(…)
heute ist in wien wahl, 11.10.2020. meine stimme
habe ich bereits abgegeben, für gesamtwien mit bauchweh für
die spö und für den achten bezirk mit freude für links.
(…)
der achte bezirk, in dem ilse und ich wohnen, ist zwar nicht links geworden,
aber immerhin haben die grünen die övp von der spitze verdrängt.
da half auch der versuch nichts, sich farblich von der bundespolitik
unter kanzler sebastian kurz abzusetzen, ja, die övp im achten
bezirk wählte gelb statt türkis als ihre signalfarbe. der
achte bezirk ist wieder grün, er war es schon mal, aber dann spalteten
sich die grünen in 'grün' und 'echt grün' und schwupps,
war die övp vorne.
mehr links wäre zwar fein, aber immerhin entschieden sich im bezirk
507 wähler*innen für links, um 77 mehr als für die fpö.
auch diese tatsache bereitet mir durchaus freude.
ich reibe meine hände und lache.
in 2 stunden habe ich eine lesung.
lesungen machen zur zeit nicht richtig freude, es ist alles irgendwie
umständlich und merkwürdig wegen corona. huch. umwürdig
und merkständlich.
"bodenlos. politik & poesie." dienstag, 13.10.2020
um 19 uhr im bezirksmuseum josefstadt.
(…)
wieder was erledigt. der termin wird von der terminseite unserer homepage
demnächst entfernt. archiv gibts nicht. naja doch, aber nicht auf
www.dfw.at, die papiereinladungen werden in einem aktenorder abgelegt.
ist irgendwie netter zum anschaun.
closeich
weiß nicht, ob ich armselig
closebin,
aber ich bin sorgfältig.
closediese
gewissheit geht mir durch
closeden
kopf. ein gedanke. letzte nacht
closehabe
ich von cremeschnitten geträumt.
closealso
werde ich heute nicht zu abend essen.
closeich
schüttle mich sanft auf ein blatt papier.
closeich
ziehe es vor, mich über mich
closelustig
zu machen. pro woche, pro monat.
closedas
hirn voll von gekränkheit. ein lächeln.
closeich
besitze die höflichkeit, meine fehler
closenicht
zu stören. die zähne sind nicht
closemeine
fehler. der nackte körper ist nicht
closemein
fehler. ich wiederhole ein grunzen.
closeich
grunze ohne anstrengung, zwei
closemal.
gesegnet sei die heiterkeit. ich bin
closedazu
verurteilt. ich kann nicht nein sagen.
closewenn
ich meinen hut abnehme, bekomme
closeich
einen wutanfall. meine beine machen
closesich
selbstständig, gelenkigkeit ist nötig.
closeich
strebe nicht nach harmonie, oh
closenein.
gebiss ist ein leicht verständliches
closewort.
ich lasse ein lächeln los und hoffe,
closedass
es wehtut, dass es kleidet. ich
closebeklage
mich nicht, wenn ich der länge
closenach
hinfalle. oh, wie ich es liebe.
closeich
bin nicht unglücklich, bin ich
closeein
schaudern. bei regenwetter bin ich von
closevollendeter
rührseligkeit. ich muss mit
closemeinem
strengen geist, mit meinen üblen
closegerüchen
nachsicht üben. oder lügen. ich
closebin
überzeugt mit augenzwinkern. poesie.
closeich
schenke gerne, ich gewinne dadurch
closeeine
beinahe angenehme gemütsruhe, eine
closebeinahe
angenehme schlechte laune. meine
closegute
haut lässt mich nie vor hunger sterben.
closemeine
gute, gute haut ist ein zusätzliches
closegeschlechtsteil.
das ist sie mit vergnügen.
close
am 31.03.1989 hatte ich meine erste einzelausstellung in wien. ich hatte
davor schon einige ausstellungen, aber nicht in wien. nach meinen ersten
ausstellungen, damals war ich 19 jahre alt, war ich bald ziemlich genervt
vom kunstbetrieb. mit 20 jahren hatte ich die nase endgültig voll
und stellte meine bemühungen ein. ich zeichnete und malte weiterhin,
brach aber die kontakte zu meinen förderern ab. sie waren einfach
nicht die menschen, mit denen ich mich unterhalten wollte. nicht die
menschen, die ich unterhalten wollte. ich hatte keine lust mehr, ein
rohdiamant aus der unterschicht zu sein. sie sagten, es würde mir
leid tun, aber es tat mir nie leid.
ich ging nach wien.
(…)
mit bernhard k. gründete ich 1981 die band magendarmtrakt. punk.
nicht pogopunk, sondern mehr in richtung geniale dilletanten. unsere
erste kassette trug den titel „wurmfortsatz“.
für risikofreudige geräuschfetischisten.
wir waren begeistert.
das ist punk, wenn es keinen strom mehr gibt.
wir waren begeistert.
als ich 1984 mit ilse zusammenkam, wurde ich dichter. wir gaben die
literaturzeitschrift "drucksache" heraus. im jahr 1986 starteten
wir mit der edition das fröhliche wohnzimmer. das erste buch hieß
"rote fäden" und enthielt 3 texte von ilse, "rote
fäden", "arbeits=welt" und
"ein tag im wörterbuch des bruno s". die 3 texte wurden
von 7 zeichnungen von mir begleitet. als eine art vorspann war auch
ein gedicht von mir abgedruckt.
closeschwierige
augenblicke
closeregen
und wind
closewieder
und wieder spitzt er das kranke
closeglied
closeund
riskiert
closemit
seinem notizbüchlein
closeeinen
harmlosen scherz
closeniemand
antwortet
closeein
klein wenig schüchterner versuch
closekopf
ab
closedu
hast einen wasserkessel aus mensch-
closelicher
achtung
closealte
narren im treibsand
closebrauchen
die kindliche hoffnung mehr
closeals
wir
closetaugenichtse
closezwischen
zunge und gaumen
closeübrigens
mir fällt gerade ein
closeder
erste eindruck schreckt
closealles
ab
aller anfang ist ein anfang.
wir waren begeistert.
mein erstes buch "gaisberggefühl" erschien 1988 in der
herbstpresse von werner herbst. wolfgang radeczki, der betreiber des
atelier 96 war ein freund von werner herbst und so kam es dazu, dass
ich nach 13 jahren wieder eine ausstellung machte. es war irgendwie
anders, sympathischer, hier waren liebhaber*innen am werk. ich verkaufte
ein paar bilder zu liebhaber*innenpreisen und irgendwie waren wir einfach
nett zueinander. geld war wenig im spiel, aber es ging sich aus und
niemand jammerte oder sprach große worte. ich hasse große
worte.
i am a hater, yeah!
ein jahr zuvor, 1987, verkaufte uns der schriftsteller otto grabner
aus geldnot seine super-8 ausrüstung und ilse und ich wurden filmemacher*innen.
mein erster film trug den titel "hopLALA DADAnce" und wurde
1989 uraufgeführt.
20 kurze sequenzen über männliche sexualität... vorstellungen,
wünsche, heiter-ironisch und schwupps: kastration.
seit 2006 machen ilse und ich die "wohnzimmerfilmrevue" bei
okto.tv, alle 4 wochen, montag, gibts 13 minuten und 30 sekunden wohnzimmerfilme
zu sehen.
wohnzimmer, das sind ilse und ich.
1989 kam das schwein als verlagsmaskottchen ins fröhliche wohnzimmer
und 2006 öffnete das glücksschweinmuseum seine pforte. es
wird 2021 ein ende finden. 2021 werde ich 65 jahre alt.
mit 60 jahren entschloss ich mich, meine letzte literarische einzelpublikation
in buchform zu veröffentlichen, das buch "heute. ein letztes
buch" erschien 2016 beim klever verlag. seither schreibe ich nur
mehr verwicklungsroman mit ilse und an meinem alterswerk, das nicht
die absicht hat, buch zu werden.
der erste teil unseres verwicklungsromans, "dieses ufer ist rascher
als ein fluss!", erschien 1999 in der edition ch. 2021 wird der
zwölfte teil erscheinen, er wird den schönen titel "wir
sind wir und ich und du, wir sind weide, wir sind kuh" tragen.
close
lisa spalt: sprechen ist niemals zweckfrei. und "dieses ufer
ist rascher als ein fluss!" ist nicht nur eine art von gemeinsam
erfundener und aufgearbeiteter biografie, sondern auch ein umgang mit
den kleinen schwindelmechanismen, die das erinnern leiten, wenn es auf
ein gegenüber ausgerichtet ist: einerseits das gegenüber der
mitschreibenden, andererseits das der lesenden person. so etabliert
sich ein kleiner, liebevoll ironisierter wettstreit um die größere
aufmerksamkeit, die man/frau sich durch die ausbreitung erlittener verletzungen
psychischer und physischer natur gewissermaßen zu verdienen hofft.
der ersehnte ausgleich eines erfahrenen mangels und dadurch losgelöst
ein gewisser leidensneid sind einerseits motor für den autobiografischen
text, werden jedoch andererseits als durchschaute mechanismen auch zum
schmunzelnd umspielten thema. nicht zuletzt aber sind hier verschiedene,
teilweise durchaus sogenannte weibliche oder männliche erzähltechniken
sichtbar, mit denen die so sehr gewünschte aufmerksamkeit erzwungen
werden soll. es wird tiefgestapelt und übertrieben, verzerrt, geheimnisgekrämt
und durch offenheit brüskiert, es wird selbstbemitleidend und selbstironisch
agiert. so spielt der text ununterbrochen mit seinen leserinnen, welchen
neben dem schreibenden gegenüber all dieses buhlen gilt, denen
gleichzeitig aber auch ganz alltägliche gesprächstaktiken
bewußt deutlich und vergnügt vorgeführt werden.
lisa spalt war 1999 die betreiberin der edition ch.
seit 2004 wird die edition von günter vallaster betrieben.
gegründet wurde die edition 1989 von christine huber.
von 1993 bis 96 lag die edition in den händen von franzobel.
ich wiederhole mich.
ich bin künstler.
ich wiederhole mich oft.
ich bin musiker.
ich wiederhole mich gerne.
ich bin dichter.
wiederholen ist eine kunst, in der ich mich laufend übe.
ich bin filmemacher.
mein name ist widhalm fritz. meistens zumindest.
(…)
so, jetzt hab ich das versprochene bild von suzi quatro doch noch gefunden.
wohnzimmer 45
zeitschrift für unbrauchbare texte und bilder
2012
offenlegung gemäß § 325 mediengesetz: veröffentlichung
von zeitgenössischer literatur, grafik und sonstiger in printmedien
darstellbarer form von beschäftigung.
die zeitschrift "wohnzimmer" erschien von 1990 bis 2014, insgesamt
50 nummern und 25 sondernummern.
die sondernummern lagen den nummern gratis bei.
ich war nie ein guter geschäftsmann.
ich hatte mit viel glück immer mein auskommen.
mein name ist widhalm fritz. meistens zumindest.
close
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