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früh aufgestanden. naja, nicht wirklich früh. neun uhr. der radiowecker steht auf halb zehn. es gibt selten einen grund früh aufzustehen, selten verpflichtungen.
corona, corona.
heute hat es einen grund gegeben. die schweine fürs rauchfangkehrermuseum wurden abgeholt. um zehn. drei große schachteln voller schweine wechselten ihren stall vom glücksschweinmuseum ins rauchfangkehrermuseum. schachteltragen mit ffp2. drei stück. schweinetragen mit ffp2. siebzig stück. zu mittag holte sich dann die buchhandlung ortner in der tigergasse unseren postkartenständer ab. das glücksschweinmuseum leert sich langsam. nach fünfzehn jahren. nochmals fünfzehn jahre und ich bin achtzig. altwerden ist merkwürdig. zwischen den beiden abholungen habe ich meine orthopädischen schuheinlagen abgeholt. mein linker knöchel schmerzt noch immer. mein kreuz auch, aber nicht immer. ich hoffe mal, das sich durch die schuheinlagen etwas zum besseren ändert. die hoffnung stirbt zuletzt. wer hat das eigentlich behauptet?
ich lese gerade ein buch über die geschichte der untoten. wobei hier speziell zombies abgehandelt werden und nicht untote wie graf dracula oder frankensteins monster. da ich früher viel horrorfilme geschaut und auch gesammelt habe, kenne ich natürlich auch viele zombieklassiker wie "white zombie" 1932, "die nacht der lebenden toten" 1968, "die nacht der reitenden leichen" 1971, oder "die fürsten der dunkelheit" 1987, in dem alice cooper alias vincent damon furnier einen kurzauftritt hat. zu meinen lieblingsuntoten zählten aber zombies nie so wirklich. in den 90er jahren hatte ich noch eine kurze tromahorrortrashphase, dann velor ich das interesse am horrorfilmschauen, obwohl ich noch immer gerne darüber lese, wie das thema horrorfilm heutzutage rezipiert und abgehandelt wird.
troma ist eine us-amerikanische independentfilmfirma, die 1974 von lloyd kaufman und michael herz gegründet wurde. mein lieblingstromafilm ist "cannibal! the musical" 1996. troma hat auch ein paar zombiefilme im programm, die sind aber mäßig an- und aufregend. "redneck zombies" 1987 und "hexenhaus - blut für die zombies" 1991, wovon zweiterer durchaus vergnügen bereiten kann.
egal. das buch ist lesenswert. schon alleine deswegen, weil es von einer frau geschrieben wurde.
es ist äußerst selten, dass sich frauen des themas zombiefilm annehmen.
schade, schade.
die autorin heißt jovanka vuckovic und lebt in toronto, kanada.
jovanka vuckovic gilt als eine der wichtigsten frauen in der geschichte des horrors. sie arbeitete bei cbc television an visual effects und für das rue morgue magazine als redakteurin für film und literatur.
jovanka vuckovic stellte 2019 den film "riot girls" fertig, ein postapokalyptischer science-fiction-film. ich habe den film nicht gesehen, noch nicht.
jovanka vuckovic spielte zombies in den filmen "dawn of the dead" 2004 von zack snyder und "land of the dead" 2005 von george a. romero.
jovanka vuckovic hat sozusagen zombieerfahrung.
im kapitel "die 1970er-jahre" schreibt sie:
einige kritiker halten de ossorios filmreihe der reitenden und schwimmenden leichen für einen subversiven kommentar zu den repressalien des franco-regimes. sie deuten die templer, die sich zu beginn all dieser filme aus ihren gräbern erheben, als die traditionellen spanischen werte, die gegen die jugend aufbegehren. dies scheint plausibel, schließt jedoch mit ein, dass attraktives weibliches fleisch, das exzessiv von toten händen misshandelt wird, für unsere eigene sterblichkeit steht, und entschuldigt so die ungezügelte frauenfeindlichkeit in de ossorios tetralogie. es wäre vernünftiger, die szenen als das zu deuten, was sie sind, ein beweis für den allgegenwärtigen chauvinistischen männlichen blick des europäischen horrorfilms.
der allgegenwärtige chauvinistische männliche blick ist ein problem, das sich natürlich nicht nur auf horrorfilme beschränkt, sondern allgegenwärtig in unserer gesellschaft ist, auch bei vielen männern die horrorfilme schauen und über horrorfilme schreiben. zum glück bin ich eine diva mit pimmel und kein mann. wenn ich mich nicht irre, hihi.
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1986 war ich 30 jahre alt.
1988 schrieb ich den text stumme reden.
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nein, dieser text war nicht witzig gemeint, auch nicht im geringsten. ich komme aus der sogenannten unterschicht, einer schicht, die schlicht und einfach nicht mehr gehört wird, weder von der welt der politik, noch von der welt der kunst, einer schicht, die von keiner welt mehr gehört wird. die bildung, die man ihr anbietet, ist ein hohn. mein reden ist noch immer zur stummheit verdammt. so ist es und das ist nicht witzig, nein.
ich rede sozialismus.
ich rede demokratie.
ich habe zombieerfahrung.
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ilse sagte heute, 24.02.2021, während wir auf einer bank im tigerpark unseren frühstückscoffee to go im sitzen tranken, viele menschen drehen wegen der langanhaltenden coronakrise am rad, sie werden paranoid, oder depressiv, oder beides und noch viel mehr.
ich nahm einen schluck coffee to go und sagte: depressiv werde ich nur, wenn es mir gutgeht.
ilse sah mich erst fragend an, dann lachte sie.
ich lachte mit. ich lache gerne mit.
sag das nochmal, sagte ilse.
depressiv werde ich nur, wenn es mir gutgeht, sagte ich.
ilse und ich sind immer gut unterhalten.
ilse sorgt für meine unterhaltung.
ich sorge für die unterhaltung von ilse.
auch der teilweise verlust meines gehörs sorgt für unterhaltung.
wie bitte?
sex ist auch ganz unterhaltsam.
dieses foto entstand 1985, da waren ilse und ich ein junges paar. eine zweiergruppe sozusagen.
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ilse hatte damals noch ihre busis und ich noch keine.
als ich als junger widhalm fritz einige zeit meines lebens am präbichl in der steiermark verbrachte, es muss das jahr 1980 gewesen sein, hatte ich die idee ein dorf aus lauter bauhütten zu gründen, eine bauhüttenkommune.
die idee begeisterte mich einige zeit.
bauhütten begeisterten mich einige zeit.
ich arbeite damals beim ausbau der präbichl passstraße mit, auch bundesstraße B115 genannt.
einige zeit.
einige zeit.
einige zeit.
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einige zeit.
einige zeit.
einige zeit.
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einige zeit.
einige zeit.
einige zeit.
jede*r bewohner*in des dorfes bewohnt eine bauhütte. darin findet ein ofen, ein bett mit kästchen, ein tisch mit 1 oder 2 sesseln sowie ein kleiner kasten platz. im dorf gibt es nur 2 größere gebäude, nein, nicht kirche und wirtshaus, sondern ein haus mit küche, esssaal, wäschewaschraum, duschen, toiletten etcetera und ein haus der medien, eine art bibliothek mit lese-, hör- und denksaal sowie galerie für alles mögliche und unmögliche. alles durchdacht hatte ich natürlich nicht, die auftauchenden fragen sollten dann in der gemeinschaft antworten finden.
wo ist raum für kinder und wie soll er gestaltet werden?
das geld und seine verteilung, war auch so ein thema, das auf fragen und antworten wartete.
die kooperationen nach innen und außen sollten vielfältig sein, sowohl die notwendigen, als auch die unnotwendigen.
das un- ist wichtig. sehr wichtig.
alles sollte so frei und freiwillig wie möglich sein, doch frei sein, das über die individuelle und schnelle bedürfnisbefriedigung hinaus geht, will gelernt sein.
ich war zuversichtlich.
einige zeit wie möglich.
einige zeit wie möglich.
einige zeit wie möglich.
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einige zeit wie möglich.
einige zeit wie möglich.
einige zeit wie möglich.
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einige zeit wie möglich.
einige zeit wie möglich.
einige zeit wie möglich.
als dann im oktober der große schnee kam, ging ich zurück nach wien und vergaß meinen bauhüttentraum wieder. ich zog bei susi, einer alten bekannten ein.
dann zog ich weiter zu bernhard.
und 1982 startete ich mit holub und christl die wohngemeinschaft oppelgasse.
familie muss einfach größer gedacht werden.
hugh, ich habe gesprochen.
(...)
ich war heute beim orthopäden, 02.03.2021, den schmerz rund um meinen linken knöchel begutachten zu lassen.
mein alter orthopäde ist in pension gegangen.
mein neuer orthopäde ist der meinung, der schmerz kommt aus der lendenwirbelsäule, also sozusagen von oben.
okay, denkt sich da der widhalm fritz, also sozusagen ich.
der arzt in der röntgenordination, fand nicht wirklich eine ursache für den schmerz, hielt es aber für unwahrscheinlich, dass dieser von oben kommt.
mein praktischer arzt teilte diese meinung ebenfalls und verschrieb mir schuheinlagen.
closespreizfuß
closehallux valgus
closefersensporn
den spreizfuß beschrieb der arzt in der röntgenordination als mäßiggradig, den hallux valgus als beginnend und den fersensporn als winzig. er betonte, dass er sich nicht vorstellen könne, dass die 3 punkte, die ursachen der schmerzen sein könnten.
schmeißen sie die schuheinlagen weg, sagte mein neuer orthopäde und lächelte. er wendete zur behebung meines problems die chiropraktik an, behandelte mich sozusagen chiropraktisch.
in 3 wochen sehen wir uns wieder, sagte mein neuer orthopäde. okay, sagte ich und lächelte.
ich bin heute ziemlich geschlaucht. gestern waren ilse und ich irgendwie genervt und pflaumten uns gegenseitig an. im bett kam es dann zur etwas langwierigen versöhnung, die schlafphase war in folge dessen kurz und unrund.
lange und runde schlafphasen mag ich eindeutig lieber. ilse ebenfalls.
die welt geht wegen kurzer und unrunder schlafphasen nicht gleich unter. zum dichten bin ich aber heute zu müde. in der küche hängen 2 zettelchen aus glückskeksen, sie stammen noch aus vorcoronazeiten.
sie werden ein langes leben haben, steht auf beiden.
sie werden ein langes leben haben.
sie werden ein langes leben haben.
ein zettelchen für ilse und ein zettelchen für fritz.
ilse ist in letzter zeit des öfteren traurig.
du wirst ein langes leben haben, sage ich.
corona go away, sagen ilse und ich.
ich hör mir jetzt das doppelalbum "figures" von aksak maboul an, es ist 2020 bei crammed discs erschienen.
aksak maboul gabs von 1977 bis mitte der 80er jahre und seit 2010 sind sie wieder dada. die beiden gründer, marc hollander und vincent kenis, waren auch mitglieder der ebenfalls sehr hörenswerten band the honeymoon killers.
artpop aus belgien ist ein wahres wundermittel.
ich werde ein langes leben haben.
(...)
noch mal!
noch mal!
noch mal!
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