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vor längerer zeit, 2016, wurde ich von der schriftstellerin irene wondratsch zu einer veranstaltung eingeladen. meine aufgabe war es, zu 2 von mir ausgewählten bildern, die im esslmuseum in klosterneuburg hingen, einen kurzen text zu verfassen und dort vor dem jeweiligen bild vorzutragen.
warum nicht, dachte ich, fuhr nach klosterneuburg und suchte 2 bilder aus.
das erste bild, das ich erwählte, war "der autobus (176)" von friedensreich regentag dunkelbunt hundertwasser. es ist im jahr 1953 entstanden, 3 jahre vor meiner geburt.
clo
gedicht: an autobus is an autobus is an autobus is an autobus is an autobus is, punkti punkti, strichi strichi, nein, gertrude stein, nein nein, funktioniert eigentlich nur mit rose, a rose, kapiert, aber vielleicht wollte gertrude stein diese vermischung der bedeutungen gar nicht, vielleicht wollte uns gertrude stein nur sagen, dass eine rose eine rose ist, hm, ist auch klüger so, eine rose ist eine rose und ein autobus ist ein autobus, und groß, ziemlich groß, das bild von friedensreich regentag dunkelbunt hundertwasser ist nicht so groß, nein, das bild von friedensreich regentag dunkelbunt hundertwasser ist nicht so groß wie ein autobus, nicht halb so groß, auch nicht viertel, das bild "der autobus (176)" hat eine durchaus ansprechende größe, gut so, ich mag keine bilder, die so groß sind wie ein autobus, die nehmen nur platz weg, füllen wände, brüllen mich an, ich bin groß, brüllen große bilder, großmächtig, ich finde mich ziemlich sympathisch, brüllt tristan tzara, der sich immer noch sehr sympathisch findet und sehr spät ins bett geht, obwohl er 1963 in paris von uns gegangen ist, das ist eine bekannte tatsache, wir finden ihn trotzdem sehr sympathisch, ja, yes yes, tristan tzara hatte eine ansprechende größe, genauso wie der autobus mit der nummer 176, in klammer, man könnte die größe auch entsprechend nennen, in klammer, da bleibt rundum platz, rings und umher in jeder richtung viel platz, eeh, eeh mit zwei e und einem h geschrieben heißt in der sprache der im südosten nigerias lebenden igbo ja, einfach ja, yes yes, viel platz, der dummerweise kaum genützt wird, rundum viel leere wand, großmächtig leere wände, grrrr wie grusel, grrrr grrrr wie grusel grusel, diese leere ist eine ernste angelegenheit, das ist nicht lustig, nein, das ist nicht lustig, der autobus (176) hat hier wenig zu lachen, der autobus (176) braucht bilder, rundum und ringsumher, bewegung, koste es was es wolle, eeeh, eeeh mit drei e und einem h heißt einfach eeeh wie eeeh, vielleicht sollte ich es mit umlaut a schreiben, äääh, grosse kunst muss nicht unbedingt mit großen kosten in verbindung stehen, nein nein, ich male herrn und frau essl gerne einen autobus, keine angst, ich kann das können, ich habe mir das können beigebracht, mit grazie, yes yes, freundlichkeit und freigebigkeit, oder ich male ihnen ein schwein, pay as you wish und drei bier, damit der kleine mensch im autobus (176) eine gute aussicht genießen kann, die macht aus ihm einen guten menschen, yes yes, can the can, und dann bekommt dieser gute mensch ein bedingungsloses grundeinkommen, yes yes, can the can, und die im südosten nigerias lebenden igbo auch.
noch eine strophe, ein gedicht braucht mindestens zwei strophen, sieht irgendwie besser aus, friedensreich regentag dunkelbunt hundertwasser setzte sich rund um das jahr 1988 für die beibehaltung der schwarzen autokennzeichen mit weißen ziffern ein, der autobus (176) hat kein schwarzes autokennzeichen und auch keine räder, der gute mensch im autobus (176) hat spiralen als augen, spiralenaugen, friedensreich regentag dunkelbunt hundertwasser war davon überzeugt, dass sich der schöpfungsakt in spiralform vollzogen hat, oho oho, will uns der kunstschöpfende hier mit dem zeigefinger einen religiösen hintergrund deuten? ich denke bei spirale immer an eine schallplatte, keine angst, ich kann das denken, ich habe mir das denken beigebracht, mit grazie, freundlichkeit und freigebigkeit, yes yes, meine lieblingssingle ist zurzeit "seasons in the sun" von television personalities, eine gute spirale, eine sehr sehr gute spirale, der gute mensch ist ganz allein im autobus (176), ich empfehle herrn und frau essl das hundertwasserbild "nachtzug (220a)" aus dem jahr 1978 anzuschaffen, der ist randvoll guter menschen und fährt ganz ohne spiralen.
noch eine kurze dritte strophe, 176 ist nicht die nummer des autobusses, so wie 220a nicht die nummer des nachtzuges ist, no no, ich finde das bild "der autobus" gut, sehr sehr gut sogar, yes yes, und ich kann mich noch an friedensreich hundertwasser als gast in der fernsehshow "wünsch dir was" erinnern, er war ansprechend kunterbunt als gast und maler, zum architekten sage ich bloss regentag, okay, sehen sie sich den autobus genau an, der autobus ist unsere zukunft, er fährt mit grazie, jener tausendfältigen erfindung von kleinen schmückenden, schenkenden und bereichernden zärtlichkeiten. ein kleiner beständiger aufwand, eine erfindsamkeit um des zierrats willen.
das kursive zitat stammt von hugo ball, er hat diese zeilen 1916 geschrieben.
ich schrieb zu jedem der 2 bilder 1 gedicht. prosagedichte. ich hab sie jetzt in den unendlichen weiten meines computers wiederentdeckt. ich hatte irgendwann die idee, dass sich die museen öffnen sollten, allen menschen öffnen sollten, indem sie den besucher*innen erlauben sollten, eigene bilder an den wänden zu platzieren, dazuzuhängen.
der mensch in hundertwassers autobus hätte sich darüber gefreut, da bin ich mir ziemlich sicher.
der mensch sitzt ganz hinten im autobus, er ist auf dem foto, das ich vom bild gemacht habe, nicht wirklich gut zu sehen. was solls.
hinschauen und entdecken.
oder übersehen, was schließlich auch eine art von sehen ist.
es ging mir bei meiner idee, die wahrscheinlich auch schon andere menschen gedacht haben, mitnichten darum, zu zeigen, das kann ja jede*r.
den autobus (176) konnte nur hundertwasser.
es ging mir mehr darum, zu zeigen, dass jede*r kann.
aber nicht muss, nein, nicht muss. warum auch.
die kunst ist eine geschichte, die von menschen geschrieben wird, von vielen menschen, die meisten davon werden dann wieder herausgestrichen.
das ist nicht gut für die kunst.
das ist gut für den preis.
vielleicht ist es dringend an der zeit die kunst vom preis zu befreien, das leben vom preis zu befreien.
wer will schon dafür arbeiten, um wertanlagen für reiche menschen zu produzieren.
reiche menschen schaffen nur armut, auch wenn sie noch so großzügig sind.
auch eine arme kunstgeschichte.
ich kann auch dem diktat nicht folgen, das künstler*innen einen eigenen weg finden und diesem folgen müssen.
es gibt viele wege, die man gehen kann, gemeinsam oder allein. manchmal verirrt man sich im nirgendwo, gemeinsam oder allein. an anderer stelle kann man keinen weg mehr erspähen und stapft trotzallem weiter, gemeinsam oder allein. wegweiser können auch hilfreich sein, sowohl zum weg finden als auch zum verirren, gemeinsam oder allein.
ich bin oft lieber allein gemeinsam.
naja, eigentlich bin ich nie allein, ich bin gemeinsam mit ilse und anderen, vielen anderen.
walter gropius: es gibt keinen wesensunterschied zwischen dem künstler und dem handwerker. bilden wir also eine neue zunft der handwerker ohne die klassentrennende anmaßung, die eine hochmütige mauer zwischen handwerk und kunst errichten wollte!
ich weiß, walter gropius ist schon lange tot. er starb 1969 im alter von 86 jahren, 10 tage vor meinem 13. geburtstag.
walter gropius war architekt und gründete 1919 das bauhaus in weimar. davor engagierte er sich im arbeitsrat für kunst, einer an die räterepublik angelehnten vereinigung revolutionärer künstler*innen.
als walter gropius 1919 das bauhaus-manifest geschrieben hat, wurden frauen noch mitgemeint.
oder auch nicht.
das wahlrecht erhielten frauen in deutschland im jahr 1918: alle wahlen zu öffentlichen körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen wahlrecht auf grund des proportionalen wahlsystems für alle mindestens 20 jahre alten männlichen und weiblichen personen zu vollziehen.
ich habe sie immer mitgedacht, sagt walter gropius.
als lehrling aufgenommen wird jede unbescholtene person ohne rücksicht auf alter und geschlecht, deren begabung und vorbildung vom meisterrat als ausreichend erachtet wird.
der meisterrat ist natürlich so eine sache und als sich mehr frauen als männer einschrieben, bekam der meisterrat angst, dass das dem guten ruf der schule schade.
ich unterhalte mich gern mit dem bauhaus. nein, ich bin kein spinner, ich versuche nur das bauhaus mit mir sprechen zu lassen. es gibt keine eindeutigen lösungen, man muss aber immer versuchen, für alle personen, ohne rücksicht auf alter und geschlecht, das bestmögliche zu erreichen.
es wäre nicht abwegig, wenn jemand sich entschlösse, etwas über die rolle der meisterfrauen zu schreiben, der frauen der bauhausmeister nämlich, die keinen offiziellen status hatten und doch maßgeblich an der geschichte und nachgeschichte des bauhauses beteiligt gewesen sind. über die meister selbst ist zu viel geschrieben worden, als dass hier von ihnen die rede sein müsste, schrieb lucia moholy in ihrem biografischen fragment "frau des 20. jahrhunderts".
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das zweite bild, das ich erwählte, war "study after paradise 2" von cecily brown. es ist im jahr 2003 entstanden.
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gedicht: a paradise is a paradise is a paradise is a paradise is a paradise is a paradise is, so könnte eigentlich jedes gedicht beginnen, okay okay, nützt sich natürlich ab, wie sich alles mit der zeit abnützt, auch die kunst und das kunstwerk, aber das macht nichts, nein nein, das macht weiters nichts, jedem lebewesen und jedem ding ist die abnützung auf den leib geschrieben, ohne abnützung kein leben, und umgekehrt, ja ja, immer auch umgekehrt, ich nütze mich ab, ich bin schon ganz abgenützt, und irgendwann bin ich zur gänze aufgebraucht, huch, fritz und die kunst sind im grunde genommen nichts anderes als abnützungserscheinungen, aber nähern wir uns dem paradies, nähern wir uns diesen rostbraunen flecken an der wand, scheinbar zwang- und formlos öffnen sie uns den weg ins paradies, whatcha gonna do without your ass, sagte der musiker sun ra zu dieser rostbraunen welt des friedens, kein bisschen grünes blatt und auch kein bisschen blaue luft, hm, ist vielleicht auch garnicht so wichtig, wie wir bei unseren spaziergängen zu geniessen denken, schlicht rostbraun, erdbraun, erdfarben, das irdische paradies, ein genuss, keine kälte, eine kostbarkeit, keine hitze, nur gemäßigtes klima und eine quelle für alles und nichts inmitten, die nie versiegt, oho, der garten eden, oder der garten der lüste wie ihn hieronymus bosch so charmant betitelte, ja ja, da stellt sich mir die frage, nützen sich die lüste ab, wie sich alles mit der zeit abnützt, natur natür natürlich, natur natür natürlich, pfeifen die spatzen vom dach, aber das macht nichts, nein nein, das macht weiters nichts, denn nicht alles oder nichts ist die devise, sondern alles und nichts, alles und nichts hochwohlgemerkt, auf die verbindung kommt es an, sagte der dadaist hugo ball, und dass sie vorher ein bisschen unterbrochen wird, also gut, gut gut, unterbrechen wir, halten wir die zeit an und nähern wir uns dem paradies mit dem autobus ganz ohne räder, hupp hupp.
hupp hupp, zweite strophe, was sehen wir in dieser zweiten strophe, dem erdenbraun sind feine striche eingezeichnet, höhlenmalerei, hupp hupp, die menschen der ausgehenden altsteinzeit konnten schon perspektivisch zeichnen, kannten verschiedene maltechniken und vermochten das verhalten von tieren naturgetreu wiederzugeben, steht im aufsatz "kunst im morgenlicht der menschheit" des prähistorikers jean clottes zu lesen, oho, und was sehen wir in dieser zweiten strophe, tiere, naturgetreue tiere, einen sanftmütigen hirsch, wie der hirsch lechzt nach frischem wasser, so lechzt meine seele, gott, nach dir, hupp hupp, ja ja, die religion hatte die kunst sehr lange im würgegriff der gönnerschaft, aber lassen wir das, lassen wir das, heutzutage kann die kunst viel vogelfreier atmen, ja ja, wir sehen einen vogel strauß, einen laufvogel, dem seit menschengedenken die mär vorauseilt, dass er bei bedrohung seinen kopf in den sand steckt, doch friede freude und apfelstrudel, in dieser rostbraunen welt des friedens, diesem garten der lüste, streckt er seinen kopf in die nichtblaue höh, dulliöh, wir sehen einen wolf, oh wenn der wolf beim lamme liegt, doch diesem wolf liegt ein leopard zu füssen, ein leopard, cecily brown hat hier wohl den spruch des propheten jesaja zusammengefasst, der da lautet, und der wolf wird beim lamm weilen und der leopard beim böckchen lagern, oder auch nicht, ich weiß es nicht, lautet an dieser stelle die einzig wahre antwort, und hupp hupp, ein bär mit befremdend männlichem antlitz, hm, hmm, mein hmmm wird lang und länger, dazu weiss mein holder oder hohler dichterschädel nicht viel zu sagen, vielleicht ein hinweis der künstlerin darauf, dass sich das wort bär laut sprachwissenschaft, zumindest einem teil der -schaft, von einem altgermanischen wort für mann herleitet, okay okay, runter mit dem männlichkeitswahn im garten der lüste, diese männlichkeit ist eine ernste angelegenheit, das ist nicht lustig, nein, das ist nicht lustig, als lustig würde ich eventuell die anwesenheit von zwei möpsen im garten der lüste bezeichnen, möpse wie mops, mops, müssiggang und völlerei, hupp hupp, alfred brehm schrieb in seinem thierleben, der mops ist der echte altejungfernhund und ein treues spiegelbild solcher frauenzimmer, bei denen die bezeichnung alte jungfer als schmähwort gilt, launenhaft, unartig, verzärtelt und verhätschelt im höchsten grade, jedem vernünftigen menschen ein greuel, die welt wird also nichts verlieren, wenn dieses abscheuliche thier samt seiner nachkommenschaft den weg alles fleisches geht, oh alfred, der mops ging den weg in den garten der lüste, diese rostbraune welt des friedens, yes yes, und er hat nie böse über dich gesprochen, und ich spreche am ende dieser zweiten strophe davon, dass die menschen der ausgehenden altsteinzeit für braun und rot eisenoxide und für schwarz manganoxide oder holzkohle verwendeten, um ihr paradies zu malen, hupp hupp.
in der dritten strophe begegnen wir dem homo 'hat das leben einen sinn' sapiens, zwei sind sichtbar, eins räkelt sich im gras, zwei fragt sich was, should i stay or should i go, yes yes, no no, die bibel würde die zwei adam und eva nennen, wir nennen sie einfach eins und zwei, das geschlecht das ist uns einerlei, hupp hupp, dass der dichter nur zwei homos erspähen kann, soll nicht heißen, dass sich nicht auch drei und vier, fünf und sechs im garten der lüste herumtreiben, und stopp, stopp stopp, zurück zum start, das bild "study after paradise 2" ist eine studie nach dem bild "der garten eden mit dem sündenfall", das zirka 1615 von peter paul rubens gemalt wurde, der wolf wird zum rind, der bär zum löwen, der knoten im ast des baum des lebens zur schlange und der dichter zum idioten, how sweet to be an idiot / and dip my brain in joy / children laughing at my back / with no fear of attack / as much retaliation as a toy / how sweet to be an idiot / how sweet / oo-oo-oo-oo-oo, how swee-ee-eet / to be an idiot / how sweet / how sweeeeeee eeeee-t / how-ow-ow sweeeet, hupp hupp.
das kursive zitat stammt von neil innes, er hat diese zeilen 1973 geschrieben.
yeah, kauft euch das 1973 erschienene erste soloalbum "how sweet to be an idiot" von neil innes. das originalalbum wird nicht mehr so leicht zu beschaffen sein, aber es ist 1994 unter dem titel "re-cycled vinyl blues" neu aufgelegt worden. diese neuauflage wurde um 7 songs aus dem jahre 1973 erweitert und ist den musikern ollie halsall und dennis cowan gewidmet.
ollie halsall starb 1992 im alter von 42 jahren.
herzinfarkt.
dennis cowan starb 1975 im alter von 28 jahren.
bauchspeicheldrüsenentzündung.
neil innes starb 2019 im alter von 75 jahren.
herzinfarkt.
neil innes begann seine musikalische laufbahn 1963 als mitglied der bonzo dog doo-dah band, die 1968 mit dem song "i'm the urban spaceman" einen hit im united kingdom hatte.
hugo ball starb 1927 im alter von 41 jahren.
magenkrebs.
friedensreich regentag dunkelbunt hundertwasser starb 2000 im alter von 71 jahren.
herzversagen.
cecily brown feierte 2020 ihren 51. geburtstag.
naja, wegen corona wird wohl aus der feier nichts geworden sein.
ich feierte 2020 meinen 64. geburtstag mit ilse.
in der dritten strophe des autobus-gedichts schreibe ich, dass (176) nicht die nummer des autobuses und (220a) nicht die nummer des nachtzuges ist, damit will ich nur sagen, dass sich diese nummern auf die beiden bilder und ihre reihung im werkverzeichnis beziehen, sage es aber nicht.
egal. ich hol mir jetzt ein bier aus dem kühlschrank und werde zum idioten.
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