Fritzchens Alterswerk

Seite 49

(…)
heute ist der 10.03.2021. mein linker knöchel schmerzt noch immer, obwohl ich bereits 3 ärzte mit diesem problem konfrontiert habe. naja, ärzte sind eben keine wunderheiler, vielleicht sollte ich es bald mal mit einer ärztin versuchen.
schluss mit jammern, es geht mir gut. punkt.
ilse und ich haben uns im alten akh auf einen coffee to go getroffen, ilse war davor akupunktieren und ich in der druckerei, den druckauftrag für unseren letzten fröhlichen sammelband mit dem titel "je schneller man sich bewegt, desto langsamer vergeht die zeit" zu geben.
nach dem coffee to go sind wir zu fuß in den augarten spaziert, unterwegs haben wir ein paar schweine aus unserem museum im öffentlichen raum platziert.
corona go away!
am rückweg haben wir christa nebenführ 2 bilder als andenken an unser glückschweinmuseum in der treugasse vorbeigebracht. 1 acrylbild von ilse und 1 acrylbild von fritz, wir spielen gerne glücksboten.
gegenseitige hilfe ist das gesetz des fortschritts.
so, und jetzt stell ich unsere nächste wohnzimmerfilmrevue für okto.tv zusammen.
die tage vergehen schnell, obwohl wir uns immer brav bewegen.
das ist eines meiner lieblingsfotos von mir, ilse hat es in unserer einsambucht in griechenland fotografiert.
close
ich denke, es muss irgendwann anfang der 90er jahre gewesen sein.
meine inszenierungen tendierten immer zum ironischen pathos, ein bisschen stoischer selbstversuch war auch oft teil der welt, die nie nur meine sein sollte. ich bin nie nur ich.

(...)
die zahl der aktiv an covid-19-erkrankten steigt, die ärzt*innen warnen, dass es in bälde zu einem engpass bei den intensivbetten kommen könnte, die wirt*innen bauen hoffnungsfroh ihre gastgärten auf und ich warte auf einen impftermin.
die sonne scheint.
der frühling kommt.
die sonne benötigt keine menschen.
der frühling auch nicht.
und wie schaut es bei mir aus?
ich komme ganz gut zurecht.
gemeinsam mit ilse ist social distancing leicht zu ertragen.
ich hol mir jetzt ein bier aus dem kühlschrank, 12.03.2021, 18 uhr 16.

(...)
die poesiegalerie schreibt aus
"was ich werden wollte"
(ausschreibung verlängert bis 14.3.)
die texte werden in der poesiegalerie veröffentlicht. wir freuen uns auf rege anteilnahme und große vielfalt!

closewas ich werden wollte
closeals kind wollte ich eher nichts
closewerden. nichts. mein vater war
closehilfsarbeiter. das wollte ich nicht
closewerden. nichts. meine mutter war
closehausfrau. das wollte ich nicht
closewerden. nichts. und auf keinen fall
closeerwachsen. ich wollte klein bleiben.
closedas schaffte ich eine weile ganz gut.
closeich blieb klein und wurde erwachsen.
closeein lehrberuf blieb mir nicht erspart.
closeokay, dachte ich und entschied mich
closefür einen wachstumsschub.
close&
closeschwupps.
closesehr schnell wuchs ich über
closedas erwachsensein hinaus. mit 16
closelernte ich die musik von david bowie
closekennen und ich wollte werden, und
closeich wurde
closeglamdiva.
closedas bin ich wohl noch immer.
closeund links, für eine gerechte welt für alle.
closedas war ich wohl schon immer.
closeich wollte als junger fritz boxer*in werden.
closedaraus wurde nichts, aber ich verliebte mich
closein arthur cravan.

so, ich denke das passt ganz gut und funktioniert ganz gut.
ganz gut, ganz gut.

(...)
ganz gut, ganz gut.
in den jahren 2008, 2009 und 2010 hab ich 3 comichefte gezeichnet, "mein leben und streben 1+2+3", in denen ich mein leben revue passieren ließ, kurz und bündig. von meiner geburt bis zu dem zeitpunkt, als ich mit ilse ein fröhliches wohnzimmer wurde.
es ging mir dabei eigentlich gar nicht so sehr darum, mich zu präsentieren, sondern mehr darum, zu zeigen, wie leben so sein kann, also, die vorstellung von leben zu erweitern und das schöne und verqueere, das darin stattfindet, stattfinden zu lassen. so in etwa,
etwa.
ganz gut, ganz gut.
1 beginnt mit: hier wurde ich geboren. gaisberg 11.
und endet mit: vater bauer war bäcker. er brachte des öfteren brezeln für uns kinder mit nach hause. ich war 14 jahre. ich war glamrocker, kein kind. aber ich liebte brezeln.
ganz gut, ganz gut.
2 beginnt mit: mein leben und streben bewegt sich durchs jahr 1972. ich war glamrocker. der schönste weit und breit. ich war elektroinstallateurlehrling. der schönste weit und breit.
und endet mit: es war soweit. ich machte mich auf den weg nach wien, wien, nur du allein.
ganz gut, ganz gut.
3 beginnt mit: 1976. ich treffe in wien ein. der westbahnhof wird mein erstes zuhause.
und endet mit: irgendwie wurde es dann doch eine zweierbeziehung, was aber vollkommen okay für mich war, da sex mit ilse einfach super war.
ganz gut, ganz gut.
ich machte daraus auch 3 filme für unsere wohnzimmerfilmrevue bei okto tv. filme im stile der österreichischen kinderfernsehsendung "wir blättern im bilderbuch".
close
meine kusine sah die filme und war schockiert. meine kusine lebt genau wie ich in wien, wir treffen uns alle paar jahre mal zufällig. einmal, kann ich mich erinnern, in der straßenbahn, linie 5. einmal, kann ich mich erinnern, im gänsehäufl, aber nicht im fkk-teil, sondern draußen bei den kabinen. ilse und ich kamen gerade und meine kusine ging gerade. als meine eltern noch lebten, traf ich meine kusine manchmal bei der feier eines runden geburtstag meines vaters oder meiner mutter.
meine kusine sagte: als jugendliche*r weiß man ja nicht so recht was man tut.
ich sagte: meistens wusste ich genau was ich tat.
dann wechselten wir das thema.

(...)
ilse und ich, der widhalm fritz, sind noch immer mit der räumung unseres glückschweinmuseums beschäftigt, da haben sich im laufe der jahre über tausend glückschweine angesammelt, die wir jetzt irgendwie an glücksuchende menschen weitergeben wollen. ein teil hat auch in anderen museen einen neuen stall gefunden.
schwein gehabt.
andere glücksbringer, die bei uns verwendung finden, sind der rauchfangkehrer, das vierblättrige kleeblatt, die mistel, das hufeisen, die hasenpfote, der marienkäfer, der fliegenpilz und der glückspfennig oder glücksgroschen.
der rauchfangkehrer wird auch oft auf einem glückschwein reitend dargestellt. und wenn das schwein dann noch ein vierblättriges kleeblatt im maul hält, hat man gleich dreifaches glück.
aller guten dinge sind 3.
heute, 16.03.2021, habe ich beim ausräumen ein vergilbtes heft mit dem titel "richtig füttern! eine lustige fibel" gefunden. in dieser fibel dichtet ein gewisser herr dr. helmut köstlin aus breslau über die richtige fütterung von sogenannten nutztieren. ein gedicht darin heißt fütterung der schweine und geht so:

closewie die kühe will das schwein
closegleichfalls gut gefüttert sein.
closedoch schon kommt man in die brüche,
closedenkt man an die futterküche.
closefurchtbar sieht es manchmal aus.
closeselbst das schwein, es denkt mit graus:
closediese küche nebenbei
closeist die größte schweinerei.
closealle wände schlecht verputzt,
closeund der boden sehr verschmutzt.
closefensterscheiben gibt's nicht mehr,
closeund das futter liegt umher.
closeselbst die kesselfeuerungen
closesind geborsten und zersprungen.
closerattenvolk und auch die mäuse
closetummeln sich in dem gehäuse.

close"nein", so sagt das borstentier,
close"eine küche wünsch' ich mir
closewo die sauberkeit regiert,
closewo der boden zementiert,
closewo die wasserabflußstelle
closezeigt das richtige gefälle,
closewo die fenster, nicht zu klein,
closelassen auch das licht herein,
closewo ein dämpfer steht zum kippen
closewo man braucht kartoffelschippen,
closewo man sieht die viel vermißte,
closeeingeteilte futterkiste.
closekurz, wo man auf ordnung hält,
closesolche küche mir gefällt."

closegrünfutter und auch die weide
closehelfen dir im sommer beide,
closemit dem kraftfutter fürs schwein
closemöglichst sparsam stets zu sein.

closesind die ferkel abgesetzt
closeoder ist zum beispiel jetzt
closeniedertragend mal das schwein,
closewird es zu empfehlen sein,
closefür die säue auf den weiden
closezusatzfutter zu vermeiden.
closeläufern muß man noch daneben
closeetwas zusatzfutter geben.
closenimm kartoffeln, flocken du
closeund gib zuckerschnitzel zu.

closefür das wachstum brauch das tier
closeimmer eiweißfutter hier!

closewenn's im winter draußen schneit,
closeliegt die rübe schon bereit;
closedenn sie ist vor allem futter,
closesäugt im stall die ferkelmutter.
closeauch die jungsau nach belieben
closefrißt zum wachstum gern die rüben.
closeselbst kartoffeln mag sie sehr,
closesüßlupinen und noch mehr.
closebeides frißt sie lebensfroh
closeeingesäuert ebenso.
closeist der boden bei dir leicht,
closewird dasselbe auch erreicht,
closewenn kartoffeln, süßlupinen
closedann als wirtschaftsfutter dienen.

closeauch die molken mußt du nützen.
closeweiter darfst du nicht verschwitzen,
closedaß ein teil der eiweißnahrung
closein der herkunft laut erfahrung
closestets von tieren stammen muß.
closemerke außerdem zum schluß:
closegibt man magermilch dem schwein,
closeheißt es gleichfalls, sparsam sein.

closewenn wir aber danach trachten,
closespäter schweine auch zu schlachten,
closeprüfen wir höchst eigenhändig
closeden erfolg der mast beständig.
closedeine tiere also jage
closeöfters auf die schweinewaage.

eine lustige fibel fürwahr, aber vorsicht, diese fibel erschien 1940 in berlin im verlag deutsche landwerbung gmbh und wurde vom reichsnährstand herausgegeben, was in gedichten wie fütterung und nahrungsfreiheit sichtbar wird:

closeeine starke, lebensvolle
closekraft ruht in der eignen scholle.
closeallen widerständen trutzen,
closerestlos diese kraft zu nutzen,
closedas wird endlich deutschem leben
closewahre nahrungsfreiheit geben.
closedarum heißt es: mehr erzeugen!
closeniemals sich dem ausland beugen!
closestets der einfuhr sich erwehren!
closedeutschland muß sich selbst ernähren!
closedieses ziel bleibt tag und nacht
closerichtpunkt der erzeugungsschlacht.
closenicht allein nur brotgetreide
closeund kartoffeln lösen beide
closeheute die ernährungsfrage.
closestets wird die versorgungslage
closemitbestimmt von unsren tieren
closeund was sie uns produzieren.

closealso kommt man zu dem schluß,
closedaß man mehr erzeugen muß
closemilch und käse, eier, butter,
closefett und fleisch mit deutschem futter.
closeerst wenn alles futter man
closerestlos selbst erzeugen kann,
closewird die schlacht, die schon begonnen,
closefür das deutsche volk gewonnen.

die "lustigen" gedichte von herrn dr. helmut köstlin sind mit "lustigen" zeichnungen von herrn bruno wartenberg illustriert. als berater vom fach waren auch noch herr dr. alexander werner und herr dr. gerhard janeba an dieser "lustigen" fibel beteiligt.
ja, lustige dinge sind oft mit vorsicht zu genießen.
zum glück bin ich kein lustiger mensch.
auch nicht beim biertrinken.

close(...)
closefritz trinkt bier.
closeein visuelles gedicht.
close1
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close2
close
close3
close
ich trinke gerne bier.
der konsum von bier in österreich belief sich im jahr 2019 auf durchschnittlich 103 liter pro person. weltweit steht österreich hier auf dem zweiten platz noch vor deutschland. nur in tschechien wird noch mehr bier pro kopf getrunken.
ich lebe in wien und wien liegt in österreich.
laut brauereiführer gibt es in wien 22 brauereien:
16 gasthausbrauereien, 5 kleinbrauereien und 1 brauerei.

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