Der Plan: "Gummitwist" (1983)


Der Plan hatten wir auch schon mal, aber man kann ja nie genug Plan haben, yeah. Twist a la Plan, Neue Deutsche Welle könnte man auch dazu sagen, sagen wir aber nicht so gern, da die Deutsche Welle in den 80ern bereits im seichten Wasser herumtümpelte. Tanz den Gummitwist! / Woher weht der Wind von morgen, / wozu wird das Ding gebaut? / Wonach schreit der Mensch von heute, / wer hat mein Gehirn geklaut? / Ich frage Leute auf der Straße, / in der U-Bahn, im Büro, / alle woll'n Computer haben, / keiner weiß genau wieso. Der Song "Gummitwist" erschien 1983 bei WEA Records als Single, auf der B-Side befindet sich der Song "Space-Bob". Beide Songs waren dann auch auf dem 1984 bei Wave Records erschienenen Album "Japlan" zu finden, das 2013 beim Label Bureau B als CD wiederveröffentlicht wurde. Gib mir Parallelschnittstellen, / 64-Bit-Prozessor, / Fortram, Logo, CPU / und VisiCalc und RAM-Modul. / Interslip und Floppy Chip, / Pershing II und Apple Panic, / sind die Russen unsre Feinde, / ach, die Welt ist so verwirrend! / Papi, schenk mir einen Computer! / Hilfe für die ganze Familie! / Liebling, nimm die Rüstungsspirale! / Tanz den Gummitwist! Bei der Neuauflage von "Japlan" gibts natürlich ein paar Bonustracks, Neuauflagen gibts ja selten ohne ein paar Bonustracks. Die Bonussongs "Junger Mann", "Gorch Fock" und "Elektro Platinum Saturn Gott" sind okay, die Instrumentalversion von "Gummitwist" hätte man nicht unbedingt gebraucht. Kann ich morgen nicht mehr leben / ohne Personalcomputer? / Kann ich meine Blumen nicht mehr / ohne den Computer gießen? / Kann ich keine Suppe kochen / ohne LCD-Display, / und wenn ich meine Socken wasche, / brauche ich ein Interface? / Woll'n die Russen uns vernichten, / oder sind die Amis schuld? / Crazy Shoot Out, Space Invaders, / Snack Attack und Roach Hotel. / Von allen Dingen auf der Erde, / die es gibt und geben darf, / weiß ich eines völlig sicher, / was war es gleich, grad wußt ich's noch? / Papi, schenk mir einen Computer! / Hilfe für die ganze Familie! / Liebling, nimm die Rüstungsspirale! / Tanz den Gummitwist! / Ta ta ta ta tanz tanz tanz! / Tanz den Gummi tanz den Gummi! / Co Co Co Co Com Com Com! / Computer Computer! Ganz was anderes, wenn ihr den Katalog zur Ausstellung "exitus. Tod alltäglich", die 2007 im Künstlerhaus Wien stattgefunden hat, irgendwo herumliegen seht, sofort zugreifen. Johann Gottfried Seume: Wer den Tod fürchtet, hat das Leben verloren. In diesem Katalog gibts natürlich viel Kunst, aber auch alte Fotos von Leichenwagen oder von einer Leichenstraßenbahn, ja, so etwas hat es in Wien gegeben. Auch ein Salon-Leichenwagen der Ersten Eisenbahnwagen-Leihgesellschaft aus dem Jahr 1894 ist darin abgebildet. Und Särge, yeah, eine ganze Menge Särge. Särge in Wien, die hatten immer schon Saison, als feudale Holzpyjamas für den langen Schlaf. Särge, die im ethnologischen Bereich als die so wichtigen Vehikel für die Reise ins Jenseits erachtet werden und in der westlichen Welt nach Richtlinien ihrer möglichst einfachen Verrottung definiert oder aber als standesgemäßes Inventar für die erworbene Gruftwohnung gesehen werden. Luxusmodelle mit verstellbarer Innenbeleuchtung, Sargschlüssel in samtenen Schatullen zum Versperren und ein aufwendiges Sargdekor. Das Kapitel "Der Tod steht allen gut!" handelt von der Gothic-Szene. Was da alles erzählt wird, ist auch Quatsch, Humbug. Es gibt Leute in der Szene, die haben Todessehnsucht, die Leute gibt es aber auch genauso oft in anderen Szenen. Was es vielleicht so erscheinen lässt, dass es mehr ist, ist, dass das Thema Tod gedacht und behandelt wird, aber nicht nur mit Sehnsucht. Vielleicht denken Grufties öfters über Selbstmord nach als Nicht-Grufties, möglicherweise, aber sie begehen nicht öfters Selbstmord. Ich bin kein Gruftie, trage selten schwarze Kleidung und Selbstmord werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht begehen. Gruftiepop höre ich aber ganz gerne und gar nicht so selten. Yeah! Bei meinem Kleidungsstil sind im Prinzip alle Farben erlaubt, natürlich auch schwarz. Hmm, eigentlich ist schwarz keine Farbe, sondern ein optischer Effekt, der aufgrund fehlenden Lichts auftritt und einen farblosen Zustand beschreibt. Egal. Bin 'ne kleine Stubenfliege, / nichts gelernt und weiß nicht viel, / verstehe nichts von Mikro-Chips, / Kernkraftbomben und so'n Zeugs. / Fliege einfach um die Lampe, / tausendmal, tagaus, tagein, / weiß nichts über Gut und Böse, / brauch ich mehr zum Glücklichsein! / Reicht es nicht, so rumzuleben, / so dahin, für einen Tag? / Muß ich den nach Höherem streben, / wozu will ich Müh und Plag? / Ja, das mußt du, kleine Fliege! / Ich bin der Hacker im System, / ich schleich mich in die NATO ein, / ich könnte auch ein Russe sein. / Papi, schenk mir einen Computer! / Hilfe für die ganze Familie! / Liebling, nimm die Rüstungsspirale! / Tanz den Gummitwist! Ich tanz jetzt nicht den Gummitwist, sondern geh auf den Balkon eine Zigarette rauchen. Jetzt wird es ja langsam wärmer und warm.

14.05.2021