(…)
gestern, 13.10.2022, bin ich zum ersten mal security in der u-bahn begegnet. drei menschen in typischer security-kleidung, wie man sie auch auf bahnhöfen des öfteren antrifft. sie haben nicht die fahrscheine kontrolliert, das dürfen sie wahrscheinlich auch gar nicht, sie haben die einhaltung der maskenpflicht in den öffentlichen verkehrsmitteln wiens kontrolliert. nein, sie haben auch keine strafen kassiert, wahrscheinlich dürfen sie auch das nicht, sondern sie haben die säumigen aufgefordert, ihre masken aufzusetzen und wenn sie keine dabei hatten, bei der nächsten station auszusteigen und sich eine zu besorgen oder ihren weg zu fuß fortzusetzen. ja, der dichter widhalm fritz findet das im prinzip okay, ihn nerven nämlich menschen, die ihre maske nicht aufsetzen, gewaltig.
natürlich habe ich einen weg gefunden, maskenlosen menschen zu begegnen, ohne mich in meinem wohlbefinden gar arg stören zu lassen. ich zucke die schultern und weiter geht die wilde fahrt.
(…)
ätsch.
(…)
ich sortiere wieder mal bücher ein und bücher aus.
das ist schwierig, sehr schwierig sogar.
es macht den tag zu einem schwierigen tag, ich möchte fast sagen, zu einem schweren tag.
19.10.2022.
unsere bücherregale sind zum bersten voll, für jedes neue buch das dazukommt, und es kommen viele dazu, muss ein altes buch platz machen.
überall stapeln sich bücher, die darauf warten einen platz im regal zu bekommen. huch. ihr anblick läßt mich verzweifeln.
der winter kommt.
es wird langsam kalt.
zuerst müssen die stapel verschwinden, die sich auf den öfen angesammelt haben.
oder fange ich mit den stapeln an, die sich auf den plätzen befinden, die für pflanzen vorgesehen sind, die im winter vom balkon in wärmere gefilde übersiedelt werden müssen?
ich geh zuerst eine zigarette rauchen, sagt der verzweifelnde dichter widhalm fritz, bevor ich mich dieser schwierigen aufgabe widme.
closeman stimmt ja wirklich niemals ganz
closeaus gründen die verständlich sind
closebleiben einige fragen offen
closeverwunderlich ist das nicht
closewas will man denn auch alles
closeverlangen?
closelassen wir uns nicht täuschen
closedie reise beginnt mit nachdenken
closeüber die beschwerlichkeit des weges
closewie hole ich mich wieder
closeein?
closealle diese fragen stelle ich mir
closeall die unbekannten dinge in dunkelheit
closeich muss lernen sie auszusprechen
closeist schreiben nicht auch eine art des
closegehens?
closemeine entdeckungslust breitet sich aus
closeohne das ich sie richtig einordnen könnte
closesie kam mit einem donnerschlag und blieb
closeaber was ist mit all den anderen
closespuren?
closeman kann einer regel zustimmen
closeohne den abwasch zu machen
closeich komme nicht umhin zu fragen
closewie soll man im moment des denkens
closewissen?
closeich zögere, das ist sicher!
zu dichten ist ebenfalls eine art zu ordnen. eine art ein- und auszuordnen. alle gedichte sind sterblich.
(…)
mit helmut essen und trinken gewesen. helmut ist der mann von gerda, die vor einigen wochen gestorben ist. es ist seltsam, helmut ohne gerda zu treffen. eigentlich haben wir helmut die letzten jahre meistens ohne gerda getroffen. helmut kam allein zum gemeinsamen musikhören, sprich p(l)op, ins glücksschweinmuseum. helmut drehte allein seine runden im augarten. und man sah sich. helmut ohne gerda zu treffen ist nur deshalb seltsam, weil man nun weiß, das man helmut nie mehr mit gerda treffen wird.
helmut strahlt irgendwie so etwas wie melancholie aus.
zumindest kommt es mir so vor.
das war aber immer so.
schon bei unserem ersten zusammentreffen vor ungefähr 37 jahren. wir begegneten uns im haus eines gemeinsamen freundes im waldviertel. es war winter. es war kalt. helmut und ich hackten im schuppen holz. wir sprachen nicht viel. warum auch. wir hackten gemeinsam holz. unsere gemeinsame melancholie brachte den schnee zum schmelzen.
close
dieses foto von mir und ilse hat helmut gemacht. man kann ihn hinter uns im spiegel mit der kamera sehen. wir sitzen in der aida in der währingerstraße. ich habe damals sicherlich eine cremeschnitte zum kaffee gegessen.
lange her.
(…)
meistens bin ich ein guter fritz. eigentlich fast immer. ich werde wach. küsse meine ilse. lese ein paar kapitel. stehe auf und gieße die blumen. wasche das geschirr. wische den küchentisch, säubere den elektroherd und falls nötig den kühlschrank. dann gehen ilse und ich ins café kuchen essen und kaffee trinken. ich esse immer kuchen. ilse isst manchmal auch zur abwechslung ein buttersemmerl und ein weiches ei. nach dem frühstück vertreten wir uns meist unsere bereits älteren beinchen. wir schlenden durch wien oder durch wald, davon gibt es genug an wiens rändern. beinchen vertreten ist gesund und macht schlau. genau. ich bin meistens ein guter fritz. eigentlich fast immer. nur nicht ganz immer. manchmal bin ich blöd. selten. fast nie. aber nicht ganz nie. besonders blöd bin ich, wenn unerwartetes mich außer kontrolle geraten läßt und ich in einen zustand der hysterie gerate. schwupps. ich bin dann ein bündel voll aggressivität und verzweiflung. nein, ich beiße niemand. ja, ich nerve alle. wenn möglich, meide ich menschen in diesem zustand. ich ziehe mich da schon wieder raus und wenn es sein muss, bei meinen großen ohren. ja, ein fritz benötigt große ohren. sie sind eine art rettungsanker, auch wenn sie nicht mehr sehr gut hören.
gestern, 20.10.2022, war wieder mal so ein tag.
heute, 21.10.2022, bin ich wieder ganz normal.
ich höre mir "st. james infirmary" an, das läßt mich ganz ganz gut werden.
heute höre ich die versionen des songs von louis armstrong and his savoy ballroom five, mattie hite, king oliver and his orchestra featuring frankie marvin, kid ory's creole jazz band, perez prado and his orchestra, mojo buford's chicago blues summit, pete fountain, marva wright, little mack simmons, las blacanbus und marc ribot.
es geht mir gut, sagt der dichter widhalm fritz.
ich bin ein guter fritz, sagt der dichter widhalm fritz.
und so ist es.
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die maskenpflicht war zwar angedacht, aber zur zeit gehen die coronazahlen deutlich nach unten, also wird sie doch nicht kommen. ich habe mich geirrt, sagt der dichter widhalm fritz.
gut so.
ich werde sie bei veranstaltungen weiterhin tragen, aber dazu benötigt es nicht unbedingt einer pflicht. es klagen zwar manche veranstalter*innen, dass weniger publikum kommt, seit die maskenpflicht abgeschafft wurde, aber okay, da muss man abwarten und sich in geduld üben.
der gesundheitsminister ist auch noch nicht zurückgetreten. auch da habe ich mich geirrt, sagt der dichter widhalm fritz.
gut so.
vielleicht macht er es noch, oder auch nicht, was solls, der gesundheitsminister ist nicht mein feind, obwohl er mich bisher nicht von seinen beruflichen fähigkeiten überzeugen konnte. vielleicht macht er es noch, oder auch nicht, werden sehen. das die coronazahlen sinken ist auf jeden fall eine positive entwicklung.
gut so.
ich werde jetzt einfach noch ein bisschen "st. james infirmary" lauschen und zuversicht tanken. yeah. 22.10.2022. heute werde ich mir die versionen von the california ramblers, turk murphy's jazz band, stan kenton and his orchestra, the louvin brothers, stuff smith, the earl hines trio, eric burdon and the animals, the triffids, the dirty dozen brass band, the white stripes, the ventures und two galants anhören.
gut so.
close
eric burdon and the animals haben "st. james infirmary" 1968 als single veröffentlicht.
(…)
"st. james infirmary", die dritte. keine angst ich bin wieder gut, ein waschechter gutmensch sozusagen, aber aller guten dinge sind 3, sprich drei. heute, 23.10.2022, höre ich mir die versionen des songs von george e. lee and his orchestra, gene austin, garland wilson, gene mayl's dixieland rhythm kings, the five keys, doc evans ♪ knocky parker ♪ albert nicholas ♪ earl murphy ♪ gene juckem, dock boggs, dick curless, doc watson and taj mahal, dr. john und gaby jogeix an. die version von doc evans (cornet), knocky parker (piano), albert nicholas (clarinet), earl murphy (double bass) und gene juckem (drums) ist ein wunderschönes instrumental und 1959 auf dem album "reminiscing in dixieland, stomps and blues vol.1" bei audiophile records erschienen.
doc evans ist 1977 im alter von 69 jahren gestorben.
knocky parker ist 1986 im alter von 67 jahren gestorben.
albert nicholas ist 1973 im alter von 73 jahren gestorben.
earl murphy ist 1999 im alter von 75 jahren gestorben.
gene juckem ist noch am leben, glaube ich, zumindest gibt es bei spotify die seite "gene juckem radio", auf der man sich eine menge jazz, blues und ähnliche musiken anhören kann.
meine lieblingsversion des songs auf dieser selbstgebrannten cd ist aber die von dock boggs.
yeah.
die aufnahme stammt aus dem jahr 1965, da war der sänger und banjospieler dock boggs mit 67 jahren bereits ein alter knabe. so wie ich eben, ich werde nächstes jahr 67.
die ersten schellackplatten von ihm erschienen 1927 bei brunswick records mit songs wie "country blues", "hard luck blues", "new prisoner's song" oder "down south blues".
dock boggs ist 1971 im alter von 73 jahren gestorben.
ja, ich höre dieses alte zeug sehr gerne.
morgen werde ich mich dann wieder neuem zeugs widmen und mich beim label ghost box umhören, das 2004 von den musikern jim jupp und julian house gegründet wurde. jim jupp verwendet als musiker die pseudonyme belbury poly und eric zann. julian house nennt sich the focus group. bei ghost box erscheinen aber auch andere musiker*innen, sehr schön finde ich die musik von toi toi toi alias sebastian counts. electronic music. man kann aber auch synthpop dazu sagen.
meine ohren hören gerne musik, obwohl sie insgesamt nicht mehr so gut hören.
alt werden kann ganz lustig sein.
alt werden kann aber auch eine ziemliche plage sein.
der dichter widhalm fritz übt sich in zuversicht.
er ist kein kind von traurigkeit. NEIN!
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das folgende akrostichon hat mir konrad berger gewidmet.
closeWIESE
closeWendung, eine geburtshilfliche Operation
closeIdeenflucht, ein Denken das hastig
closeEinhäusigkeit, ein Vorhandensein beider Geschlechter
closeStil, ein Gepräge menschlicher Hervorbringungen
closeEierfrucht, ein Nachtschatten
close(Dedicated to my One & Only Fritz!)
konrad berger ist ein freund von mir.
(…)
socken gekauft. auf dem linken socken steht links. auf dem rechten socken steht auch links. die socken sind für ilse, in meiner größe haben sie leider keine vorrätig gehabt.
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heute, 25.10.2022, hat ilse eine lesung im literarischen quartier alte schmiede. eigentlich keine lesung, sondern vielmehr eine diskussion zum thema "wovon lebt eigentlich ein*e autor*in". es diskutieren jopa jotakin, ilse kilic und andrea stift-laube. die diskussionsleitung hat wolfgang straub inne. ilse ist schon in der alten schmiede und ich werde jetzt meine hörgeräte einsetzen und mich auf den weg dorthin machen. ich bin immer und gerne bereit, etwas zu lernen. tschau, liebes alterswerk, bis morgen.
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die veranstaltung in der schmiede war im prinzip gut, viel neues hab ich zwar nicht erfahren, was natürlich auch daran lag, dass ich die texte der autor*innen, die der diskussion die basis lieferten, bereits gelesen hatte. aber was solls, ich erfreute mich an der klarheit von ilse, schmunzelte über den roten kopf von jopa und staunte über manche statistiken, die hochgebeamt wurden. danach haben wir in der wunderbar mit einigen kolleg*innen bier getrunken. prost!
26.10.2022. nationalfeiertag.
der dichter widhalm fritz ist etwas verkatert.
frühstück im café hummel. häferkaffee und minigugelhupf. danach zu fuß nach hernals spaziert. einfach so. sich die füße vertreten. in einem öffentlichen bücherschrank ein merkwürdiges altes büchlein mit gedichten übers schifahren entdeckt und mitgenommen. es trägt den titel "skibrevier" und ist 1935 in der verlagsanstalt gebrüder richters in erfurt erschienen. damals war adolf hitler bereits reichskanzler und deutschland fest im griff der nationalsozialisten. der autor des buches heißt walter schmidkunz, ich werde mich gleich mal im www schlau machen, wer das war.
okay, walter schmidkunz war verleger, alpinschriftsteller und ghostwriter von luis trenker. zu seinem verhältnis zum nationalsozialismus schreibt die wikipedia:
schmidkunzens verhältnis zum nationalsozialismus ist umstritten. aus dem alpenverein sektion bayerland war er 1924 wahrscheinlich aus protest gegen den antisemitismus des vereins ausgetreten. auch wurde er als von jüdischer abstammung denunziert. auf der anderen seite legte er 1933 unter dem titel "adolf hitlers wahlheimat" einen propagandistischen reiseführer berchtesgadens voller pathos für adolf hitler vor. seit 1940 gab er die "münchner lesebogen" heraus, die er im sinne der literaturpolitik des ns-staates betreute. die "münchner lesebogen" bestanden aus heften im umfang von 16 bis 30 seiten und erlebten als leichte lesekost für soldaten und rüstungsarbeiter während des zweiten weltkriegs eine millionenauflage. nach kriegsende wurde schmidkunz im entnazifizierungsverfahren zunächst als 'minderbelastet' eingestuft und mit 500,- mark geldbuße sowie zu einem jahr gefängnis auf bewährung verurteilt. in einem berufungsverfahren wurde er 1949 freigesprochen. schmidkunz zog an den tegernsee und arbeitete dort als kulturreferent eines gemeinderats.
im buch kommt 36 mal das wort skiheil! zum einsatz, das im beigefügten kleinen skiwörterbuch wie folgt definiert wird:
sportgruß, der die tiefsitzende verbundenheit aller skiläufer zum ausdruck bringt und gewöhnlich mit 'mich auch...!' erwidert wird.
hmm, anscheinend ist dieser schigruß noch immer recht gebräuchlich und manche schiseite im www erklärt den schifahrer*innen auch, wo das wort heil herkommt und das man es auch weiterhin ohne bedenken verwenden kann. es gibt ja schließlich noch einige andere grüße mit heil.
closeweidmanns heil
closepetri heil
closeberg heil
man hat sich jetzt anscheinend auf die schreibweise ski heil anstelle von skiheil! geeinigt.
ich persönlich will eigentlich niemand mit heil begrüßen, egal ob er oder sie schifahrer*in, jäger*in, angler*in oder bergsteiger*in ist.
auch eine ilse und ein fritz bzw. friedrich kommen in diesem büchlein im gesang vom skikurs vor:
closeschulze friedrich aus dortmund,
closekugelrund,
closemund wie spund,
closehundertneunzig hosenbund,
closeaber sonst ganz g'sund.
closeund ein fräulein ilse zinn,
closelehrerin
closeaus berlin,
closemit ein bißchen flaum am kinn,
closedoch voll heitrem sinn.
so werden alle teilnehmer*innen eines schikurses in kurzen versen vorgestellt. an dem schikurs nehmen noch folgende personen teil:
closeegon spohr
closedoktor ernst
closeaugust schneckenburg und frau
closefritz meier mit frau henriette
closelotte frei
closefrau maria gschwendtner
also insgesamt 10 personen. und der skisportlehrer natürlich.
closeskisportlehrer sind markant,
closebraun gebrannt
closeund galant,
closemit der shagpfeif' in der hand
closemacht er sich bekannt.
closeund er begrüßt die säuglingsgilde,
closegeduld und milde
closeführt er im schilde,
closedie damen sind sogleich im bilde,
closedenn er ist wirklich keß
closeim feschen dreß.
closeo yes!
schluss mit wintersport, es ist zwar bereits oktober, aber noch sehr warm und ilse war am 27.10.2022 im pleschinger see bei linz schwimmen. ja, wir waren in linz.
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