Nochmals Blind Willie McTell, diesmal performt er uns einen Song über den Mörder von Delia Green, einem jungen Mädchen aus Savannah, Georgia. Die 14jährige Delia Green wurde am Weihnachtsabend 1900 vom 15jährigen Moses 'Cooney' Houston im Streit erschossen. Die Beiden hatten davor einige Monate eine Liebesbeziehung gehabt. Moses 'Cooney' Houston saß bis 1913 im Gefängnis, dann wurde er von Gouverneur John M. Slaton begnadigt: Delia, oh, Delia, poor girl she's gone. / All I hate she has left me all alone. / She's all I've got, is gone. Huch, Männer und Liebe sind eine hochexplosive Mischung. Die älteste mir bekannte Aufnahme dieses Songs machte Reese Dupree unter dem Titel "One More Rounder Gone" 1924 für OKeh Records. Als "One More Round" wurde der Song auch vom Kingston Trio als B-Seite ihrer Single "Reverend Mr. Black" 1963 für Capitol Records aufgenommen. Weiters wurde er als "Delia Gone", "Delia's Gone" oder schlicht und einfach als "Delia" von verschiedenen Interpreten wie Acker Bilk, Pat Boone, Bob Dylan, Pete Seeger, Johnny Cash, Waylon Jennings, Bobby Bare oder Dobie Gray aufgenommen. Der Text des Songs variiert bei den verschiedenen Versionen, sogar der Name des Mörders ändert sich von Cooney zu Curly bis Tony. Johnny Cash macht seine Sache sehr gut, zumindest bei seiner Version, die sich auf der CD "American Recordings" 1994 befindet. Ja, und Pat Boone, der eigentlich nicht gerade zu meinen Lieblingsinterpreten gehört, hat bei "Delia Gone" auch alles richtig gemacht. Seine Version erschien 1960 als B-Seite der Single "Candy Sweet". Oh, und bevor ich darauf vergesse, sehr schön ist auch die Calypsoversion von Blind Blake und seinem Royal Victoria Calypso Orchestra aus dem Jahre 1949. Wie sagte Alfred Jarry so schön: Es ist der Brauch, das Monster seiner ungewohnt dissonanten Elemente wegen so zu nennen, ich bezeichne jede originäre unerschöpfliche Schönheit als Monster. Yeah, Blind Willie McTells "Little Delia" ist ein wahres Monster - und, ich liebe Monster. "Little Delia" findet man auf dem Album "Blind Willie McTell: Atlanta Twelve String", das 1972 beim Label Atlantic erschienen ist. Im Jahr 1992 wurde es von Atlantic ein zweites Mal auf den Markt gebracht. Yeah, und 2002 erschien bei Delmark Records die CD "The Back Porch Boys" mit Songs von Blind Willie McTell, Duke Bayou & His Mystic Six, Alex 'Guitar Slim' Seward & Louis 'Jelly Belly' Hayes sowie Dennis McMillon. Besonders schön ist der "King Kong Blues" von Guitar Slim & Jelly Belly, ein wundervoller Country Blues. Huhu, noch etwas gefunden, im Buch "The Rose & the Briar: Death, Love and Liberty in the American Ballad" von Sean Wilentz und Greil Marcus ist ein Protokoll über den Streit, der dem Mord voranging, abgedruckt:
Cooney: "My little wife is mad with me tonight. She does not hear me. She is not saying anything to me." To Delia: "You don't know how I love you."
This was followed by mutual cursing.
Delia: "You son of a bitch. You have been going with me for four months. You know I am a lady."
Cooney: "That is a damn lie. You know I have had you as many times as I have fingers and toes."
Delia: "You lie!"