoppelCD "Female Blues Singers Vol. 9: 1923-1930", darunter auch "St. Joe's Infirmary". Auf dieser CD sind auch Songs von Edmonia Henderson, Lena Henry und Lethia Hill zu hören. Thomas Minehan, ein junger Soziologe an der Universität von Minnesota, hielt 1932 über US-Amerikanische Jugendliche während der Depression fest: Praktisch alle Jungen und Mädchen auf der Straße - egal ob Kommunisten oder nicht - glauben, dass in Amerika eine Revolution nötig ist, damit sich etwas verbessert. Der Blues war längst auch der weißen Unterschicht in die Knochen gefahren. |