Alexander von Borsig: "Hiroshima" (1982)


Alexander von Borsig ist Industrial-Punk, yeah. Er veröffentlichte Anfang der 80er Jahre die beiden EPs "Die Welt ist schön!" 1981 bei Eisengrau Records und "Hiroshima" 1982 bei Supermax Records. Alexander von Borsig heißt eigentlich Alexander Hacke und ist einigen von euch vielleicht von der Band Einstürzende Neubauten bekannt, bei der er seit Anfang der 80er Jahre Mitglied ist. Alexander von Borsig war damals aber auch in anderen Bands wie Mekanik Destrüktiw Komandöh, P1/E, Sprung aus den Wolken, Blässe, Sentimentale Jugend oder Lustige Geräusche aktiv. Vom Mekanik Destrüktiw Komandöh erschien 1980 das Album "Der Weg zum Frieden". P1/E erfreute uns 1980 mit der Single "Dependence / 49 Second Romance". Sprung aus den Wolken startete 1981 mit der Kassette "Sprung aus den Wolken" und Blässe veröffentlichten 1981 die Single "Lieben Sie Saxophon / Venus in der Oper". Die Sentimentale Jugend und die Lustigen Geräusche brachten es nur auf ein paar Samplerbeiträge. Alexander Hacke wurde 1965 in West-Berlin geboren und begann seine musikalische Laufbahn 1979 mit der Band Mekanik Destrüktiw Komandöh, da war er gerade mal 14 Jahre alt. Die Band bestand aus Volker Hauptvogel (Vocals), Alexander Hacke (Guitar), Edgar Domin (Bass), Uli Radike (Drums) und Stephan Schwietzke (Saxophone). Bei den Einstürzenden Neubauten ist Alexander Hacke zum ersten Mal auf dem Album "Zeichnungen des Patienten O.T." 1983 mit dabei, da bestand die Band aus Blixa Bargeld alias Christian Emmerich, N.U. Unruh alias Andrew Chudy, F.M. Einheit alias Frank Martin Strauß, Marc Chung und Alexander von Borsig alias Alexander Hacke. Yeah! Auch beim bisher letzten Neubauten-Album "Alles in Allem" 2020 ist Alexander Hacke Teil der Band, die jetzt aus Blixa Bargeld, N.U. Unruh, Alexander Hacke, Jochen Arbeit alias Joachim Stezelczyk und Rudolf Moser besteht. Weitere Bands, bei denen Alexander Hacke im Laufe der Zeit mitwirkte, waren Mona Mur & Die Mieter, Crime & The City Solution, The Unsemble, The Ministry Of Wolves oder die Jever Mountain Boys. Im Jahr 1983 war Alexander Hacke zum ersten Mal als Schauspieler im Film "Decoder" von Muscha alias Jürgen Muschalek zu bewundern. Muscha: Es geht um Manipulation des Menschen durch und mit Tönen, kurz, um funktionelle Musik, Muzak. Weitere Filme mit Alexander Hacke als Darsteller waren "Vaterland" 1992, "Jacks Baby" 1999, "Planet Alex" 2001 oder "Miss Sixty" 2014. Seine erste Arbeit als Komponist von Filmmusik lieferte er für den Film "Nihil, oder alle Zeit der Welt" 1988 von Uli M. Schueppel. Gemeinsam mit Danielle de Picciotto, die beiden heirateten 2006, schreibt er die Musik zur Fernsehkrimiserie "Ein Fall für Dr. Abel". Mit Danielle de Picciotto bildet er das Duo Hackedepicciotto, von dem bisher die Alben "Menetekel" 2017, "JOY" 2018 und "The Current" 2020 erschienen. Ja, Alexander Hacke ist ein vielbeschäftigter Mensch. Alexander Hacke: Ich hatte mit Alexander von Borsig den Adligen gespielt, den es ins 'Risiko' verschlagen hatte. Ich war ja auch als 'Oberschüler' oder 'Intellektueller' verschrien, obwohl ich nach der achten Klasse ohne irgendwelchen Abschluss die Schule verlassen hatte. Ich vermute, das lag an meiner Brille und an meinem Interesse für elektronische Instrumente. 'Von Borsig' klang darüber hinaus wohl auch nach höherer Schulbildung und Eliteinternat, dabei habe ich mich so genannt, weil mein Vater in den Borsigwerken gearbeitet hat. Der Song "Hiroshima" von Alexander von Borsig ist auf dem 2005 beim Label Monitorpop Entertainment erschienenen Doppelalbum "Berlin Super 80 - Music Underground West Berlin 1978-1984" zu finden. Auf diesem Doppelalbum sind außer Alexander von Borsig noch Mona Mur, Malaria!, Die Tödliche Doris, Christiane F., P1/E, Mono/45 UPM, Sprung aus den Wolken, Kosmonautentraum, Valie Export & Monsti Wiener, DIN A Testbild, Flucht nach vorn, Frieder Butzmann, Sentimentale Jugend, Einstürzende Neubauten, MDK und Die Unbekannten zu hören. Yeah! Beim Song "Hiroshima" wurde Alexander von Borsig (Elektronik, Saiteninstr., Gesang) von F.M. Einheit (Percussion, Elektronik) unterstützt. Alexander von Borsig: Es ging darum sich zu überbieten, unaussprechliche Dinge zu tun. Sich selber und die Musik neu zu erfinden. Das war das Wesen der Zeit und das Grundkonzept der Neubauten: 'Wir erweitern die Musik, bis es keine Musik mehr gibt.' Die totale Vernichtung der Musik war unser Ziel. Heute hört man in jeder kommerziellen Chart-Produktion Loops. Und kaum eine Rhythmusspur - von U2 bis R'n'B - ist nicht an irgendeiner Stelle mit Krach aufgepeppt, um besser zu knallen. Wir haben das damals aber nicht gemacht, um Ideenlieferanten für die Hitproduzenten von morgen zu sein, sondern um zu stören, zu nerven, Schmerzen zu verursachen. Andrew Unruh hat damals auf die Frage, welche Musik ihn beeinflusst hätte, geantwortet: 'Musik interessiert mich nicht. Ich will nur nerven.' Das war die Stimmung in Berlin. Da steckt natürlich auch eine Menge Koketterie drinnen, aber die gehört zum Pop, zur Kunst eben dazu. Eugène Delacroix: Wenn Sie nicht geschickt genug sind, einen Mann, der aus dem Fenster springt, in der Zeit zu skizzieren, die er für den Sturz von vierten Stock bis zum Boden braucht, werden Sie nie große Werke schaffen. Good night, Freunde und Freundinnen, ich les jetzt noch ein paar Seiten im Buch "Endstation Gänsehaut" 2018 von Christian Keßler, da gehts ums Horrorkino, yeah. Christian Keßler: Das, was ich nicht für preisenswert halte, soll unter den Tisch fallen, wo es geduldig darauf warten möge, bis jemand anderes des Weges kommt, der sein Lied singt. Hier singe ich erst einmal mein Lied.

16.01.2021