Fritzchens Alterswerk

Seite 26

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ich habe ein bierglas auf dem fritz, der tapfere steht, wenn ich mich nicht irre, habe ich es vom schriftsteller gerhard jaschke geschenkt bekommen. danke gerhard.

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ilse und ich haben bei einem unserer aufenthalte auf der rams auch die hermannshöhle bei kirchberg am wechsel besichtigt.
die hermannshöhle ist die größte tropfsteinhöhle niederösterreichs und beherbergt mehrere fledermausarten.
ilse liebt höhlen. wir haben schon viele höhlen gemeinsam besichtigt. tropfsteinhöhlen, eishöhlen, mammuthöhlen und vielleicht auch noch andere höhlen. ich bin bei höhlen nicht so bewandert.
durch kirchberg am wechsel fließt der otterbach. direkt am ufer des otterbach haben ilse und ich ein nettes gasthhaus mit garten und freiluftkegelbahn entdeckt.
closeprost.
der otterbach entspringt unterhalb des feistritzsattels als trattenbach und mündet schließlich als feistritz unterhalb von feistritz am wechsel in die pitten.
die pitten fließt in die leitha, die leitha in die donau und die donau ins schwarze meer.
als kind liebte ich geografie. in der volksschule hieß das fach noch heimatkunde und beschränkte sich auf die nähere umgebung von purgstall an der erlauf.
close
das ist der letzte jesus am kreuz in meiner sammlung, der in kirchberg am wechsel hängt und zwar auf dem friedhof.
eine gelungene darstellung.
ein gelungenes foto.
ein strahlend blauer himmel.
der nagel unten verfehlt knapp den linken fuß, dieser jesus hat sozusagen nur 3 wundmale vorzuweisen.
von kirchberg am wechsel wanderten ilse und ich damals nach sankt corona.
der coronavirus sars-cov-2 war noch nicht entdeckt.
von 141 neuen coronavirus-fällen am freitag, 07.08.2020, entfallen allein 84 auf wien.
fritz says "huch!"

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übermorgen fahren ilse und ich nach schrems. wird sicherlich nett. radfahren. im moorteich schwimmen. bei gea wohnen. nett. eigentlich ist es überall nett, wo ilse und ich hinfahren, zumindest so lange wie wir anwesend sind, über das davor und danach weiß ich nicht bescheid.
meine physis und psyche läßt zur zeit zu wünschen übrig.
soll ich mich aufregen oder gelassen bleiben?
meistens habe ich keine ahnung was ich tun soll.
die meisten menschen halten mich für einen entspannten fritz, ist auch gut so, sonst würden sie mich bestimmt nur noch nervöser machen.
eigentlich gehört entspannt sein nicht zu meinen stärken.
entspannt wirken hingegen schon.
close2 x 3 = 4.
heute putze ich die wohnung. ich mag es nicht, wenn die wohnung nicht geputzt ist, wenn ilse und ich wegfahren. wenn wir nicht wegfahren, stört mich das ungeputzt weniger.
ich wische gerne staub.
ich ordne gerne die durcheinandergeratenen dinge auf dem großen tisch im wohnzimmer, der von ilse und mir gemeinsam für bestimmte tätigkeiten genützt wird.
ich bilde wunderschöne stapel von dingen, die sich zum stapeln eignen.
ilse sagt immer, ich soll keine stapel bauen, sondern den dingen einen platz in der wohnung zuordnen oder sie entsorgen. mach ich natürlich auch, aber zuerst müssen sie mal etwas als teil eines wunderschönen stapels abliegen. ich denke viel über dinge nach. dinge sind lehrreich, besonders gestapelte dinge.
ilse sagte früher manchmal, vielleicht brauchst du ja eine psychotherapie.
ich bin nicht dieser meinung, weil ich meine psyche okay finde, auch wenn sie manchmal spuckt.
ich sage gerne, ich bin arm, auch wenn ich mich eigentlich gut fühle.
manchmal gehe ich ilse damit auf die nerven, aber das ist okay. meine schwerhörigkeit geht ilse auch manchmal auf die nerven, dann sage ich, wie bitte.
wie bitte?
fritz says "wie bitte?"
der schriftsteller jopa jotakin und die künstlerin andrea knabl wollen eine zeitschrift machen. ich habe ihnen diese schöne zeichnung zum thema schönheit geschickt.
close
ich zeige mich gerne nackt und zeichne mich gerne nackt. ich sehe auch gern andere menschen nackt. alte und junge menschen, dicke und dünne menschen, große und kleine menschen, maskuline und feminine menschen, und auch alle menschen, die sich in dieser aufzählung nicht mitgemeint fühlen. ich sehe euch gern.

(...)
ich habe vor einiger zeit geschrieben, dass ich mich nun nicht mehr der schöne fritz sondern der alte fritz nennen werde. ich könnte mich natürlich auch der schöne alte fritz oder der alte schöne fritz nennen, aber das wäre dann doch etwas zu viel an schönheit. im grunde meines herzens bin ich doch eher ein bescheidener fritz.

(...)
ich schreibe dieses alterswerk mitnichten, weil ich mich als besonders wichtig oder besonders originell wähne, sondern weil ich mich als zugehörig empfinde.
in guten und in schlechten zeiten.
und auch allen anderen zeiten.
ich will zugehörig sein, wobei es mich nicht unbedingt stört abstand zu halten, einen meter und bei vielen menschen noch gerne mehr, viele viele meter mehr.
ich schreibe gerne.
ich lese gerne.
und sprechen tu ich auch des öfteren gerne.
zum hören trage ich hörgeräte.
hörgeräte sind keine ohren.
wie bitte?

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in einer alten wohnzimmerzeitung habe ich folgende zwei gedichte von mir entdeckt:

closehuch 1

closesuzie traktor
closeist
closetot

closetraurig
closesind
closeilse fritz

close- - -

closehuch 2

closesuzie quatro
closeist am
closeleben

closeda freuen
closesich
closeilse fritz

suzie traktor war unsere katze. suzi quatro ist eine musikerin, die in den 70er jahren einige hits hatte. "can the can", "48 crash", "devil gate drive" oder "the wild one".
suzie quatro feierte am 03.06.2020 ihren 70. geburtstag, hits hat sie schon lange nicht mehr, aber sie macht noch immer musik.

(...)
dem gedicht huch 2 ist auch eine grafik von mir beigefügt, die suzi quatro mit bassgitarre zeigt. vielleicht scanne ich die demnächst ein und füge sie diesem alterswerk bei. werden sehen, ob ich nächste woche noch dran denke. gedächtnis und alter vertragen sich nicht immer.
okay, schrems wir kommen.

(...)
wieder zurück aus schrems und umgebung.
waldviertel.
niederösterreich hat 4 viertel.
industrie-, most-, wald- und weinviertel.
ich wurde im mostviertel geboren.
der most im mostviertel wird aus mostäpfel und mostbirnen gepresst. ich trinke äußerst selten most.

(...)
wieder zurück aus schrems und umgebung.
auf dem nachhauseweg vom franz-josefs-bahnhof trafen wir frau doktorin julia danielczyk, die literaturreferentin der kulturab­teilung der stadt wien.
ilse und ich sagten hallo und lächelten.
frau doktorin julia danielczyk sagte hallo und lächelte.
wir hatten es alle drei sehr eilig.

(...)
wieder zurück aus schrems und umgebung.
ein teil der umgebung von schrems ist hochmoor. diesen teil haben ilse und ich nur kurz besucht, da er sehr gelsig und juckig war. ilse hat eine gelse ins augenlid gestochen, das infolge zum wahrlich dicken auge anschwoll.
ein teil der umgebung von schrems sind wackelsteine. rund um die wackelsteine war es etwas weniger gelsig, aber nicht gerade gelsenfrei. ein wackelstein trägt den namen kas im lab und sieht aus wie ein gigantischer burger. die legende besagt, dass dieser burger von einem riesen zurückgelassen wurde und im laufe der zeit versteinerte.
ein teil der umgebung von schrems sind moorteiche. das wasser der moorteiche hat eine rotbraune färbung. viele dieser teiche sind künstlich angelegt, aufgestaut, und dienen der karpfenzucht. in einigen davon ist auch baden erlaubt. ilse und ich schwammen im moorbad in schrems und im mitterteich zwischen kleedorf und hoheneich. auch der eliasteich bei kollersdorf ist zum baden freigegeben, doch der eliasteich war wegen gebrochenen dammes leer. ein leerer teich ist ein seltsamer anblick.
orte und kleinstädtchen in der nähe und etwas ferneren nähe von schrems, die ilse und ich mit dem fahrrad durchfuhren oder in denen wir zwecks beschauung und labung weilten: aalfang, amaliendorf, eugenia, gebharts, heidenreichstein, hoheneich, kleedorf, kleinpertholz, kollersdorf, kottinghörmanns, kurzschwarza, langschwarza, niederschrems und pürbach. ilse las das ortstaferl von langschwarza irrtümlich als langschwanza. wir kicherten fröhlich. auch beim ortstaferl von kurzschwarza kicherten wir kurz. der ortsname aalfang begeisterte mich ebenfalls. ich habe vor kurzem das buch "das evangelium der aale" von patrik svensson gelesen, die deutsche ausgabe ist 2020 bei hanser erschienen. patrik svensson ist schwede. egal. oder auch nicht. das buch ist lesenswert, auch wenn man sich zuvor noch nie näher mit aalen beschäftigt hat. bereits aristoteles machte sich so seine gedanken über den aal.
closeer schrieb, der aal fresse gras und wurzeln und manchmal sogar lehm. er schrieb,
closeder aal habe keine schuppen. er schrieb, der aal werde sieben oder acht jahre alt
closeund könne fünf bis sechs tage an land überleben, bei nordwind sogar länger. und
closeer behauptete, dass der aal geschlechtslos sei und aus dem nichts entstehe. seine
closeerste erscheinungsform, meinte er, sei die eines wurmähnlichen wesens, einer art
closeregenwurm, die spontan und ohne das zutun anderer lebewesen aus dem schlamm
closeherauswachse. dieser wurm entstehe sowohl im meer als auch in flüssen und vor
closeallem dort, wo pflanzen verfaulen würden, und er halte sich am liebsten in flachen
closemooren oder betten aus seegras auf, wo die sonne das wasser erwärme.

ja, aristoteles war auch nur ein philosoph.
ja, aristoteles war auch nur ein intellektueller.

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wieder zurück aus schrems und umgebung.
in schrems begegneteten wir einem franzosen, der in zürich lebt und von dort mit dem fahrrad nach schrems gefahren ist. er wohnte wie ilse und ich im gea hotel sonne.
ich denke nicht, dass ich gerne mit dem fahrrad von zürich nach schrems fahren möchte.
in zürich kam DADA zum vorschein. hans arp, hugo ball, emmy hennings, richard huelsenbeck, marcel janco und tristan tzara:
closeist die einfachheit einfach oder DADA?
closeich finde mich ziemlich sympathisch.

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