Throbbing Gristle: "20 Jazz Funk Greats" (1979)


Ein zweites Mal Throbbing Gristle mit dem Song "20 Jazz Funk Greats" vom gleichnamigen Album. The best compromise between TG's early industrial aesthetic and the reams of industrial-dance and dark synth-pop groups that used the album as a stepping stone to crossover appeal, kann man bei AllMusic über das Album lesen. Die Musik von Throbbing Gristle hatte sich vom noise weg und hin zum synthpop bewegt. Das Album "20 Jazz Funk Greats" brachte etwas Neues in ihre Musik, sie war zwar nun weniger bedrohlich, dafür aber umso unheimlicher. Ich liebe dieses Album, yeah, es ist eines von denen, dass sich in jeder Popsammlung finden sollte. Nachfolgebands wie Psychic TV oder Coil gingen dann irgendwie auch in eine ähnliche musikalische Richtung, woran sicherlich Peter 'Sleazy' Christopherson maßgeblich beteiligt war. Zum Synthpop von Throbbing Gristle empfehle ich euch das Buch "Unsagbare Dinge - Sex, Lügen und Revolution" von Laurie Penny, es ist 2015 als Nautilus Flugschrift erschienen. Laurie Penny: Dies ist ein feministisches Buch. Es ist keine heitere Anleitung für den Umgang mit dem modernen Patriarchat, Augenzwinkern, Daumen hoch. Es ist kein kuscheliges Wohlfühlbuch über Sex, Shopping und Schuhe. So etwas kann ich gar nicht schreiben. Ich kann mir für euch kein Lächeln abringen. Als Leitfaden zum Glück in einer abgefuckten Welt taugt dieses Buch nicht. Nein, dazu taugt es nicht, und dazu taugt auch der Synthpop von Throbbing Gristle nicht. Throbbing Gristle war nie ein Leitfaden zum Glück in dieser abgefuckten Welt und ist es noch immer nicht. Laurie Penny: In Europa und in Amerika entspricht die Angst vor weiblichem Fleisch der Angst vor weiblicher Macht, und die Inszenierung des Ekels vor dem normal großen weiblichen Körper ist in der westlichen Gesellschaft eine zutiefst politische Angelegenheit. (...) In den westlichen Industriestaaten, in denen die Quantität der Nahrung weniger Probleme bereitet als die Qualität, ist Übergewicht oft sogar ein Symptom der Armut, und diese Fehlernährung hat den unverhohlenen Ekel der kulturellen Rechten vor Frauen der Arbeiterklasse, die zu viel Raum einnehmen, lediglich zementiert. Zum Thema Arbeiterklasse will ich euch gleich noch ein gutes Buch empfehlen, "Prolls - Die Dämonisierung der Arbeiterklasse" 2012 von Owen Jones. Yeah! "Prolls" hat nichts mit Mitleid oder Nostalgie zu tun. Sondern es geht um das wichtigste Problem der Gegenwart: Die ArbeiterInnen und die einfachen Leute finden kein Gehör. Nur eine organisierte Bewegung kann den Wirtschaftswahnsinn zur Besinnung bringen, der weite Teile der Menschheit gefährdet. "Prolls" ist auch so ein Buch, das man gut zum Synthpop von Throbbing Gristle einsaugen und in sich zum Erblühen bringen kann. Ich bin ein Proll, yeah, zwar ein Gedichte schreibender Proll, aber das ist eigentlich nichts besonderes, ein Quer und Queer-Proll, auch nicht wirklich aufregend, Prolls haben schon immer Gedichte geschrieben und waren bi, schwul oder sonst was. Laurie Penny: Schwule und Bisexuelle kennen es nicht anders, als dass ihre Sexualität vom Mainstream als etwas Schrilles, Groteskes dargestellt oder dargeboten wird, ein Gegenstück zum brutalen Phantombild der Heterosexualität, das unsere visuelle Kultur beherrscht. Doch auch Männern, die sich überwiegend zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen, wird nur eine Art der Sexualität angeboten, nämlich die der mühsam gezügelten Bestie. Lesen, lesen, lesen. Wenn wir wollen, dass Liebe frei ist, und wenn wir wollen, dass Frauen frei sind, dürfen wir uns nicht weiter über die romantische Liebe, über Liebe oder deren Ausbleiben definieren.