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heute, 21.10.2020, ist ein tag, an dem ich mich hasse. es begann bereits beim aufstehen. ich hasste mich.
ich trank kaffee und rauchte eine zigarette.
ich rasierte mich und stellte mit einem abschätzigen lächeln fest, dass ich rasiert jünger aussehe.
ich hasste mich.
ich ging zum gea in die langegasse und kaufte mir schuhe. winterschuhe, sie hören auf den namen wirbelwind und sind grün. eigentlich wollte ich rote, aber die waren in der größe 43 nicht vorrätig und hätte man bestellen müssen. ich wollte sie sofort, also nahm ich einfach grüne.
ich hasste mich.
ich hasse mein aussehen.
ich hasse meine neuen schuhe.
jetzt werde ich mit meinen neuen grünen schuhen einen herbstspaziergang machen und ich werde es hassen.
schwuppstralala.
ich setze meinen mundnasenschutz auf, um meinen hass nicht ungefiltert und unkontrolliert auf diese welt zu verteilen. ich bin ein sehr umsichtiger hater.
nein, ich bin kein mitglied der popgruppe haters, aber ihre single "disconnected number / unlisted number" 1997 ist ein schmuckstück meiner kleinen und feinen popsammlung.
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alle frauen sind hässlich, ausgenommen ilse.
alle männer sind hässlich, ausgenommen ilse.
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die single "hazy hazy / audrey" 1972 von den bubbles ist auch ein schmuckstück meiner kleinen sammlung.
bubblegum pop aus great britain, yeah.
"hazy hazy" wurde 1973 in österreich zum hit.
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so, jetzt kommt wieder ein jesus am kreuz. er hängt an der außenwand der kirche in neuwaldegg, bei der endstation der straßenbahnlinie 43.
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ilse und ich fahren des öfteren nach neuwaldegg wandern.
manchmal fahren wir mit der straßenbahn nach neuwaldegg und manchmal mit dem fahrrad. der radweg endet aber bei der vollbadgasse abrupt und das letzte stück ist sehr sehr unangenehm zu fahren.
neuwaldegg hat ein verkehrsproblem.
ein autoproblem genau genommen.
ganz wien hat ein autoproblem genau genommen.
und nicht nur wien.
und nicht nur österreich.
und nicht nur.
und nicht nur.
und nicht nur.
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in den 70er jahren gab es eine jesus-people-bewegung, die aus der us-amerikanischen hippie-bewegung hervorgegangen war und auch eine zeitlang in europa boomte. aus der freien liebe wurde die frei erfundene liebe zu jesus.
ich hatte in der zweiten hälfte der 70er jahre eine freundin, die in baden bei wien eine ausbildung zur krankenschwester machte und die ich des öfteren besuchte. ich wohnte damals in liesing, direkt an der grenze zu niederösterreich, da war der weg nach baden nicht sehr weit. die freundin war zwar durchaus lebenslustig, aber sehr gottgläubig und ging auch sonntags brav in die kirche. bei einem meiner besuche, wir saßen auf einer parkbank und schmusten ein bisschen herum, sprach uns ein langhaariger typ mit gitarre an und drückte rosa einen kleinen zettel in die hand.
nein, die freundin aus baden hieß nicht rosa. aber das ist im prinzip egal. ich mag den namen rosa und nenne leute, deren wirklichen namen ich nicht preisgeben will, gerne rosa, nach rosa von praunheim.
auf dem zettel stand eine botschaft der jesus-people an die welt. rosa warf einen kurzen blick darauf, zerriss den zettel und warf die papierfetzen zu boden. ihr gesicht nahm einen zornigen ausdruck an und dann machte sie den typen verbal zur schnecke. wow. ich war echt beeindruckt.
ich sagte: rosa, er ist auch ein gläubiger wie du, der einzige nicht gläubige hier bin ich.
ich hatte echt angst, dass sie handgreiflich würde, naja, der typ vertschüsste sich in weiser voraussicht.
ich sagte: rosa, christliche nächstenliebe war das jetzt nicht gerade.
sie lachte nur und dann setzten wir unsere schmuserei fort. ja, rosa war wahrlich eine faszinierende frau. irgendwann lernte sie einen gläubigen krankenpfleger kennen und wir beendeten unsere schmuserei, nicht sofort, aber doch in bälde.
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ich bin fast 65 jahre alt, ich habe einen ganzen haufen von erinnerungen, manche davon sind angenehm, manche davon sind unangenehm, und viele davon irgendwo dazwischen oder weder noch. erinnerungen sollte man nie für bare münze nehmen, erinnerungen sind erinnerungen, sollten sie auch noch so lebhaft sein.
manches erinnert sich gar fröhlich, manches erinnert sich nachdenklich, manches traurig etcetera etcetera.
betroffen bin ich immer.
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gestern, 22.10.2020, waren ilse und ich in der alten schmiede und haben eine veranstaltung mit und über gerhard jaschke angehört. gerhard jaschke war viele jahre der herausgeber der zeitschrift freibord, die er 1976 mit u.a. hermann schürrer gründete. literatur und kunst. auch von mir und ilse wurden einige texte im freibord abgedruckt. atmosphärisch war die veranstaltung zwar etwas merkwürdig, corona corona, aber ansonst schwer okay. danach haben wir vor der wunderbar einige biere getrunken und heute, 23.10.2020, bin ich leicht verkatert. ja, es war ein durchaus gelungener abend.
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der winter kommt. einige pflanzen sind bereits vom balkon ins innere des wohnzimmers gewandert.
das ende des glücksschweinmuseums naht. einige schweine sind bereits vom glücksschweinmuseum in andere museen übersiedelt.
jedes schwein, das das glücksschweinmuseum verlässt, wird von uns fotografiert.
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ein bisserl traurig sind wir dabei schon, aber was solls, ein bisserl traurigsein gehört zum fröhlichsein dazu.
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spaziergang. spaziergang ist super und ein schönes wort. uups. 26.10.2020. feiertag. das wort feiertag gefällt mir auch, eigentlich sollte jeder tag ein feiertag sein. oder auch nicht. wenn jeder tag ein feiertag wäre, würde sich das feiern auf kurz oder lang ad absurdum führen.
closehm.
closehmm.
closehmmm.
vielleicht denken wir in dieser beziehung einfach falsch. das tolle braucht im grunde genommen das besondere doch gar nicht. ich brauche es auch nicht. ich kann mich ganz ohne das besondere toll fühlen, ganz belanglos toll fühlen.
closehmmm.
closehmm.
closehm.
sich ganz toll belanglos fühlen ist eigentlich auch okay, aber da müssen wir zuerst so etwas wie gleichheit verwirklichen. bedingungslose gleichheit. mir gehen menschen, die sich als etwas besonderes empfinden, auf die nerven. es sind ihrer viele, so viele, dass sich das besondere sowieso von selbst in sein gegenteil verwandelt. die große menge besonderer ist eine große plage, da sie ständig die regel der ungleichheit bestätigen.
closehm.
closehmm.
closehmmm.
ich bin kein besonderer denker, keine besondere denkerin. ich bin ein toller denker, eine tolle denkerin. warum? weil ich gerne spazieren gehe.
closehmmm.
closehmm.
closehm.
kennen sie "popcorn"?
"popcorn" war 1972 ein hit für die band hot butter.
komponiert wurde das instrumentalstück "popcorn" von götz gustav ksinski, der sich als künstler gershon kingsley nannte. er veröffentlichte es 1969 auf seinem album "music to moog by", aber zum hit wurde es erst 1972 in der version von hot butter. den moog synthesizer bei hot butter spielte stan free, der davor in gershon kingsley's first moog quartet spielte.
ich habe 3 cds mit verschiedenen versionen von "popcorn". ich höre sie gern beim zimmerradfahren.
zimmerradfahren beruhigt meine nerven.
"popcorn" auch, aber anders.
die erste cd beginnt natürlich mit der originalversion von gershon kingsley und gleich darauf folgt die hitversion von hot butter.
die französische band anarchic system hat 1972 auch eine vocalversion von "popcorn" veröffentlicht.
closelike a pop-corn in your hand
closeis your castle made of sand
closelife goes up and life goes down
closeand life goes round and round and round
auch jean-michel jarre, der dann 1976 mir seinem album "oxygène" berühmt wurde, veröffentlichte 1972 eine version von „popcorn“ unter dem pseudonym pop corn orchestra. auf der single stand groß und frech version originale drauf.
closelike a pop-corn bouncing high
closeyou can reach out for the sky
closeyou can try and you can lie
closeand you can fly and wonder why
auch der technomusiker richard david james, besser bekannt unter seinem pseudonym aphex twin, hat 1992 eine version von "popcorn" veröffentlicht, aber nicht als aphex twin und auch nicht als richard d. james, sondern unter dem namen caustic window.
closelike a pop-corn bouncing low
closeyou can fall down in the snow
closeyou can sigh and you can cry
closeand you can die till you let go
auch die krautrocker kraftwerk waren sicherlich begeistert von "popcorn", lernten über den umweg hot butter die musik von gershon kingsley kennen und schon war "autobahn" geboren. ich hab keine ahnung, ob es wirklich so war, aber es könnte durchaus so gewesen sein.
"popcorn", oft auch "pop corn" oder "pop-corn" geschrieben, war nichts besonderes, aber einfach toll und hat die musik nachhältig beeinflusst.
die meisten versionen habe ich aber vom song "st. james infirmary", zur zeit sind es 106 stück. bekannt wurde der song 1929 in der version von louis armstrong and his savoy ballroom five.
meistens heißt der song "st. james infirmary" oder "st. james infirmary blues", manchmal "st. james hospital", "gambler's blues", "„those gambler's blues", "st. joe's infirmary", "old joe's barroom" oder "let her go, god bless her". auch der song "dyin' crapshooter's blues" von blind willie mctell ist eine version von "st. james infirmary" mit neuem text, ebenso der song "blind willie mctell" von bob dylan. angeblich baut der song "st. james infirmary" auf einem britischen folksong aus dem achtzehnten jahrhundert auf.
egal.
"st. james infirmary" ist ebenfalls ein toller song.
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